Selchenbach/Bubach Polen im Ostertal – Projekt über Zwangsarbeit

Die polnische Zwangsarbeiterin Paulina Mauryk arbeitete in Bubach.
Die polnische Zwangsarbeiterin Paulina Mauryk arbeitete in Bubach.

Die Geschichte der polnischen Zwangsarbeiter in der Region wird vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt aufgearbeitet. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat seine Mitarbeit angeboten.

Das Projekt nennt sich „Lebenszeichen. Polen und der Zweite Weltkrieg“ und soll vor allem auf die Ereignisse In Rheinland-Pfalz und dem Saarland blicken. Das Institut wurde 1980 in Darmstadt von dem Schriftsteller Karl Dedecius gegründet. Es will die gegenseitigen Kenntnisse des Kultur- und Geistesleben von Polen und Deutschen vertiefen.

An vielen Orten, so heißt es in dem Aufruf des Instituts, gebe es heute noch Erinnerungszeichen an die Anwesenheit von polnischen Frauen und Männern in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Sie waren meist zur Zwangsarbeit in der Industrie oder der Landwirtschaft eingesetzt. Das Polen-Institut will diese Spuren in einem ersten Schritt sammeln. Dabei könne es sich um Dokumente, Aufzeichnungen, Fotos, Tagebucheinträge, Tafeln oder Gedenksteine handeln.

Bäuerin auf dem Feld erschlagen

Für den Heimat- und Kulturverein Ostertal haben Hans Kirsch und Klaus Zimmer den Aufenthalt und die Erlebnisse der Zwangsarbeiter im mittleren Ostertal erforscht und in Band 4 der „Chronik des mittleren Ostertals“ festgehalten. Mindestens 36 polnische Männer und Frauen, die in der Landwirtschaft arbeiteten, seien nachgewiesen.

Auf dem Königreicher Hof sind 13 bekannt, in Selchenbach sechs, in Bubach und Osterbrücken je fünf. Manche hätten sich bei den Bauernfamilien gut aufgehoben gefühlt, andere hätten üble Erfahrungen gemacht. In Selchenbach habe ein Pole die Bäuerin, der er zugeteilt war, auf dem Feld erschlagen, weil er sich schlecht behandelt fühlte. Anschließend habe er sich an einem Baum erhängt. Begraben worden sei er aber in Osterbrücken, jedoch nicht auf dem Friedhof.

Briefe für den Königreicher Hof

Die polnische Zwangsarbeiterin Anna Kurek sei nach dem Krieg in Osterbrücken geblieben, weil sie dort gut behandelt worden sei; sie habe später einen Mann aus Haupersweiler geheiratet. Eine andere Polin schrieb nach dem Krieg noch jahrelang Briefe auf den Königreicher Hof.

Der Heimatverein hat dem Polen-Institut die 40 Seiten der „Chronik“, in denen es um die Zwangsarbeiter gehe, in Kopie übersandt, zusammen mit zahlreichen Dokumenten und Fotos.

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