Wochen-Spitzen Zurück zu den Wurzeln

Da klebt nicht nur der Ball am Fuß.
Da klebt nicht nur der Ball am Fuß.

Jeder Fußballverein wünscht sich einen Kunstrasenplatz. Ein teures Vergnügen. Erst recht, wenn die Sonne unerbittlich auf das dunkle Grün brennt.

Kunstrasen und Hitze

Zugegeben, es macht unheimlich viel Spaß auf einem Kunstrasenfeld Fußball zu spielen. Der Untergrund ist weich, das Spielfeld bretteben und die Kunststoffgrashalme haben immer die optimale Höhe. Da rollt das runde Leder garantiert dahin, wo es hin soll – theoretisch. Zumindest kann man eigene technische Unzulänglichkeiten nicht mehr auf den Untergrund schieben. Und das Verletzungsrisiko, das bei den Kunstrasenplätzen der ersten Generation noch relativ hoch war, hat sich inzwischen auf ein Minimum reduziert. Kein Wunder, dass so ein Kunstrasenplatz bei fast allen Fußballvereinen ganz oben auf der Wunschliste steht. Besonders dann, wenn der Club intensiv in der Nachwuchsausbildung engagiert ist. Welches Kind freut sich nicht, auf so einem Kunststoffteppich seine ersten Schritte in die große Fußballwelt zu unternehmen. Ohne Kunstrasenplatz verlieren wir den Nachwuchs, ist ein häufig vorgebrachtes Argument bei den Vereinsbossen.

Aber es gibt auch Nachteile, wie man in dieser Woche in Wörth gesehen hat. Die Stadt Wörth ist mit Kunstrasenfeldern durchaus privilegiert: Der FC Bavaria Wörth verfügt über ein Kunstrasenfeld, der FVP Maximiliansau ebenso und auch der TuS Schaidt spielt auf Kunstrasen. Und beinahe hätte er auch der SV Büchelberg so einen schicken Platz bekommen. Die Finanzen waren das Problem – vielleicht zum Glück.

Kunstrasen erwärmt sich stärker als Naturrasen

Die Stadt hat den Kunstrasenplatz in Wörth gesperrt, weil aufgrund der hohen Temperaturen und der extremen UV-Einstrahlung das auf dem Feld aufgebrachte Kunststoffgranulat verklumpt. Diese Verklumpungen bleiben an Fußballschuhen und Kleidung kleben und lassen sich so gut wie nicht mehr ablösen. Die Granulatklumpen müssen nun aufgesammelt werden, dann müssen Rasen und Granulat entfernt werden. Anschließend wird eine Sandschicht aufgebracht, auf die der neue Rasen verlegt wird. Auf dem neuen Teppich wird dann anstatt Granulat Sand aufgebracht. Ein teurer Spaß. Von rund 70.000 Euro geht eine erste Kostenschätzung aus.

Das mit der Hitze ist so eine Sache. Kunstrasen erwärmt sich viel stärker als Naturrasen. Deshalb macht es bei hochsommerlichen Temperaturen keinen Spaß, auf dem Kunststoffteppich zu kicken. Man schwitzt deutlich mehr, für hitzeempfindliche Menschen wird es zur Qual und wenn es ganz dumm läuft, kann man sich Verbrennungen der Haut zuziehen.

Lionel Messi braucht keinen Kunstrasen

Tja, vielleicht ist der gute alte Naturrasen doch nicht die schlechteste Lösung für die Fußballer. Zumal es mit dem sogenannten Winterrasen, der in Büchelberg verlegt wurde, eine interessante Alternative gibt. Winterrasen lässt das Wasser besser durch. Auf ihm kann noch im Spätherbst und Winter gespielt werden, wenn herkömmliche Rasenplätze aufgrund der hohen Feuchtigkeit längst gesperrt sind, um sie nicht zu beschädigen.

Bedeutet der Verzicht auf einen Kunstrasenplatz, dass die Kinder daheim lieber vor PC oder Spielekonsole sitzen bleiben, anstatt zum Training zu kommen? Möglicherweise. Aber: Lionel Messi hat das Fußballspielen in Rosario auf einem Ascheplatz gelernt. Für ihn als Kind war ein Rasenplatz purer Luxus. Tja, geschadet hat es ihm nicht.

Ein schönes Wochenende wünscht Jörg Petri

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x