Kreis Bad Duerkheim Ein Dorf steht unter Schock

Auch auf dem Battenberger Friedhof hat der Sturm am Freitag Bäume beschädigt
Auch auf dem Battenberger Friedhof hat der Sturm am Freitag Bäume beschädigt

Bäume knickten um wie Streichhölzer, Dächer, auch das der Kirche, wurden teilweise abgedeckt, schwere Möbel flogen durch die Gegend. Es gab sogar Leichtverletzte. Der Tornado von Freitagnachmittag hat eine zwar räumlich sehr begrenzte, aber umso ausgeprägtere Schneise der Verwüstung hinterlassen. „Wir hatten fast alles fertig aufgebaut, dann zog ein Unwetter auf“, erzählt Weingräfin Julia IV. Denig, wie sie die Naturgewalt erlebt hat. Auf einen Schlag habe der Tornado eine Woche Mühe und Arbeit in Vorbereitung auf die Kerwe zunichte gemacht. „Zunächst“, so die 20-Jährige, „habe ich versucht, eines der Zelte festzuhalten, doch das war unmöglich.“ Dann habe ihr Vater gebrüllt: „Julia, bring` dich in Sicherheit!“, und sie sei in die Holzhütte mit dem Sektstand geflüchtet. Unter eine Ablage gekauert Zahlreiche große Gegenstände seien gegen die Wände gekracht, viele Gläser gingen zu Bruch. „Ich habe mich wie ein Baby unter eine Ablage gekauert und gewartet“, so die Weinhoheit, die so etwas zuvor nur aus dem Fernsehen kannte. Tische und Bänke seien im Kreis herumgewirbelt, alle Zelte und Pavillons seien kaputt. „Binnen zehn Minuten waren 20 Leute da, die uns halfen, die Trümmer aufzuräumen“, sagt die junge Frau. „Uns geht es zum Glück gut – bis auf ein paar blaue Flecken.“ Die Kerwe werde ihre Familie dennoch genießen. Für eine Frau, die zu einer Hochzeitsgesellschaft auf der Burg gehörte, musste der Krankenwagen gerufen werden: Sie war von einer herumfliegenden Sitzbank am Hals getroffen worden, wie Bürgermeister Wolfgang Pahlke (parteilos) berichtet. Julian Schraut, Inhaber des Hofgutes, sagt am Samstagabend auf Nachfrage der RHEINPFALZ, dass die Verletzte inzwischen wieder aus der Klinik entlassen worden ist. Schäden in den Wingerten Noch lange nicht in Ordnung gebracht sind die Schäden, die Winzer Pahlke an seinem Anwesen und in seinen Wingerten feststellen musste. „Im Krumbachtal sind die Rebstöcke auf einer Fläche von rund zwei Hektar umgefallen“, erzählt er. Vier Reihen der metallenen Wingertspfosten seien bei Weisenheim am Berg umgeknickt. „Außerdem sind etliche Trauben durch Hagel geschädigt“, zeigt er ein Hängel, an dem die Beeren braune Flecken aufweisen. Bei feuchter Witterung könnten sich dort leicht Pilzsporen hineinsetzen. In seinem Hof hätten plötzlich ein Tisch und eine Sitzbank oben in der Pergola gehangen, blickt der Bürgermeister auf den Moment, als der Tornado durch den Ortskern brauste. „Dann sind die Möbelstücke krachend heruntergefallen, und ich habe die Dachziegel klack – klack – klack auf den Boden aufschlagen hören“, sagt er und meint kopfschüttelnd: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Seine Frau Carla ist nachhaltig geschockt: „Innerhalb von zehn Minuten stand die Welt kopf.“ Doch die Freiwillige Feuerwehr und die Nachbarschaft seien sofort herbeigeeilt. Auf der Zufahrtsstraße gefangen Barbara Dehio war mitten im Sturm, der von einem Wolkenbruch begleitet war, auf dem Weg nach Hause: auf der einzigen Zufahrtsstraße hinauf nach Battenberg. „Mit einem Mal war ich gefangen: Vor mir und hinter mir lagen dicke Äste auf der Fahrbahn, ich konnte weder vor noch zurück“, erzählt sie. Ein Baum hätte auf ihr Auto fallen und das Dach eindrücken können. Die Seniorin blieb jedoch im Wagen sitzen. Die Feuerwehr war mit der Säge schnell zur Stelle. Insgesamt war die Straße anderthalb Stunden voll gesperrt, den Berg hinauf kam man nur zu Fuß. Ihr Ehemann Peter Dehio sagt: „Wir mussten die 40 Jahre alte, gesunde Eiche an unserem Haus fällen lassen.“ Ute Haag hat „viereinhalb Bäume“ verloren. „Ich bin froh, dass dieses riesige Geschoss nur hier im Garten gelandet ist“, meint sie und zeigt eine halbe Kiefer, die abgerissen worden ist. Im Hipperling liegen am Samstag noch viele Grünschnitthaufen und entwurzelte Bäume. „Das werde ich am Montag abfahren mit meinem Porsche“, verweist der designierte Bürgermeister Peter Schmidt (parteilos) auf seinen roten Schlepper. In seinem Garten hat ein Strandkorb Flügel bekommen und einen Zaun demoliert. Grill durch Glasscheibe gedrückt Bei Martin Rycula habe es einen Eisengrill durch die Glasscheibe der Veranda gedrückt. Bernd Roeger aus dem Steinbrunner Weg kommentiert: „Wir sind ja einiges gewohnt, weil wir immer dem Westwind ausgesetzt sind. Aber das hier hat eine andere Dimension.“ Feuerwehrmann Marko Flörchinger, der seinen Arbeitsplatz nicht verlassen konnte, als der Funkmelder losging, erzählt: „Mein Bruder Sascha war von 17 bis 21 Uhr im Dauereinsatz.“ Im Westen des Dorfes, zum Beispiel in der Wald- und der Panoramastraße, haben die Bürger kaum etwas von dem Unwetter mitbekommen. Auch die Wranglein-Ranch war nur am Rande betroffen. Betreiberin Sonja Wenglein zieht Bilanz: „Es sind nur ein paar Bäume auf der Koppel umgeknickt.“ Am 10. März habe sie nicht so ein Glück gehabt, sagt sie und zeigt Fotos. Damals habe ein Wirbelsturm die Blechdächer zweier Offenställe angehoben und weit in die Gegend geschleudert.

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