Jockgrim Corona-Ambulanz in Jockgrim ist gestartet
„Bitte einzeln eintreten“, steht auf dem Schild in der Aufnahme. Abstand halten gilt erst recht in der Corona-Ambulanz. Die Mitarbeiter, darunter Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, sind durch Glasscheiben von den Patienten getrennt. Sie müssen im Gegensatz zu den behandelnden Ärzten keine Schutzkleidung tragen, erklärt Dr. Mathias Wölfel, medizinischer Fachberater im Krisenstab des Kreises bei einer Pressekonferenz vor der Eröffnung. Es gibt vier Kabinen, jede drei Meter hoch, in denen niedergelassene Ärzte die Patienten untersuchen, behandeln und auf das Coronavirus testen können. „Wir fangen mit einer Kabine an und werden bei Bedarf aufstocken“, sagt Wölfel. „Es werden viele Patienten werden“, mutmaßt er. „Wir wollen ja, dass die Patienten mit Corona-Verdacht nicht mehr in die Praxen gehen.“
Die Ambulanz sei ausschließlich für Menschen mit Covid-19-Verdacht, betonte Landrat Fritz Brechtel. Eine schriftliche Überweisung – wie derzeit für den Corona-Testcenter in Landau nötig – brauchen die Patienten nicht. Bürger mit Infektanzeichen sollen trotzdem zunächst die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung anrufen, Telefon 0800 9900400. Mitarbeiter vermitteln sie an die Ambulanz. Alternativ sei eine telefonische Vorab-Beratung beim Hausarzt sinnvoll, so Brechtel. Auch Dr. Holger Werner, Vorsitzender der Kreis-Ärzteschaft, appelliert an die Bürger nicht direkt zur Ambulanz zu kommen: „Der Zugang soll geregelt sein, damit der Ansturm nicht alles vernichtet, was an Kapazitäten da ist.“
Untersuchen statt nur testen
16 Kassenärzte haben sich freiwillig für die Arbeit in der Corona-Ambulanz gemeldet, sagte Dr. Georg Weiß, leitender Notarzt im Kreis mit Praxis in Weingarten. Die Schichten dauern maximal vier Stunden, er hat gestern selbst eine übernommen. „Der Normalbetrieb für andere Patienten in den Hausarzt-Praxen muss und kann weiterlaufen“, so Weiß. Es würden dringend noch Allgemeinmediziner, Internisten sowie Kinder- und Jugendärzte gesucht, die stundenweise in der Corona-Ambulanz mithelfen, sagte Dr. Werner.
Menschen aus dem Kreis Germersheim müssten nicht mehr ins Corona-Testcenter nach Landau fahren, sagte Brechtel. Auf dem dortigen Messplatz werden im Drive-in-Verfahren Abstriche genommen, aber keine Patienten behandelt. Der Testcenter soll nun ebenfalls durch eine Corona-Ambulanz für Bürger aus Landau und der Südlichen Weinstraße erweitert werden. „Die Strategie ändert sich“, erläutert Dr. Wölfel. „Der Schwerpunkt der Ambulanzen liegt im Untersuchen und Behandeln“.
Auf das Virus getestet wird in der Ambulanz nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts, erklärte der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, Thomas Gebhart. Entspannung erhofft der Jockgrimer sich in nächsten Tagen bei der deutschlandweit knappen Schutzausrüstung. Der Bund beschaffe zusätzlich zu den Ländern Masken und Schutzkittel, so Gebhart.
Gereinigt wird die Ambulanz zweimal täglich. Medikamente können die Patienten direkt mit nach Hause nehmen. Eine kleine Apotheke ist eingerichtet - mit Freiwilligen. Gestern hat ein Pharmazie-Student die Arznei ausgegeben. Kontaktlos und kostenlos. Durch ein Rohr in der Wand. „Wir wollen alles so unbürokratisch wie möglich machen“, sagt Brechtel.
Info
Eine Terminvergabe ist in der Ambulanz derzeit nicht geplant. Freiwillige für die Ambulanz können sich bei der Kreisärzteschaft melden, Telefon 07274 4141, E-Mail an info@konservative-orthopaedie-germersheim.de.