Mainz Ausbildung zum Reservisten für Ungediente

Der Truppenübungsplatz Baumholder ist eine der Ausbildungsstätten für die ungedienten Reservisten – aber auch für aktive Soldate
Der Truppenübungsplatz Baumholder ist eine der Ausbildungsstätten für die ungedienten Reservisten – aber auch für aktive Soldaten, die teils mit schweren Waffen trainieren.

Die Sicherheitslage in Europa hat sich verändert. Die Bundeswehr benötigt mehr Soldaten. Für die Reserve werden auch Leute gesucht, die zuvor noch nicht gedient haben. Welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg auf die Bewerberzahlen hat.

Im Verteidigungsfall kämpfen nicht nur aktive Soldaten, sondern auch Reservisten für Deutschland. Um deren Anzahl zu erhöhen, hat die Bundeswehr, die normalerweise auf ehemalige Soldaten zurückgreift, ein Programm für Ungediente ins Leben gerufen, das seit 2019 auch in Rheinland-Pfalz angeboten wird. 110 Reservistinnen und Reservisten sind in diesem Zeitraum aus dem Programm hervorgegangen, informierte das Landeskommando Rheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz auf Anfrage der RHEINPFALZ. Rund 100 Leute würden sich pro Jahr im Bundesland bewerben. Ausbildungsorte seien Idar-Oberstein, der Truppenübungsplatz Baumholder und Mainz.

Reservisten werden unter anderem sogenannten Heimatschutzkompanien zugeteilt, von denen es laut Landeskommando in Deutschland 31 gibt, zwei davon in Rheinland-Pfalz. Deren Anzahl schwanke von Bundesland zu Bundesland. Aufgestellt worden seien sie zwischen 2012 und 2021. In der Regel verfüge eine solche Heimatschutzkompanie über rund 100 Dienstposten; die beiden rheinland-pfälzischen zählten aktuell mehr als 200 Reservistinnen und Reservisten. Diese könnten sich freiwillig in fünf drei- bis zehntägigen Übungen pro Jahr fortbilden.

900.000 Reservisten

„Deutschlandweit gibt es circa 900.000 wehrrechtlich verfügbare Reservistinnen und Reservisten (...)“, so das Landeskommando Rheinland-Pfalz, dem nach eigenen Angaben „keine belastbaren Gesamtzahlen für das Bundesland“ vorliegen. Im Verband der Reservisten der deutschen Bundeswehr seien in Rheinland-Pfalz rund 5500 Reservisten organisiert.

Die „feindlichen Linien“ im Blick. Übung von Reservisten der Bundeswehr.
Die »feindlichen Linien« im Blick. Übung von Reservisten der Bundeswehr.

Nach Ablauf ihrer jeweiligen Gesamtdienstzeit stehen „gediente“ Soldatinnen und Soldaten grundsätzlich für die Reserve zur Verfügung, so das Landeskommando. Personen, die bisher keinen Wehrdienst geleistet haben und Reservist werden wollen, ohne ihren zivilen Beruf zu unterbrechen, könnten die sogenannte Ausbildung für Ungediente durchlaufen. Diese dauere in Rheinland-Pfalz zunächst zweimal zwölf Tage und werde durch anschließende Aus- und Weiterbildungen ergänzt.

Inwieweit haben sich die Bewerberzahlen seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs verändert? „Das Landeskommando Rheinland-Pfalz verzeichnet einen leichten Anstieg (...).“ Genaue Zahlen werden nicht genannt.

Das Auswahlverfahren

Anmelden für das Reservistenprogramm für Ungediente könne man sich formlos beim Landeskommando Rheinland-Pfalz per E-Mail: LKdoRPInfoUngediente@bundeswehr.org. Voraussetzungen für die Teilnahme sind laut Landeskommando die deutsche Staatsbürgerschaft, gesundheitliche Eignung und die bestandene Sicherheitsüberprüfung. Die Altersgrenze liege bei 65 Jahren. Nach der Bewerbung erfolge ein Auswahlverfahren bestehend aus einem persönlichen Gespräch, einem Computertest sowie einer allgemeinmedizinischen und psychologischen Beurteilung. Es folgten eine Sicherheitsüberprüfung durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) und eine arbeitsmedizinische Untersuchung an.

Zur Kritik des sich in Ausbildung befindlichen ungedienten Reservisten Daniel Gay aus Scheibenhardt, wonach es bei der Rekrutierung von ungedienten Reservisten zu hohe bürokratische Hürden gibt, schreibt das Landeskommando: „Die bereits beschriebenen Prozesse des Auswahlverfahrens nehmen leider sehr viel Zeit in Anspruch. Die Bundeswehr ist bemüht, die administrativen Abläufe zu optimieren und damit zu beschleunigen.“

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