Kreis Kaiserslautern „Kommissar Rex“ weckte sein Interesse

91-77131554.jpg

Bei offiziellen Treffen zwischen dem Kreis Kaiserslautern und dem estnischen Partnerkreis Rapla ist Veiko Rakaselg meist mit von der Partie, überbrückt als Dolmetscher Sprachbarrieren. Seit Oktober studiert der Este nun an der Universität Kaiserslautern (TU) Raum und Umweltplanung und strebt den Master in Stadt- und Regionalentwicklung an.

Deutsch ist für Veiko Rakaselg kein Problem. Neun Jahre Schuldeutsch, vertieft durch ein von der deutschen Kultusministerkonferenz gefördertes Sprachdiplom, lassen den 29-Jährigen die Sprache perfekt beherrschen. Aber warum gerade Deutsch? Da muss der Este schmunzeln. „Ich bin mit Satellitenfernsehen und deutschen Serien groß geworden“, verrät er lachend. Serien wie „Kommissar Rex“ wecken beim jungen Veiko Interesse an Deutschland, an der deutschen Sprache. Und dann gibt es noch den Vater, der für eine globale Spedition Lastwagen quer durch Europa fährt und viel in Deutschland unterwegs ist. Mit 15 nimmt Veiko seine erste direkte Beziehung zu Deutschland auf – als Lkw-Beifahrer auf der Durchfahrt nach Österreich. Der zweite Besuch folgt 2011. Ganz offiziell. Veiko Rakaselg hat mittlerweile den Bachelor als Geograf an der Universität in Tartu abgelegt und arbeitet seit 2009 in Rapla in der Kreisverwaltung unter anderem am Großprojekt „Schnellbahntrasse quer durch das Baltikum“, das auch den Kreis Rapla queren soll. Daneben ist er Partnerschaftsbeauftragter. Und da gerade die Verbindung zum Kreis Kaiserslautern immer inniger wird, ist es schon praktisch, dass Rakaselg Deutsch perfekt beherrscht. Er führt die Pfälzer durch Rapla, überbrückt die Sprachbarriere beim Treffen der beiden Kreisorchester im Kreis Kaiserslautern, steht den Landräten zur Seite und lernt so auch die TU Kaiserslautern kennen. „Mensch, das ist doch was für mich“, setzt sich an der TU der Gedanke in ihm fest, dass es zu einem Wechsel in seinem Leben kommen muss. Und der lässt nicht lang auf sich warten: Seit Oktober 2015 wohnt Rakaselg nun in einem Mini-Apartment am Rande der Lauterer Innenstadt und ist ordentlicher Student im Masterstudiengang Stadt- und Regionalentwicklung im Fachbereich Raum- und Umweltplanung an der TU. „Die Fachbegriffe im Rechtswesen, die fehlen mir“, kommt der Este direkt auf eine bislang nicht erkannte Schwachstelle zu sprechen. Denn als sprachlicher Mittler war die rechtliche Fachterminologie nicht wirklich gefragt. Er findet gut, was er jetzt an der TU lernt. Vor allem sagen ihm der Praxisbezug und das häufige Arbeiten im Team zu. Das komme einem, der sich gerne mit und für andere engagiert, sehr entgegen. Veiko Rakaselg packt gerne helfend an. So hat er auf der Heimfahrt vor Weihnachten sein Auto kurzerhand in den Dienst der Kreispartnerschaft gestellt und Material von der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr und den Pflegeheimen mit nach Estland gebracht. Das geht nun nicht mehr, das Auto ist in der Heimat geblieben: „Das brauche ich in der Stadt Kaiserslautern mit den vielen Bussen nicht“, sagt er. Dafür ist er jetzt dabei, sich beim hiesigen Roten Kreuz oder beim Katastrophenschutz einzubringen. In Estland ist er in beiden Organisationen längst Mitglied – ebenso im Verein estnischer Raumplaner. Seine Zukunft sieht er in Estland, nicht im Kreis Kaiserslautern, obwohl ihm als begeisterter Wanderer der Pfälzerwald sehr gefällt. „Zuhause wartet die Freundin“, stellt Rakaselg klar, dass da schon gewichtige Gründe für die alte Heimat sprechen. Außerdem steht sein Elternhaus in dem Küstenstädtchen Haapsalu, einer kleinen Kurstadt, die viele kennen, ohne zu wissen, dass es sich um Ansichten von Haapsalu handelt. Die Kinderbücher der schwedischen Autorin Astrid Lindgren wurden alle von Ilon Wilkland aus Haapsalu illustriert. Sie hat die romantisch verspielten, bunten Holzhäuser hinter die Geschichten von Pipi und Co. gebracht. Und die kennt wirklich jeder. „Ilon Wilkland ist unsere Ehrenbürgerin“, ist Veiko Rakaselg schon stolz auf seine Heimatstadt.

x