Landau Bei Herzdruckmassage an Musik von Bee Gees denken

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„Retten ist cool“, sagt Dr. Michael Janowitz, Internist am Pfalzklinikum. Vor allem aber sei es normal und selbstverständlich. Aus diesem Grund hat Janowitz einen Reanimationslehrgang für Grundschüler auf die Beine gestellt, der Kindern beibringen soll, was im Ernstfall zu tun ist. In der vergangenen Woche war der Mediziner bei zwei vierten Klassen der Horstring-Schule zu Gast.

Die Statistik sei erschreckend, berichtete Michael Janowitz: 75.000 Menschen würden in Deutschland pro Jahr einen Kreislaufstillstand außerhalb eines Krankenhauses erleiden. Zwar seien 47 Prozent dabei nicht allein, doch nur jeder fünfte „Zuschauer“ wisse, wie er helfen könne und welche Wiederbelebungsmaßnahmen zu ergreifen seien. Letztendlich kämen daher nur rund 5000 Betroffene völlig gesund und ohne Hirnschäden davon. Um diesem Problem entgegenzuwirken, beschloss die Kultusministerkonferenz der Länder im Jahr 2014, dass Wiederbelebung ab der siebten Klasse zum Schulstoff gehören soll. Bereits bei Viertklässlern setzt der eintägige Reanimationslehrgang „Hands only“ an, mit dem Janowitz an der Landauer Horstring-Schule auf das Problem aufmerksam machen möchte. Denn bei unseren Nachbarn in den Niederlanden oder in Norwegen sei die Situation deutlich besser. Dort würden 70 Prozent der bei Zusammenbrüchen Anwesenden Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, während der Patient auf den Notarzt wartet. „Diese Überbrückung ist enorm wichtig“, stellte Janowitz klar. „Ohne Herzmassage sterben ab der vierten Minute des Kreislaufstillstandes Hirnzellen unwiederbringlich ab.“ Die Hilfsbereitschaft in den Niederlanden und Norwegen sei mit darauf zurückzuführen, dass in diesen Ländern schon in den Schulen damit begonnen werde, Kindern Möglichkeiten der Wiederbelebung beizubringen. Bereits in der Vorwoche hatten die Viertklässler das Thema Kreislauf und Rettungskette im Sachkundeunterricht durchgenommen. Dadurch waren sie gut vorbereitet. „Prüfen, rufen, drücken“ – das seien die zentralen Punkte, die man beachten sollte, falls man einen Kreislaufstillstand beobachtet, erklärte Michael Janowitz. Die Landauer Grundschüler lernten zunächst, wie man einen Kreislaufstillstand erkennt und wie man richtig darauf reagiert: Situation einschätzen, Notruf absetzen und bis zum Eintreffen des Rettungswagens Reanimationsmaßnahmen durchführen. Übersetzt heißt „Hands only“ in etwa „nur mit den Händen“ und bezieht sich auf eine lebensrettende Sofortmaßnahme: Circa 100 Mal pro Minute wird dabei dem Bewusstlosen fest auf den Brustkorb gedrückt. Durch diese Herzdruckmassage soll der noch im Kreislauf verbliebene Sauerstoff weiter durch den Körper transportiert werden. Auf die Frage der Kinder, woher man wisse, wie schnell 100 Mal pro Minute ist, hatte der Mediziner eine einfache Antwort: „Ihr drückt einfach im Rhythmus eines Disco-Songs, wie ,Stayin’ alive‘ von den Bee Gees – übersetzt heißt das nämlich ,am Leben bleiben‘.“ (wag)

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