Jockgrim Gasthaus „Zur Pfalz“ steht nicht mehr

Alte Postkarte mit dem Motiv : Gasthaus „Zur Pfalz“.
Alte Postkarte mit dem Motiv : Gasthaus »Zur Pfalz«.

Anfang dieser Woche fiel im Altort des Zieglerdorfes eine Institution der Abrissbirne zum Opfer. Vielen Menschen aus der Gemeinde verbinden ihre ersten Kinoerlebnisse mit „D’Palz“.

In der Maximilianstraße 21 bis 23 wurde das Gasthaus „Zur Pfalz“, die dazu gehörende Metzgerei, der große Kinosaal im Rückbereich des Grundstückes und das Nachbargrundstück abgerissen. Generationen von Heranwachsenden in und um Jockgrim lernten früher oder später „D’Palz“ kenne. Sie sahen ihre ersten Kinofilme in dem großen Saal, meistens Sonntagnachmittag, dem Haupttermin für die Vorstellungen.

Schon unter der Woche hingen in den Schaukästen im Hof zum Kino die Plakate der Filme, die direkt im Heimatort, prima mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar, zu sehen waren. Und im Sommer ging es direkt nach der Vorstellung nur um die Ecke in die Goethestraße zur Klärle, um ein obligatorisches Softeis zu essen. Viele Jugendliche besuchten später die Diskothek, die zur Gaststätte gehörte. Der Ruf der Dorf-Disco war legendär, wie auch viele Kommentare in den sozialen Medien anlässlich des Abrisses bestätigten. Donnerstags wurde dort das Wochenende eingeläutet, das rustikale Ambiente und der von Cola-Asbach klebrige Boden taten der Stimmung keine Abbruch.

Viele Monteure zu Gast

Lore Hammer, deren Eltern Luise und Hans Hammer bis 1980 Eigentümer des Gebäudekomplexes waren, erinnert sich an das Gasthaus und das Kino während ihrer Kindheit. „Ich bin Jahrgang 1957 und erlebte die Zeit mit, als ständig Bauarbeiter und Monteure in den Fremdenzimmern der Wirtschaft wohnten.“ So richtig los ging es mit den Bau der Mobil-Oil-Raffinerie in Wörth und dem Bau des Mercedes-Werkes in Wörth. Auch während der späteren Raffinerie-Stillstände seien die Gästezimmer gut belegt gewesen. Das Kino hätten ihre Eltern verpachtet und nicht selbst geführt. Im Jahr 1980 verkaufte Familie Hammer das Anwesen, weil Hans Hammer wegen seiner Herz-Erkrankung nicht mehr arbeiten konnte.

Metzgerei, Gaststätte und Kino wurden von dem damaligen Käufer weitergeführt, später waren in den Gasträumen griechische und italienische Restaurants. Aber bald stand alles leer. „Der letzte Kinofilm war „Kevin allein in New York“, weiß Lore Hammer noch genau. Der letzte Pächter sei ein Kinoliebhaber gewesen und „legte kräftig drauf. Die Plakate von „Kevin…“ hingen noch Jahre gut sichtbar hinter Glas im Hof.

Spielhalle wurde abgelehnt

Die danach wechselnden Eigentümer wollte in den letzten Jahren aus der Gaststätte eine Spielhalle machen, was abgelehnt wurde. Es gab Überlegungen, dort Asylbewerber unterzubringen oder Wohnungen für Monteure anzubieten. Lore Hammer selbst verkaufte das rechts neben der „Pfalz“ stehende Haus vor gut zwei Jahren einem Bauträger, der jetzt alle Gebäude abgerissen hat.

18 Wohnungen entstehen

Auf dem Gelände soll eine zweigeschoßige Wohnanlage entstehen, deren Form ungefähr den alten Gebäuden entspricht. Damit wird eine Grundfläche von rund 720 Quadratmetern überbaut, die Gebäude sollen eine Traufhöhe von 6,50 Metern und eine Firsthöhe von 9,90 Metern haben. Insgesamt sind 18 Wohnungen mit Tiefgarage und 20 Stellplätzen geplant.

Schreiben Sie uns

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Film, den Sie im Jockgrimer Kino gesehen oder wen Sie in der Dorf-Disco geküsst haben? Schreiben Sie uns Ihre Erinnerungen an und Geschichten aus der „Palz“ per E-Mail an redger@rheinpfalz.de.

Von der ehemaligen Gaststätte, dem alten Kino, steht fast nichts mehr.
Von der ehemaligen Gaststätte, dem alten Kino, steht fast nichts mehr.
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