Landau Kleiner Schatz jüdischer Geschichte taucht im Flohmarkt auf

Ausschnitt des Bildes von Olga Loeb.
Ausschnitt des Bildes von Olga Loeb.

Die Stadt Landau berichtet von einem besonderen Fundstück aus Landaus jüdischer Geschichte: Im Ruhango-Markt Im Justus ist nämlich ein Gemälde von Olga Loeb aufgetaucht. Sie war eine Verwandte von Anne Frank.

Die Pressestelle spricht in ihrer Mitteilung sogar von einem „kleinen stadthistorischen Schatz.“ Nur 24 auf 31 Zentimeter misst das „Stillleben mit Klatschmohn und Margeriten“, das vor allem durch seine Künstlerin zu etwas ganz Besonderem wird: Olga Loeb, begeisterte Hobbymalerin, war die frühere Besitzerin des heutigen Frank-Loebschen Hauses aus der jüdischen Familie Frank-Loeb. 1939 musste sie vor den Nationalsozialisten aus Landau nach Luxemburg fliehen. Der Freundeskreis Ruhango-Kigoma um die Vorsitzende Dorothea Kischkel möchte das Werk gerne wieder im Frank-Loebschen Haus wissen und hat es deshalb der Stadt Landau geschenkt.

Erinnerung lebt

Bürgermeister Maximilian Ingenthron, der gleichzeitig stellvertretender Freundeskreis-Vorsitzender ist und das Geschenk mit Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer im Flohmarkt entgegennahm, wusst bereits, dass „es hier viele Schätze und so manches Schnäppchen zu entdecken gibt“. Zum aktuellen Fund bemerkte er, es sei den Nationalsozialisten eben gerade nicht gelungen, das Andenken an das reichhaltige jüdische Leben in Landau auszulöschen. Dass das von Olga Loeb gemalte Bild nun wieder dorthin zurückkehre, wo es einst gemalt worden sei, sei ein symbolträchtiges Zeichen für die Erinnerungskultur in unserer Stadt.“

Vereinsvorsitzende Kischkel berichtet, dass das kleine Kunstwerk dem Team des Ruhango-Markts – namentlich Dietmar Wenzel – bei der Warenannahme gleich aufgefallen sei: „Auf der Rückseite befindet sich eine handschriftliche Notiz, die auf Olga Loeb verweist. Für uns war gleich klar, dass es sich um ein vielleicht nicht unbedingt kunsthistorisch, aber doch stadthistorisch wichtiges Zeugnis handelt. Und es ist uns ein Anliegen, dass das Bildnis wieder ins Frank-Loebsche Haus zurückkehrt.“

Die Rückseite des Gemäldes.
Die Rückseite des Gemäldes.

Auf Spurensuche

Christine Kohl-Langer hat bereits mit der Recherche begonnen. „Wie der Bildrückseite zu entnehmen ist, war das Gemälde im Besitz von Hedwig Charlotte Hagen, der 1902 in Landau geborenen Tochter von Professor Julius Hagen, der bis 1936 das Stadtarchiv und das Stadtmuseum leitete. Wie das kleine Gemälde von Olga Loeb in ihren Besitz gelangte, ist heute leider nicht nachvollziehbar.“ Aber: Kohl-Langer und ihr Team suchen im Archiv nach weiteren Hinweisen auf das Bild, um dieses bei der Rückkehr ins Frank-Loebsche Haus in einen historischen Kontext stellen zu können – eine Geschichte zu erzählen, wie Kohl-Langer betont.

Zum Hintergrund: Olga Loeb wird am 4. Juli 1876 in Landau geboren. 1927 erbt sie den Besitz ihrer Mutter, darunter das heutige Frank-Loebsche Haus. Im März 1939 findet sie bei Verwandten in Luxemburg Unterschlupf. Trotzdem wird sie 1941 im Kloster Fünfbrunnen interniert und von dort 1943 nach Theresienstadt deportiert. Sie wird befreit und kehrt nach Luxemburg zurück, wo sie am 16. September 1946 stirbt. Olga Loebs Mutter Sophie Loeb war eine Schwester von Michael Frank, dem Großvater von Anne Frank.

Info

  • Der Freundeskreis Ruhango-Kigoma veranstaltet seit 1997 einen Gebrauchtwarenmarkt, dessen Erlös dem ruandischen Partnerbezirk zugute kommt. Etwa 30 freiwillige Helfer sind dienstags von 15 bis 18.30 Uhr beim Verkauf im Einsatz; angenommen werden Sachspenden donnerstags von 13.30 bis 17 Uhr.
  • www.freundeskreis-ruhango-kigoma.de

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