Kreis Germersheim „Insel der Zuversicht“

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Das „Hotel zur Insel“ wird zur Erstaufnahmestelle für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge und zum Heim für deutsche Jugendliche. Träger ist der Kreisverband des Roten Kreuzes. Das Projekt wurde am Dienstagabend den Anwohnern vorgestellt.

„Insel der Zuversicht“ lautet der Arbeitstitel, den DRK-Mann Heiner Butz dem Projekt gegeben hat. Schon jetzt wird im Hotel gearbeitet, bald sollen die ersten Jugendlichen dort einziehen. Es handelt sich um Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflohen sind. Ihnen will die „Insel“ Schutz und Obhut bieten. Die Eigentümer-Familie Pfirrmann hatte den Betrieb des Hotels aus gesundheitlichen Gründen eingestellt. Im Hotel können 34 unbegleitete Minderjährige unterkommen. Außerdem werden Plätze für deutsche Jugendliche vorgehalten, weil der Kreis über kein eigenes Jugendheim mehr verfügt. Kreisjugendamt und DRK kümmern sich um ihre Betreuung. Der vom Land vorgegebene Personalschlüssel ist hoch: Mit 28 Mitarbeitern ist eine Betreuung rund um die Uhr sichergestellt. Die meisten Angestellten haben ihre Verträge schon unterschrieben, sagt Butz. Gerüchte über die Zukunft des Hotels gab es in Altwörth schon länger. Deshalb kritisierten Anwohner bei der Versammlung vor allem, dass sie sich spät informiert fühlten. Doch die Verhandlungen zwischen Kreis und Familie Pfirrmann und Kreis und DRK hatten sich eine Weile hingezogen. Seit 14. März steht fest, dass das Projekt kommt, direkt danach ging die Einladung zur Anwohnerversammlung raus, sagt Sozialdezernent Dietmar Seefeldt (CDU). Bei Flüchtlingsunterkünften stünden die Kommunen wegen der Gefahr von Brandanschlägen inzwischen vor der Frage, wie schnell sie mit Plänen an die Öffentlichkeit gehen. In Wörth werden die Jugendlichen zirka vier Monate bleiben. Während dieser Zeit läuft das sogenannte „Clearing“, sagt Jugendamtschefin Sabine Heyn. Geklärt werden unter anderem Schulbildung, Alter und Herkunft der Jugendlichen, ihre Fluchtgeschichte und der Asylstatus. Danach bekommen sie zum Beispiel bei einer schweren Traumatisierung die entsprechende Begleitung, auch wird geklärt, wo sie danach wohnen sollen. „Ordentlich unterbringen und verpflegen, einkleiden, Verkehrserziehung, ab dem ersten Tag Sprachunterricht“, zählt Butz seine Aufgaben auf. „Wir haben hier die Chance, ihnen unsere Spielregeln zu vermitteln. Ohne Wenn und Aber.“ Wenn Anwohner das Gefühl haben, Jugendliche benehmen sich daneben, sollen sie direkt vorbeikommen und Vorfälle melden, sagt Butz. Auch Polizisten sind zur Anwohnerversammlung gekommen. Sie weisen darauf hin, dass es bisher keinerlei Probleme mit vergleichbaren Wohngruppen in Germersheim und Wörth gegeben habe. Jugendamtschefin Heyn betont, dass die 84 Jugendlichen, die der Kreis bisher untergebracht habe, absolut unauffällig seien. „Sie kochen und machen ihre Wäsche selbst.“ In der „Insel“ wird es - das ist bei einer solchen Einrichtung vorgeschrieben - allerdings keine Möglichkeit zum Kochen gegeben. Bei der Versammlung zeigt sich: Die Jugendlichen an sich bereiten den Anwohnern keine Sorgen. Allerdings werden in der Nähe des Hotels auch noch Container für Asylsuchende aufgestellt. Damit gibt es zwei Einrichtungen auf engem Raum. Direkt daneben befindet sich das Naherholungsgebiet. Die Vereine machten sich deshalb Gedanken, vor allem die Geflügelzüchter, hieß es. Das Projekt startet mit zirka zehn Jugendlichen. Schon jetzt gibt es ein Sicherheitskonzept der Polizei, das Haus wird mit Kameras überwacht. Eine Zugangskontrolle ist ein Arbeit, weitere Sicherheitsvorkehrungen folgen in den nächsten Tagen. (tnc)

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