Südwestpfalz/Contwig Tierretter warnen vor falsch verstandener Tierliebe

Der Anblick einsamer, regloser Tierkinder erwecke schnell Mitgefühl und den Wunsch zu helfen. „Doch so verlassen sind die kleine
Der Anblick einsamer, regloser Tierkinder erwecke schnell Mitgefühl und den Wunsch zu helfen. »Doch so verlassen sind die kleine Tiere meist nicht« schreiben die Tierretter.

Falsch verstandene Tierliebe führe oft zum Tod von Tierbabys in der Brut- und Setzzeit. Die Tierrettung Contwig ist „schockiert, wie manche Menschen mit Jungtieren umgehen“.

„Leider erhalten wir täglich oft sogar mehrfach am Tag Anrufe über Rehkitze, Frischlinge, Jungvögel, Füchse, aber auch Eichhörnchen und kleine Wildkatzen, die Kinder und erwachsene Menschen auf dem Schulweg oder bei Wanderungen finden und dann einfach mitnehmen“, scheibt Anna-Lena von Rohden, Abteilungsleiterin und Tiermedizinische Fachangestellte des Tierretter-Vereins aus Contwig.

Der Anblick einsamer, regloser Tierkinder

Im Sommer würden oft einsame Jungtiere entdeckt. Dabei sei der scheinbar verlassene Nachwuchs meist kein Grund zur Sorge, denn die Eltern seien normalerweise nicht weit entfernt. Auch Rehkitze seien nur selten allein unterwegs. Der Anblick einsamer, regloser Tierkinder erwecke schnell Mitgefühl und den Wunsch zu helfen. „Doch so verlassen sind die kleine Tiere meist nicht. So hält sich die Ricke meist in unmittelbarer Nähe ihres Nachwuchs auf, während die Häsin zweimal am Tag zum Säugen kommt. In der Zwischenzeit verharren die Jungtiere in scheinbarer Schockstarre und entgehen so dem aufmerksamen Blick von Fressfeinden“, erläutert von Rohden.

Scheint ein Jungtier verlassen, sollte es erst längere Zeit beobachtet werden – mit Abstand und Vorsicht, um eventuell abwesende Weibchen nicht zu verschrecken. Insbesondere Säugetiere – etwa Rehkitze, Eichhörnchen, Jungfüchsen oder -hasen – sollten nie angefasst werden. Der menschliche Geruch könnte dazu führen, dass die Muttertiere die Jungen verlassen.

Es gibt eine Ausnahme

„Ausnahmen gelten für Tiere in unmittelbarer Gefahr, etwa auf einer Straße oder Ähnlichem. Je nach Art sollte man diese Jungtiere in einen nahe gelegenen Baum, einen Busch oder in hohes Gras setzen. Hat man keine Handschuhe parat, sollte man junge Säugetieren anschließend mit einem Grasbüschel abreiben, um den menschlichen Geruch grob zu entfernen“, empfehlen die Tierretter.

Generell sollte man sich während der Setz- und Brutzeit rücksichtsvoll verhalten und Störungen vermeiden. „Auf keinen Fall Jungtiere einfach mitnehmen, wenn sie gefunden werden, da dies ein Strafbestand zur Jagdwilderei wäre“, warnen die Tierretter. Wege sollten in dieser Zeit nicht verlassen werden, und Hunde gehörten beim Spaziergang unbedingt an die Leine. Auch Katzen sollten während der Dämmerung im Haus bleiben, empfiehlt Anna-Lena von Rohden.

Info

Wer ein Jungtier findet, das nach ausgiebiger Beobachtung noch immer allein oder offensichtlich krank und verletzt ist, kann die Contwiger Tierrettung unter Telefon 06332 568860 informieren.

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