Waldfischbach-Burgalben Schlechte Aussicht für das Seniorenheim

Mit dem Anblick des Schandflecks müssen die Menschen wohl noch lange leben, denn das Projekt Seniorenwohnen, das auch einen Abri
Mit dem Anblick des Schandflecks müssen die Menschen wohl noch lange leben, denn das Projekt Seniorenwohnen, das auch einen Abriss dieses Gebäudes beinhalten sollte, steht derzeit still und droht komplett beerdigt zu werden.

Der größte Schandfleck im Ort, die Brandruine des Hotel Martin, wird wohl noch sehr lange stehen. Und ein Senioren- und Pflegeheim hinter dem Rathaus ist mindestens in sehr weite Ferne gerückt.

Eine Überraschung war es wohl für die wenigsten, als Ortsbürgermeister Michael Oestreicher über den Sachstand zu dem Großprojekt Seniorenwohnheim und betreutes Wohnen berichtete und verkünden musste, da wird sich absehbar überhaupt nichts tun. Müsste man bildlich beschreiben, was er dem Gemeinderat am Donnerstag mitteilte, würde sich wohl folgendes Bild anbieten: Das Projekt Seniorenwohnen in Waldfischbach-Burgalben, das den Abriss des früheren Hotel Martin beinhaltet, wurde schon mal an das Grab getragen. Ob es endgültig beerdigt wird, steht noch nicht fest. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings deutlich gestiegen.

„Keine guten Nachrichten“, sagte Oestreicher. Aber auch die müsse er überbringen. Formal sieht es so aus: Die Schenk-Gruppe aus Pirmasens, die das Projekt verantwortet, hat einen Mietvertrag (Laufzeit 25 Jahre) über alle Grundstücke, teilte die Schenk-Gruppe mit. Alle Grundstücke, das sind zum einen die Grundstücke, die hinter dem Rathaus bis zur Moosalb hin für das geplante Seniorenheim benötigt werden. Und es ist das Grundstück des ehemaligen Hotel Martin, wo die Brandruine einem Gebäude für betreutes Wohnen weichen soll. „Vor Baubeginn müssen wir sicher sein, dass wir den Mietvertrag voll umfänglich erfüllen können, also alle Grundstücke müssen bei uns sein“, schreibt Manfred Schenk dem Bürgermeister und fährt fort: „Sollte die Übernahme des Grundstücks scheitern, müssten wir zuerst neue rechtliche Voraussetzungen im Mietvertrag und in den Grundbüchern schaffen“. Gemeint damit ist das Hotel-Martin-Grundstück, das einem Eigentümer aus der Südpfalz auch schon Eigentümer gehörte, als das Gebäude 2020 in Flammen aufging.

Schandfleck ist Dauerthema im Ort

Was die Sache, sprich die Grundstücksübernahme erschwere, sei, dass auf dem Grundstück Zwangshypotheken der Kreisverwaltung liegen, teilt die Schenk-Gruppe dem Bürgermeister mit. Der Kreis war in Vorleistung getreten, um die schlimmsten Brandschäden zu beseitigen, inklusive erforderlicher Asbestreinigung. Dazu komme, dass ein Zahlungsverbot an den Grundstückseigentümer bestehe. „Das macht die Sache nicht leichter“, teilt Manfred Schenk mit. „Das hört sich nicht gut an“, resümierte Oestreicher, nachdem er dem Rat diese Information gegeben hatte.

Wirklich überrascht haben dürften sie ernsthaft niemanden. Denn dass der Schandfleck immer noch steht, bleibt ein Dauerthema im Ort. Weil sich seit Monaten nichts tut und viele ältere Bürger, die schon geplant haben ihren Lebensabend in dem Seniorenwohnheim zu verbringen, wohl erkannt haben, dass es mit einem Umzug so schnell nichts werden wird.

Baugenehmigungen liegen vor

Ende Juli hatte es von der Schenk-Gruppe noch geheißen, dass es noch Klärungsbedarf zwischen der Schenk-Gruppe und den vormaligen Eigentümern der Immobilie Hotel Martin gebe. Die Schenk-Gruppe hatte damals erklärt, dass man hoffe, dass diese bis September geklärt seien und parallel zu den startenden Arbeiten am Seniorenwohnheim auch die Abrissarbeiten am abgebrannten Hotelgebäude beginnen können. Darüber hatte Oestreicher Ende Juli informiert. Die Abrissarbeiten hinter dem Rathaus sollten im Oktober mit den Fällungen von Bäumen starten, die ab diesem Zeitpunkt wieder erlaubt sind. Passiert ist in den ersten Oktobertagen nichts. Dafür wachsen aber mittlerweile schon Bäume auf dem Gehweg vor dem Hotel Martin. Hinter dem Bauzaun.

Für beide Projekte – Seniorenwohnheim und betreutes Wohnen – liegen seit Juni die Baugenehmigungen vor. Die Zweifel, dass das Projekt trotz vorliegender Baugenehmigung überhaupt realisiert wird, und Fragen, ob der juristische Streit um das Hotel-Martin-Grundstück nicht auch eine willkommene Ausstiegsklausel für die Schenk-Gruppe aus dem Gesamtprojekt sein könnte, ist immer wieder Thema bei Gesprächen der Bewohner von Waldfischbach-Burgalben. Das Projekt war auch Thema bei der RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion vor der Verbandsbürgermeisterwahl. Weil es in der gesamten Verbandsgemeinde derzeit keine Möglichkeiten für Seniorenwohnen gibt.

Grundvoraussetzungen ändern sich ständig

Was alle, die sich mit der aktuellen Welt- und Wirtschaftslage befassen, immer stärker zweifeln ließ, war auch, dass sich die Grundvoraussetzungen für das Projekt ständig verschlechterten. Die Rentabilität des Projektes ist nicht mehr in der Form gegeben, wie zu Beginn der Planungen: Baupreise explodieren. Mit Gas sollte das Wohnheim mit Wärme versorgt werden. Ob das eine zukunftsträchtige, bezahlbare Lösung bleibt, kann derzeit nicht seriös beantwortet werden. Die Fördertöpfe für Zuschüsse zu Bauprojekten sind stark verändert worden, teils nicht mehr vorhanden. Die Liste ließe sich noch endlos fortsetzen, aber klar ist: Das Projekt rechnet sich für den Investor keinesfalls mehr so wie zu den Zeiten, als die Planungen aufgenommen wurden. Und bei einem Projekt nichts verdienen, eventuell sogar drauflegen, wird kein Investor.

x