Ludwigshafen Wenn Pflanzen auf Panzer treffen

Witzig und wild sind Ana Laibachs Werke, bei denen sie auch mal auf Zielscheiben schießt. Amadeus Certa malt fast im Stil der Al
Witzig und wild sind Ana Laibachs Werke, bei denen sie auch mal auf Zielscheiben schießt. Amadeus Certa malt fast im Stil der Alten Meister – aber mit kleinen Irritationen auf der Leinwand.

Wer unbedarft durch die großzügigen Ausstellungsräume im oberen Stockwerk der städtischen Galerie Port 25 im Mannheimer Hafenviertel Jungbusch schlendert, der könnte fast auf die Idee kommen, es handle sich um die Ausstellung eines einzigen Künstlers. Stefanie Kleinsorge, die Kuratorin, hat die Werke wild gemischt und nicht dieser Künstlerin eine Ecke und dem anderen Künstler die andere gewidmet. Und sie passen gut zusammen, die Werke der hier nicht geborenen, aber in der hiesigen Szene schon lange sehr bekannten Ana Laibach und des hier geborenen und anderswo zu Ruhm gekommenenen Amadeus Certa. Schaut man sie dann genauer an, die Gemälde und wenigen Zeichnungen, dann sieht man natürlich doch große Unterschiede. Das Interessante ist, dass Ana Laibach, Jahrgang 1966, die bedeutungsschweren, unkonventionellen, oft witzigen, manchmal wilden Werke liefert und der genau halb so alte Amadeus Certa, Jahrgang 1992, fast im Stil der Alten Meister ganz klassische Porträts malt, Landschaften. Und damit einerseits konservativer wirkt, andererseits aber auch frischer. Weil das Konservative vielleicht das Ungewöhnlichere ist in unserer modernen Zeit. Schaut man dann genauer hin, entdeckt man, dass Amadeus Certa natürlich nicht die Alten Meister kopiert, als würde er die Gemälde am Flussufer einer Großstadt verscherbeln wollen. Es sind Kleinigkeiten in seinen Werken, die Irritationen auslösen (sollen). Klecksereien auf der Leinwand. Oder die wie schnell hingeschmiert wirkenden Logos eines Schuhherstellers auf der Bande eines Fußballstadions, Titel „Friedrichsfeld“. Vermutlich war es viel mehr Arbeit, sie so unsauber hinzukommen, als hätte er sie einfach akkurat abgemalt. Und dann zeigt aber ein Werk wie „Fine und Louis“, ein Porträt seiner Freundin samt Hund im Garten, welch großes Talent er ist. Amadeus Certa hat 2016 sein Studium der Malerei und Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf mit Auszeichnung abgeschlossen und ist Meisterschüler von Siegfried Anzinger. Der Förderpreis des Mannheimer Kunstpreises ist seine dritte Auszeichnung. Ana Laibach kommt aus Braunschweig und hat Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe als Meisterschülerin von Max Kaminski studiert. Sie lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Mannheim. In ihrem Blumenfressersalon in den Mannheimer Quadraten entstehen Gemälde in vielen verschiedenen Techniken und Stilen. Mit Ironie und (Wort-)Witz setzt sie sich mit dem Irrsinn in unserer Welt auseinander. „Schießen lernen Freunde treffen“ heißt die Serie, mit der die Ausstellung eröffnet wird. Dafür hat Laibach auf Zielscheiben geschossen (ziemlich treffsicher übrigens) und auf deren Rückseiten merkwürdige Figuren gezeichnet. Deren Einschusslöcher befinden sich genau zwischen den Augen oder im Mund. Jeden Morgen, nachdem Ana Laibach aufgestanden ist, hört sie Nachrichten und zeichnet ihre Gedanken und Gefühle dazu auf. Diese comicartigen Radiotagebücher hängen als Tapete an der Wand im letzten Raum der Ausstellung. Aus politischen Themen wird bei Laibach häufiger poetische Kunst. „Blumen und Blöde“ heißt ein Werk aus dem Jahr 2012, bei dem Pflanzen auf Panzer treffen. Die Pflanzen sind größer, sie sind filigran ausgearbeitet, die Panzer hat sie schnellschnell auf die Leinwand gebracht. Mit Ana Laibach und Amadeus Certa haben sich etwa 80 weitere Künstler um den Preis beworben, berichtet Kleinsorge, die selbst der Jury angehörte. Die Qualität der Einreichungen sei sehr hoch gewesen und der Preis eine schöne Anerkennung – nicht nur für die Preisträger, sondern auch für die Stadt. Schließlich begreife sich Mannheim als Stadt der Kunst und Kultur. Termin Die Ausstellung „Wenn Tiger schießen lernen“ von Ana Laibach und Amadeus Certa ist von Sonntag, 27. Januar, bis Sonntag, 17. März, bei Port 25 in Mannheim, Hafenstraße 25-27, zu sehen. Die Eröffnung ist morgen, Samstag, 19 Uhr. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr.

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