Kreis Germersheim Ein Fingerzeig und seine Folgen

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Schwegenheims Beigeordneter Jürgen Wolff (CDU) hat der SPD den „Stinkefinger“ gezeigt. Ein Foto mit der Geste gelangte in SPD-Hände. Die Genossen plakatierten das Dorf mit der Aufnahme. Wolff hat sich entschuldigt und sein Beigeordnetenkollege Bodo Lutzke (FWG), der auch, nach eigenen Angaben aber tatenlos, auf dem Bild zu sehen ist, hat deshalb Strafanzeige erstattet.

Der Schwegenheimer Männergesangverein unternahm am 3. Oktober einen Ausflug ins bayerische Miltenberg. Einige Sänger, darunter die Ortsbeigeordneten Wolff und Lutzke, spazierten durch die Stadt und kamen dabei auch an der Geschäftsstelle des SPD-Unterbezirks Main-Spessart vorbei; ein Schild kennzeichnete sie als solche. „Davor haben wir uns dann hingestellt, und ein Sänger hat ein Foto gemacht“, erinnert sich Wolff. „Bevor er abgedrückt hat, habe ich den Finger hochgerissen.“ Wolff schildert weiter, dass der Fotograf das Foto in eine private 35-köpfige „WhatsApp“-Gruppe eingestellt habe, eine geschlossene Gruppe, die per Smartphone kommuniziert. Der Gruppe gehört auch Wolff an. Dieser geht davon aus, dass SPD-Vorsitzender Christian Kripp, Administrator der Gruppe, das Foto dann an andere SPD-Mitglieder weitergeleitet habe. Es sei ja dann im Schaukasten der Schwegenheimer SPD gehangen und im Ort plakatiert worden. Kripp will den Vorwurf nicht kommentieren: „Einer von den 35 in der Gruppe wird es gewesen sein. In der heutigen Zeit sollte man gucken, von wem man sich fotografieren lässt und wo man das Foto hinschickt.“ Wolff, der zwischenzeitlich in Urlaub war, hat sich nach Rücksprache mit CDU-Größen aus der Region vergangenen Woche bei der SPD entschuldigt. In einem Schreiben an die SPD-Geschäftsstelle in Miltenberg, das in Kopie auch der örtlichen SPD zuging, räumte der CDU-Mann sein Fehlverhalten ein und betonte, dass er mit seiner Geste „die SPD im Allgemeinen und auch den Unterbezirk Main-Spessart nicht verunglimpfen, beleidigen oder diskreditieren wollte“. Die Miltenberger SPD-Geschäftsstellenleiterin Sabine Kettinger bestätigt den Eingang einer entsprechenden E-Mail. Sie habe diese aber nicht weitergeleitet, weil sie dem Ganzen keine große Bedeutung beimesse. Den Vorfall selbst am 3. Oktober habe sie nicht bemerkt. Wolffs Verhalten sieht sie „als Dummheit“ an. Wolff räumt gegenüber der RHEINPFALZ ein: „Das war eine Scheißaktion. Das darf mir nicht passieren – gerade wenn man als Beigeordneter im öffentlichen Leben steht.“ Wolff hat sich auch bei seinem Amtskollegen Lutzke entschuldigt: „Weil ich ihn ins Zwielicht gebracht habe.“ Und er gab auch einen Verstoß gegen die erfolgte Mediation in Schwegenheim zu. Wolff betont aber auch: „Andere Leute haben ebenso gegen die Mediation verstoßen, weil sie die Plakate aufgestellt haben.“ Das sei „rufschädigend“ für seine Familie gewesen. Lutzke ist der Meinung, dass man die Angelegenheit „in einem normalen Gespräch aus der Welt hätte schaffen können“. Dirk Pramschiefer, Fraktionsvorsitzender und „Vize“ der Schwegenheimer SPD, teilt auf Anfrage mit, dass SPD-Mitglieder die Plakate im Ort aufgestellt hätten, um zu informieren. Rechtliche Konsequenzen für die Genossen fürchte er nicht. Dass es ein zufälliger Schnappschuss gewesen sein soll, glaubt Pramschiefer nicht so ganz: „Das Bild wurde veröffentlicht, auf über 30 Personen verstreut – also wollte man damit auch etwas bezwecken.“ Er bezeichnet die Aktion als „geschmacklos und beleidigend“.

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