Landau Südpfalz mobil: Region gerät aufs Abstellgleis

Die Bahnstrecke Landau – Herxheim, hier bei Mörlheim, ist schon seit 1982 für den Personenverkehr stillgelegt.
Die Bahnstrecke Landau – Herxheim, hier bei Mörlheim, ist schon seit 1982 für den Personenverkehr stillgelegt.

Der Fahrgastverband Südpfalz mobil ist in hohem Maße unzufrieden mit der Landesregierung, den Politikern aus der Südpfalz und dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr. Er wirft ihnen allen vor, keine Visionen für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu haben und Chancen für dessen Ausbau nicht zu nutzen.

„Die Elektrifizierung kommt in der Region nicht an“, klagt der Vorsitzende Magnus Hellmich und fordert, dass sich die Politik dieses Thema auf ihre Fahnen schreiben müsse. Nur dann könnte die Stadtbahn von Wörth nach Landau oder die S-Bahn von Neustadt nach Landau verlängert werden. Letzteres könnte so funktionieren wie in Schifferstadt: Ein S-Bahn-Zug würde in Neustadt getrennt, ein Teil könnte in Richtung Kaiserslautern weiterfahren und der andere in die Südpfalz. Südpfalz mobil ist aber auch mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr und dessen Direktor Michael Heilmann unzufrieden. Der hatte im Landauer Bauausschuss emissionsfreien Fahrzeugen (mit Batteriespeicher oder Brennstoffzellenantrieb) ab 2023 den Vorzug vor einer durchgängigen Elektrifizierung gegeben (wir berichteten am 1. Juni). Inzwischen hat der Zweckverband dies konkretisiert (Bericht auf der Seite „Wirtschaft“) Das hält Südpfalz mobil für grob fahrlässig: Die neuen Techniken seien nicht marktreif, und dem Eisenbahnknoten Landau werde die Zukunftsfähigkeit genommen. Für den Fahrgastverband ist nicht nachvollziehbar, wie und warum der Zweckverband zu dieser Entscheidung gekommen sei. Der zweite Vorsitzende Rüdiger Trinks meint, die Kommunen müssten mehr eigene Kompetenz in Fragen des Nahverkehrs aufbauen, anstatt sich auf den Zweckverband zu verlassen. Eine Elektrifizierung amortisiere sich durch günstigere Betriebskosten. Zudem stünden die Chancen aufgrund der Förderinitiative der Bundesregierung gut, sofern jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen würden. Südpfalz mobil fordert die südpfälzischen Bundestagsabgeordneten deshalb dazu auf, deswegen massiv bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vorstellig zu werden. Eine bessere Anbindung würde auch Pendler zum Umstieg vom Auto auf die Schiene animieren und die Reisendenzahlen deutlich ansteigen lassen. Mehr öffentlicher Nahverkehr sei dringend geboten, wenn das Pariser Klimaschutzabkommen überhaupt noch eine Chance haben solle. Zudem sei auch in Karlsruhe in absehbarer Zeit mit Fahrverboten für Teile der Innenstadt zu rechnen. „Der ÖPNV wird immer wichtiger“, betont Hellmich. Das gelte für einen wirtschaftlich so dynamischen Raum wie den um Landau, zwischen den Technologieregionen Rhein-Neckar und Karlsruhe, in besonderem Maß. Die zweite überfällige Maßnahme sei der Lückenschluss zwischen Winden und Wörth, wo die Bahnlinie nur eingleisig ist – umso mehr, als die Zweigleisigkeit früher bereits im Bundesverkehrswegeplan gestanden habe. Vorbehalte, dass dann zu viel Güterverkehr durch die Südpfalz rumpeln würde, teilt Südpfalz mobil nicht. Dafür reiche der Ausbaustandard nicht. Für ein Unding hält der Verband die schlechte Einbindung des Mittelzentrums Edenkoben, wo nur selten ein Regionalexpress hält. Pendler nach Karlsruhe seien wegen des Umsteigens in Landau weit über einer Stunde unterwegs. „Das ist eine Zumutung“, sagt Hellmich. Er wundert sich, „dass die Kommunen das hinnehmen“. Der Fahrgastverband ist auch davon überzeugt, dass eine Reaktivierung der einst sogar von D-Zügen aus dem Beneluxraum nach München befahrenen Bahnstrecke Landau – Germersheim funktionieren würde: Beide Städte sind Unistädte, an der Strecke liegt das Hornbach-Zentrum. Ein weiterer Wunsch ist die Reaktivierung der 1996 stillgelegten Strecke Landau – Herxheim. „Dafür brauchte der Zug zwölf Minuten, was mit dem Auto nicht zu schaffen ist“, so Hellmich. Eine Verlängerung bis Rülzheim brächte den Anschluss an die Strecke Schifferstadt – Wörth. Das hatte das Land 2003 untersuchen lassen, damals mit dem Ergebnis, dass Kosten und Nutzen in keinem sinnvollen Verhältnis stehen würden. Wirtschaft

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