Kreis Germersheim Sprachkurse und Patenschaften

Die Bereitschaft, Hilfe für Kriegsflüchtlinge und Asyl-Antragsteller zu leisten, ist auch in der Verbandsgemeinde Hagenbach recht groß, zeigte sich beim ersten „Runden Tisch“. Über 60 Bürger waren zur Information und Unterstützung gekommen.

Diese ist auch dringend geboten, wie Verbandsbürgermeister Reinhard Scherrer darlegte. „Die große politische Baustelle ,Flüchtlinge durch Not und Terror in der Welt’ können wir nicht lösen, unsere Baustelle vor Ort heißt ,Menschen’“. Denn die Zahl der Asylbewerber, die vom Landkreis auf die Kommunen verteilt werden, stieg von 13 in 2010 auf derzeit 60 aus den Ländern Eritrea, Somalia und Syrien. Die Zahl wird im Lauf des Jahres noch steigen. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, die in Berg, Neuburg und Hagenbach zwar Unterkunft gefunden haben, aber sich mit den alltäglichen Leben oft sehr schwer tun. Pascal Eck vom Ordnungs- und Sozialamt informierte über die zu gewährenden Leistungen, die Vorschriften über Wohnraumgestaltung und die Möglichkeiten, zu arbeiten. Er zeigte aber gleichzeitig auf, dass die Mitarbeiter des Amtes derzeit überfordert seien, da die Flüchtlinge und Asylsuchenden mit alltäglichen Problemen wie Krankheit, Wohnungsdefekten und Behördenbriefen kommen. Aktive Bürger sowie die beiden Bürgervereine aus Berg und Neuburg stellten einige schon gut funktionierende Initiativen vor – von Sprachkursen über Kleidersammlungen, Fahrten zur Tafel und Betreuung. Die Verwaltung möchte nun als zentrale Stelle all diese Hilfsangebote zusätzlich zu neuen Aktivitäten in einem Netzwerk bündeln und fördern. Erarbeitet wurden zunächst fünf Handlungsfelder; viele Anwesende haben gleich ihre Mithilfe angeboten. Mit regelmäßigen Besuchsdiensten sollen Probleme in den Unterkünften erkannt und geklärt werden, wünschte sich die Gemeindeverwaltung. Sie reichen nach Darstellung eines Vermieters aus Berg von Streitigkeiten untereinander oder Kochen bei offenem Feuer und Brandgefahr bis hin zu fehlender Mülltrennung. Aus diesen Besuchsdiensten könnten im Idealfall Patenschaften werden, bei denen man gezielt einzelne Familien oder junge Leute bei der Arbeitsaufnahme und Integration unterstützt und europäische Wohn- und Esskultur vermittelt. Immer wieder angeklungen ist an dem Abend die problematische Verständigung, daher wird die Sprachförderung als Schlüssel zur Integration betrachtet. Erfreulicherweise haben sich sofort viele ehemalige Lehrer gemeldet. Da es nicht ganz einfach sein wird, Deutsch für Ausländer vom Akademiker bis zum Analphabeten zu vermitteln, wird man hier unterstützende Angebote der „Cross Borders“- Initiative („Grenzen überschreiten“) der Universität Germersheim erbitten. Als weiteres Tätigkeitsfeld regte Bürgermeister Scherrer das Sammeln und Verteilen von Möbeln, Hausrat, Kleidung und Fahrrädern an, wobei sich in weiteren Diskussionen zeigte, dass es sinnvoller sei, bereits bestehende, gut funktionierende Strukturen, wie DRK-Kleiderkammer und Tafel Wörth zu stärken und gemeinsam zu nutzen. Im fünften Handlungsfeld „Kontakte und Integration“ schlug Arnika Eck aus Neuburg vor, die Flüchtlinge und Asylsuchenden mehr in Vereine einzuladen, damit gegenseitiges Kennenlernen auch zu einem guten Zusammenleben führen könne. Mit vielen Helfern, die sich bereits in Listen eingetragen haben, war das Ziel des Abends erreicht. Demnächst werden je nach Themenfeld konkrete Besprechungen stattfinden. Wer helfen möchte, kann sich beim Ordnungs- und Sozialamt bei Pascal Eck, Tel. 07273 941020, melden. (bp)

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