Kreis Südwestpfalz Nach dem Stress ist jetzt die Familie dran

„Bis auf Weiteres mach’ ich gar nichts mehr“, sagt Karlheinz Schöner. Seit er Ende September als Homburger Oberbürgermeister abgetreten ist, konzentriert sich der Kirrberger auf das Ehe- und Pensionärsleben – und auf sein Enkelkind.

Als Schöner zum letzten Mal auf Bundesebene beim Städte- und Gemeindebund mitmischte, drückte ihm Finanzminister Wolfgang Schäuble anerkennend die Hand. Ansonsten war die Zahl der öffentlichen Verabschiedungen des 63-Jährigen überschaubar. Als Rüdiger Schneidewind (SPD) den Spitzenplatz im Rathaus einnahm, bescheinigte er seinem Freund: „Du kannst mit deiner Amtszeit zufrieden sein.“ In einer Zeit, in der die Kassenlage des einstigen Gewerbesteuer-Krösus Homburg dramatisch in den Keller rauschte, habe Schöner die Weichen zum Erhalt der Handlungsfähigkeit gestellt und einen Zwangs-Sanierungshaushalt zumindest bis 2015 abgewendet. Und zwar durch unpopuläre Maßnahmen, die der Stadtrat 2011 einstimmig in den Haushalt hineingeschrieben hat. Eine dieser Maßnahmen war die Schließung des technisch veralteten Freibades, um dessen ausufernde Betriebs- und Unterhaltungskosten abzustellen. Das haben viele Homburger ihrem Ex-OB nie verziehen. Doch wenn Karlheinz Schöner etwas für notwenig hält, dann zieht er es auch durch. Wenn’s sein muss, auch gegen Widerstände in seiner eigenen Partei CDU. Die gab es auch deshalb, weil er aus seiner engen freundschaftlichen Rathaus-Zusammenarbeit mit dem SPD-Mann Schneidewind nie ein Hehl gemacht hat. Doch um Befindlichkeiten in der Partei scherte er sich ebenso wenig wie um die öffentliche Meinung. Sein hemdsärmeliger Stil engte den Freundeskreis weiter ein. Oft wurde dabei übersehen, dass Karlheinz Schöner eisern das Ziel verfolgte, Entscheidungen mit nachhaltigem Effekt zu fällen. So war die Schließung der Schwimmbäder kein Selbstzweck. Wenn die Stadt für das Schul-, Vereins- und Freizeitschwimmen schon Geld ausgibt, so sagte er, dann soll dieses nicht ungebremst durch morsche Heizungsrohre in die Luft geblasen werden. Lieber sollte es ein Kombibad mit moderner Technik sein, mit dem man für die nächsten 25 Jahre fix kalkulieren kann. Dass er dafür kommerzielle Geschäftspartner aus der Wirtschaft ins Boot holte, brachte ihm weiteren Argwohn ein. Schöner ist sich aber sicher, dass das neue Ganzjahresbad, das übernächste Woche eröffnet wird, ein ähnliches Erfolgsmodell wird wie die Ansiedlung der Musikschule in Erbach: Um dort ein ehemaliges Flüchtlingslager in ein Kulturzentrum mit Aula, Proberäumen und Kindergarten zu verwandeln, wurde die bis dato städtische Musikschule in die Regie einer eigens gegründeten GmbH überführt. Maßgeblich initiierte der Hobby-Schlagzeuger auch die Gründung einer Kulturgesellschaft, die die zuvor zwischen Werbegemeinschaft und Verkehrsverein zersplitterten Aufgabengebiete wie Flohmarkt, Schlossberghöhlen und Klassik-Konzerte nun unter einem Dach betreut. Auf die Idee muss man erst mal kommen, die große Fahrzeughalle des städtischen Baubetriebshofs alljährlich im Herbst für einige Wochen als Show-Arena zu nutzen. Je bis zu 6000 Menschen besuchen dort im Oktober und November Messen, Rockkonzerte, Boxkämpfe und das Bockbierfest der Karlsberg-Brauerei. Größter Misserfolg in Schöners Agenda dürfte hingegen der Rückzug des Investors ECE sein, der auf dem Enklerplatz eine Einkaufsgalerie angekündigt, aber nie verwirklicht hat. Für das Ziel, mit dem Center neue Kunden nach Homburg zu locken, hatte Schöner den erbitterten Widerstand alteingesessener Einzelhändler und einer kritischen Stadtrats-Opposition in Kauf genommen. Bei Grundstücksgeschäften im Zusammenhang mit dem angestrebten Neubau der Bundesstraße 423 kam die Stadt Homburg in den Besitz einer einstigen Diskothek, genannt Musikpark. Es wurde zu einem Lieblingsprojekt des Rockfans Schöner, daraus eine Veranstaltungshalle für Pop, Techno und Partys zu machen – als flockige Alternative zum gediegenen Saalbau. Doch obwohl die Stadt eine gute Million Euro in den Ausbau des Musikparks gesteckt hat, will dieses Steckenpferd des früheren OB einfach nicht aus den Startlöchern kommen. Heiligabend 2013 riss eine schwere Erkrankung den Macher aus seinem Amt. Dorthin konnte er bis zum vorher schon geplanten Ende seiner Dienstzeit nie mehr ganz zurückkehren. So erhielt sein Nachfolgekandidat, der Beigeordnete Rüdiger Schneidewind (SPD), über den Wahlkampf-Sommer Gelegenheit, sich als Rathaus-Spitzenkraft zu profilieren – mit Erfolg. In Homburgs CDU entbrannten derweil harte interne Kämpfe. Jetzt mag sich Karlheinz Schöner in die Kommunalpolitik überhaupt nicht mehr einmischen. Sogar die Trommelstöcke hat er schon lange nicht mehr angefasst. Wie er selbst sagt, ist für ihn nach all dem Ärger der vergangenen Jahre nun die Wiederentdeckung der wirklich wichtigen Dinge angesagt: des Familienlebens und der Gesundheit. Recht hat er.

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