Kreis Südwestpfalz Radverkehrskonzept: Radfahrer wünschen sich mehr Raum und bessere Verbindungen

Noch steht das Radverkehrskonzept nicht, aber eines ist schon klar: Es gibt nicht nur an manchen Stellen im Landkreis Verbesserungsbedarf bei bestehenden Radwegen, sondern auch bei Verbindungen zwischen Orten. Das hat die Online-Befragung der Radwegenutzer ergeben, die Landrätin Susanne Ganster und Dominik Könighaus von der Verkehrsplanung R+T GmbH neben einer Bestandsanalyse des bestehenden Radwegenetzes am Montag vorstellten.
Danach wünschen sich die rund 700 Teilnehmer der Befragung – großteils Berufstätige zwischen 30 und 50 Jahren – vor allem eine bessere Trennung von Rad- und fließendem Autoverkehr, eine bessere Verbindung von Kommunen und breitere oder bessere Radwege. Zu den am häufigsten genannten örtlichen Kritikpunkten gehört die Radwege-Lücke Stambach-Dellfeld, wo etwa 600 Meter beim Pirminius-Radweg fehlen und deshalb die Landesstraße genutzt werden muss. Einen fehlenden Radweg monierten viele auf der L478 zwischen Eppenbrunn und Ludwigswinkel, auf der L478 zwischen Bottenbach und Vinningen sowie auf der K92 zwischen Ruppertsweiler und Ständenhof. Kritik an der Oberfläche des als Radweg nutzbaren Wirtschaftsweges gab es mehrfach bei den Radverbindungen zwischen Dahn und Fischbach sowie zwischen Rumbach und Fischbach.
Bestandsaufnahme mit Rad und Kamera
Die Planungsgesellschaft hat ebenfalls das bestehende Radwegenetz von Radlern mit Helmkamera befahren lassen; die Befahrung ist seit Ende voriger Woche abgeschlossen, Digitalisierung und Mängelanalyse laufen noch. Insgesamt gehe man aber von etwa 700 Mängeln aus, informiert Könighaus. Dazu zählten sogenannte Punktmängel wie örtlich falsche Beschilderungen oder fehlende Markierungen sowie Streckenmängel wie beispielsweise zu schmale Wege oder schlechte Oberflächen auf längeren Abschnitten.
Unfallschwerpunkte haben die Planer übrigens nicht ausgemacht; die 121 Unfälle mit Radbeteiligung von 2019 bis 2021 seien meistens auf Fehler von Verkehrsteilnehmern zurückzuführen, sagt Könighaus; mangelhafte Infrastruktur habe nur bei etwa zehn Fällen eine Rolle gespielt.
Nicht überall entsteht ein neuer Weg
Ausgewiesen sind im Landkreis etwa 650 Kilometer an Radwegen. Mit den erfragten und dokumentierten Verbesserungsvorschlägen für Lückenschlüsse und neue Verbindungen würde das Radwegenetz auf rund 900 Kilometer anwachsen. Der Bau neuer Radwege werde aber sicher nicht überall möglich sein, schränkte der Planer ein. In manchen Bereichen müssten sich Radler vermutlich auch künftig einen Weg mit Autos oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen teilen. Und auch nicht jeder Radler-Wunsch nach einer Asphaltierung des Weges dürfte umsetzbar sein, gab Holger Keller von der Kreisverwaltung mit Blick auf Natur- und Hochwasserschutz zu bedenken. Die Kosten spielten dabei ebenfalls eine Rolle.
Konzept dient als Vorschlag
Was umgesetzt werde, liege später ohnehin in der Hand der jeweiligen Baulastträger, betonte Susanne Ganster – also etwa bei Verbandsgemeinden, Landesbetrieb Mobilität oder Forst. Der Kreis erstelle nun vielmehr ein kreisweites Konzept, das den Radverkehr bündele und Vorschläge ausarbeite, damit die Bürger auch im Alltagsverkehr mehr das Rad nutzten. Denn inzwischen seien immer mehr Menschen mit Pedelec oder E-Bike unterwegs. Deshalb schauten sie in dem neuen Konzept auch auf innerörtliche Verbindungen, etwa zu Schulen, Kindertagesstätten, Einkaufsmöglichkeiten oder Gewerbebetrieben.
Dass die Adressaten – vor allem Kommunen und Verbandsgemeinden – selbst ein großes Interesse daran haben werden, Vorschläge umzusetzen, bezweifelt die Landrätin aber nicht. Denn in der eigens dafür gebildeten Lenkungsgruppe des Kreises seien ja auch die Verbandsgemeinden vertreten, betont sie. Neben weiteren Interessensgruppen wie Land- und Forstwirtschaft, Polizei oder Behindertenvertreter; auch Handbiker sind auf Radwegen unterwegs.
Bürgerkonferenzen im September geplant
Die Lenkungsgruppe, die sich ebenfalls mit Fördermöglichkeiten beschäftigen wird, soll laut Landrätin übrigens nicht gleich wieder aufgelöst werden, wenn das Radverkehrskonzept fertig vorliegen wird. Letzteres soll im Herbst der Fall sein. Bis dahin sind noch einige Arbeiten zu erledigen: Das Zielnetz für den Alltagsradverkehr wird nun erstellt, in der Lenkungsgruppe, auf Verbandsgemeinde-Ebene sowie mit weiteren Beteiligten abgestimmt. Nach den Sommerferien soll das Konzept dann in Bürgerkonferenzen in allen Verbandsgemeinden vorgestellt werden.
