Landau Süpfalz: Verein Südpfalz-Docs entwickelt Strategien gegen Ärztemangel

In fünf bis zehn Jahren werden 40 Prozent der Hausärzte in der Südpfalz in Rente gehen, warnt Jonas Hofmann-Eifler.
In fünf bis zehn Jahren werden 40 Prozent der Hausärzte in der Südpfalz in Rente gehen, warnt Jonas Hofmann-Eifler. Foto: picture alliance / Armin Weigel/

Hausärztemangel droht auch in der Südpfalz. In spätestens zehn Jahren werden 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte in Rente gehen, warnen die Südpfalz-Docs. Der Verein versucht gegenzusteuern, zudem hat die Gesundheitsministerin Ideen mitgebracht.

„Die Krankheit Hausärztemangel hat ganz Deutschland erfasst und bedroht auch die Südpfalz“, erklärt Jonas Hofmann-Eifler, ein junger Hausarzt in Rheinzabern. „Doch sie kann behandelt werden, wenn alle Verantwortlichen schnell handeln“, ist er sich sicher.

Hofmann-Eifler, gebürtiger Paderborner, studierte Medizin in Freiburg, verliebte sich in eine Pfälzerin und damit in die Südpfalz. Seit knapp drei Jahren arbeitet er in der Gemeinschaftspraxis seiner Schwiegermutter und ist begeistert von den vielfältigen Herausforderungen, die die Ärzte in einer Hausarztpraxis täglich zu meistern haben. Mittlerweile ist er Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg. Dort will er auch Medizinstudenten für die hausärztliche Arbeit begeistern.

 

Derzeit keine Versorgungslücke, aber sie wird kommen

Seine Begeisterung steckt auch andere Ärzte an. Im Oktober 2017 hatte Hofmann-Eifler erstmals andere junge Hausärzte in der Südpfalz zu einem Stammtisch eingeladen. Im Mai 2019 gründete dieser den gemeinnützigen Verein Südpfalz-Docs. Sein Ziel: mehr junge Hausärzte für die Südpfalz zu begeistern. Mittlerweile hat der Verein 40 Mitglieder. Darunter Hausärzte mit weniger als 15 Jahre Berufserfahrung – und mehr als 20 Fördermitglieder. Das sind Hausärzte, die länger als 15 Jahre praktizieren.

 

Laut der Kassenärztlichen Vereinigung ist die Südpfalz gut mit Hausärzten versorgt. Es gebe keine Versorgungslücken; doch dies sei, erläutert Hofmann-Eifler, eine Momentaufnahme. Das werde in fünf bis zehn Jahren völlig anders aussehen, wenn nicht heute gegengesteuert wird. Zwei Zahlen beschreiben das Dilemma: Schon heute sind knapp 20 Prozent aller Hausärzte in der Vorderpfalz über 65, rund 40 Prozent über 60 Jahre alt. In fünf bis zehn Jahren werden 40 Prozent aller Hausärzte „in Rente gehen“. Die Südpfalz-Docs wollen heute handeln, damit die Patienten auch morgen gut versorgt sind.

Welche Maßnahmen greifen kurz-, mittel- und langfristig? Das war die Frage beim Symposium „Ärzte vernetzen, Gesundheit fördern – Projekte der Südpfalz-Docs“ in Annweiler. Das wollten die Südpfalz-Docs mit der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) diskutieren. Sie brachteIdeen mit. Kurzfristig fördert das Land die Niederlassung von Ärzten in unterversorgten Gebieten mit bis zu 20.000 Euro. Allerdings nur, wenn der Nachwuchsmediziner nicht schon praktiziert hat, also beispielsweise in einer Gemeinschaftspraxis mitgearbeitet hat. Mittelfristig wirken soll eine Beratungsstelle für Kommunen, die coacht, wie Gemeiden um Ärzte werben können. Langfristig setzt die Gesundheitsministerin auf die Landarzt-Quote. Ab dem Wintersemester 2020/21 werden die Studienplätze für Medizin in Rheinland-Pfalz um 13 Prozent erhöht und der Zugang zum Studium erleichtert. Wer sich nach dem Studium zum Hausarzt weiterbildet, um als Hausarzt zu arbeiten, erhält einen Bonus. Das macht sich erst in acht bis zehn Jahren in der Versorgung bemerkbar, denn so lange dauern Studium und Weiterbildung.

 

Tage der Einzelpraxis gezählt?

„Die Medizin wird weiblicher und die Erwartungen und Ansprüche der jungen Ärzte und Ärztinnen unterscheiden sich deutlich von denen der älteren“, spricht Bätzing-Lichtenthäler ein weiteres Thema an. Diese Analyse bestätigen Harald Allmendinger von der Kassenärztlichen Vereinigung und Sascha Dupuis, Sprecher des Wormser Gesundheitsnetzes. Junge Ärztinnen und zunehmend auch junge Ärzte wollen „Familie und Beruf“ unter einen Hut bekommen. Sie wollen geregelte und gleichzeitig flexible Arbeitszeiten – möglichst zeitweise in Teilzeit –, sie wollen als gut ausgebildete Ärzte im Team arbeiten, um sich austauschen zu können, und sie wollen möglichst keine Zeit mit Verwaltungsarbeit verschwenden.

 

Damit wären die Tage der klassischen Einzelpraxis gezählt. Die Zahl der Gemeinschaftspraxen und der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) steigt. Michael Jager, leitender Arzt der Ärztegenossenschaft Bitburg, berichtet vom Aufbau eines genossenschaftlichen MVZ. Er habe seine Einzelpraxis an die Ärztegenossenschaft verkauft und arbeite jetzt als Angestellter der Genossenschaft. Es drängten zunehmend mehr private Investoren auf den Gesundheitsmarkt, deren Interesse nicht die Versorgung, sondern die Rendite sei, warnt Jager. In der Einzelpraxis arbeite man isoliert, es gebe keinen Austausch. Diese werde den Wettbewerb gegen ein MVZ verlieren. Das sei für ihn die fachlich bessere Alternative.

 

Im Netz

Interessierte Ärzte erhalten weitere Informationen unter http://www.suedpfalzdocs.de.

 

Die Ministerin und die Südpfalz-Docs hatten Ideen im Gepäck.
Die Ministerin und die Südpfalz-Docs hatten Ideen im Gepäck. Foto: Iversen
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