Kreis Kaiserslautern Von Skepsis bis zu striktem Nein
«Kaiserslautern.»Haben Mini-Gemeinden mit weniger als 300 Einwohnern noch eine Zukunft? Wenn es nach dem neuen, vom Land in Auftrag gegebenen Gutachten zur Gebietsreform geht, nicht. Denn die Expertise von Professor Martin Junkernheinrich schlägt eine Verschmelzung zu größeren Einheiten vor. Doch was halten die Ortsbürgermeister von dieser Idee? Die RHEINPFALZ hat sich umgehört.
Während im Landkreis Kusel das Ende der Eigenständigkeit Dutzenden von Dörfern droht, liegen im Landkreis Kaiserslautern nur Gerhardsbrunn, Langwieden und Frankelbach unter oder an der Grenze. „Wir haben mittlerweile 317 Einwohner!“, kommt es – von der RHEINPFALZ auf das Thema angesprochen – bei Hans-Peter Spohn wie aus der Pistole geschossen. Der Frankelbacher Ortsbürgermeister räumt aber ein, dass seine Gemeinde „ähnlich wie Kaiserslautern als Großstadt immer so an der Grenze herumkrebst“. Ende 2017 hatte das Dorf im Lautertal noch 299 Einwohner. „Doch mittlerweile sind ein paar Familien zugezogen“, erklärt der FWG-Mann die Bevölkerungszunahme. Die Zahl an sich ist für ihn aber nicht entscheidend. „Gut, bei 200 Einwohnern und darunter wird es vielleicht schwierig. Aber ein Dorf wie unseres mit 300 Einwohnern lässt sich sehr gut verwalten“, betont er. Ohnehin hat Spohn zu den Aussagen im Gutachten eine dezidierte Meinung, mit der er auch nicht hinterm Berg hält: „Ich lehne eine Fusion rundherum ab. Wir haben hier eine funktionierende Dorfgemeinschaft. Und die lasse ich nicht durch Hirngespinste aus Mainz kaputt machen. Sollte eine Fusion erzwungen werden, werde ich zivilen Ungehorsam leisten“, gibt sich der 58-Jährige kämpferisch. Als er zum ersten Mal von der Idee gehört habe, habe er das für einen Aprilscherz gehalten, sagt Spohn. Fusionen machten vielleicht in großen Einheiten noch Sinn. „Beispielsweise wenn die Stadt und der Kreis zusammen gingen, deren Verwaltungen in Kaiserslautern 50 Meter auseinander liegen.“ Für Dörfer wie Frankelbach sieht er hingegen nur Nachteile. „Wir müssten in diesem Fall ja wohl mit Olsbrücken zusammengehen. Da würden wir untergehen“, ist Spohn sicher, dass die Interessen von Frankelbach bei einer Fusion mit der mehr als zweimal so großen Nachbargemeinde nicht hinreichend berücksichtigt würden. „Wir wollen keine Bittsteller sein!“, unterstreicht er und stellt fest: „So lange ich Ortsbürgermeister bin, wird es keine Fusion geben.“ Während Spohn bei der Kommunalwahl wieder kandidieren will und somit zumindest ein Bewerber für den Bürgermeistersessel in Frankelbach bereit steht, hat Gerhardsbrunn, die kleinste Ortsgemeinde im Landkreis Kaiserslautern, schon seit Jahren kein reguläres politisches Oberhaupt mehr, sondern nur einen Beauftragten: Das 160-Seelen-Dörfchen auf der Sickinger Höhe wird von Verbandsbürgermeister Erik Emich (CDU) „mitregiert“, seit Hans-Jürgen Brünesholz sein Amt zum 1. September 2016 aufgab. „Dass ich das quasi mitmache, ist keine optimale Lösung“, findet Emich und rührt deshalb mit Blick auf die Kommunalwahl am 26. Mai die Werbetrommel. Ob sich indes unter den wenigen Einwohnern der kleinen Gemeinde ein Bewerber findet, der Führungsverantwortung übernehmen will, sei noch offen. „Die geringe Einwohnerzahl ist hier schon ein Problem“, so der Verbandsbürgermeister. Emich, der selbst aus Bruchmühlbach-Miesau stammt, kann sich denn auch eine Fusion von Gerhardsbrunn mit dem benachbarten Langwieden vorstellen. „Wenn beide Ortsgemeinden das möchten, wäre es keine schlechte Idee“, findet der CDU-Politiker: „Denn die beiden passen von der Größe, der Struktur und der positiven Finanzlage gut zusammen.“ Eine Zwangsfusion lehnt Emich allerdings strikt ab. „Man kann natürlich drüber reden, wie man im Prinzip über alles reden kann“, meint der Langwiedener Ortsbürgermeister Max Marowsky, ist aber selbst skeptisch: „Was soll eine Fusion unserer Gemeinden an Vorteilen bringen? Mir fällt da nichts ein.“ Langwieden sei sehr gut aufgestellt: Der Haushalt sei – nicht zuletzt dank der Windräder, die im Sommer gebaut werden – ausgeglichen, ein Neubaugebiet erschlossen, die Straßen in gutem Zustand, zählt er auf. „Und die fünf Vereine im Dorf machen viel zusammen. Dieses Engagement schweißt uns zusammen.“ Für die nächsten 20 Jahre sei in Langwieden gut gesorgt. Daher mache es aus seiner Sicht keinen Sinn, an der Struktur zu schrauben. „Zumal die Verwaltungsarbeit ja eh von der Verbandsgemeinde übernommen wird.“ Mit Gerhardsbrunn sieht er nur wenige Anknüpfungspunkte: Die Nachbargemeinde sei viel stärker landwirtschaftlich geprägt als Langwieden, wo es nur noch einen Nebenerwerbsbauer gebe. „Und überhaupt: Ob Langwieden oder Gerhardsbrunn – jeder macht sein Ding!“ Marowsky glaubt, dass das Interesse an einer Fusion in Gerhardsbrunn ebenfalls gering sei. „Wenn die Rede davon wäre, dass wir zusammengehen sollten und es dann nur noch einen gemeinsamen Rat und einen Ortsbürgermeister für beide Gemeinden geben würde: In diesem Fall wäre plötzlich ganz schnell ein Bewerber für das Ortsbürgermeisteramt in Gerhardsbrunn da“, ist der Langwiedener überzeugt, dass die Eigenständigkeit auch den Nachbarn wichtig ist.