Wochen-Spitze Grünschnitt: Man muss nur miteinander reden

„Die sind aber schnell gewachsen.“
»Die sind aber schnell gewachsen.«

Zugewucherte Radwege, Äste die die Sicht von Autofahrern behindert oder Hecken, die sich auf dem Gehweg ausbreiten – das Thema Grünschnitt sorgt immer wieder für Aufregung. Dabei ist die Lösung manchmal ganz einfach.

Dass der Herbst kommen würde, konnte man irgendwie erwarten. Ist ja gefühlt jedes Jahr Anfang September so. Dass er dann praktisch über Nacht hereinbrechen würde, kam dann doch überraschend. Tja, und dann ist es auch nicht mehr weit, bis zur tristen Winterszeit. Dunkel, grau und nahezu pflanzenlos. Allen Hobbybotanikern und Pflanzenfreunden stehen schwere Zeiten bevor. Dann sehnten sie sich nach dem Frühjahr, wenn alles wieder grünt und blüht. Ein Rhododendron hier, ein Asparagus da, hier noch ein Falscher Jasmin und dort eine Schlingpflanze. Nur manchmal ist es halt zu viel des Guten.

Anfang August hat die Stadtverwaltung Wörth die Grundstückseigentümer an ihre Pflicht erinnert, überhängende Grundstückbepflanzungen an Straßen, Geh- und Radwegen und öffentlichen Plätzen zurückzuschneiden. Die Beschwerden besorgter Bürger hatten sich gehäuft. Äste, Zweige oder Lianen ragten in den öffentlichen Verkehrsraum hinein, gefährdeten Fußgänger, Rad- und Rollerfahrer und in manchen Fällen auch Autofahrer.

Rad- und Spazierweg zugewuchert

Viele Grundstückseigentümer folgten unvermittelt ihrer Bürgerpflicht, andere hatten gute Gründe, warum sie es nicht tun konnten: ungünstige Öffnungszeiten der Grünschnittsammelstellen, zu kleine Biotonne, eine stumpfe Heckenschere oder den Geburtstag der Schwägerin. Obacht, die von der Verwaltung eingeräumte 14-tägige Frist ist längst verstrichen, demnächst kommt der städtische Bauhof und ruck, zuck wird das Grünzeug zurückgeschnitten. Aber das kann teuer werden, blechen muss der Grundstückseigentümer.

Wie gut es manchmal ist, miteinander zu reden, haben dieser Tage einige Anwohner des Wörther Dorschbergs festgestellt. Dort beginnt hinter der letzten Bebauung der Bienwald. Dabei führt ein Spazier- und Radweg sowohl in Richtung Hagenbach (10,5 km) beziehungsweise Berg (17 km) wie auch nach Jockgrim (6,3 km) oder Rheinzabern (8,9 km). Das ist der so genannte Römerweg. Bis vor einigen Jahren war dort auch ein recht gut frequentierter Trimm-dich-Pfad. Er wird, wenn möglich, von vielen Spaziergängern – mit und ohne Hund –, aber auch von Radfahrern genutzt.

Ein Anruf genügt

Doch nun gab es ein Problem. Dieser Weg war ziemlich zugewachsen. Einige direkte Anwohner schnitten ihn für sich teilweise provisorisch frei. Löblich, löblich, aber bei Weitem nicht ausreichend. Um ihrem Ärger Luft zu machen, wendeten sich die Anwohner an die RHEINPFALZ. Leider gibt es in der Redaktion aber derzeit einen Engpass sowohl an geschultem Gartenpersonal als auch an den erforderlichen Gerätschaften. Blieb nur eine Lösung: Anruf beim zuständigen Leiter des Forstreviers Langenberg, Matthias Reis. Dieser war etwas erstaunt, weil er vom üppigen Pflanzenbewuchs am Rande des Dorschbergs keine Kenntnis hatte. Außerdem stehe der Römerweg unter Denkmalschutz und man könne nicht einfach mit schwerem Gerät dort arbeiten, informierte Reis.

Aber er versprach, dass er sich darum kümmern werde. Nicht mal eine Woche verging, da waren seine Mitarbeiter schon in aller Herrgottsfrühe bei der Arbeit. Reis hatte den Zustand des Weges selbst in Augenschein genommen und sofort eingesehen, dass hier etwas passieren musste, um den Weg wieder begeh- oder befahrbar zu machen. Ausgerüstet mit den erforderlichen Geräten konnten die Forstarbeiter schnell dem üppigen Grün Einhalt gebieten. Jetzt kann man auf dem Römerweg wieder in beide Richtungen einwandfrei laufen beziehungsweise radeln.

Der Dank galt Matthias Reis und den Mitarbeitern des Forstamtes. Reis meinte nur: „Die Leute können auch gerne bei mir oder dem Forstamt ihre Probleme vorbringen, ohne die RHEINPFALZ in Anspruch zu nehmen.“ Gut zu wissen, denn der nächste Frühling kommt bestimmt. Und Römerwege gibt es nicht nur in Wörth.

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