Kreis Bad Duerkheim Die Neuen belassen es beim Alten

„Es ist wie Heimkommen“, sagen Nana und Frank Forell, die neuen Inhaber des Schockelgauls.
»Es ist wie Heimkommen«, sagen Nana und Frank Forell, die neuen Inhaber des Schockelgauls.

Wer an Schicksal glaubt, könnte meinen, es sei vorbestimmt gewesen, dass Nana und Frank Forell einmal das Restaurant „Zum Schockelgaul“ in Forst übernehmen. Und das, obwohl die beiden eigentlich aus der Museums- und Ausstellungsgestaltung kommen. Die ursprünglich aus Dürkheim stammende und in Deidesheim aufgewachsene 36-jährige Kommunikationsdesignerin Nana Forell hat hier einst ihr allererstes Schnitzel gegessen. Genau wie die ältere ihrer Töchter, die vier und sieben Jahre alt sind. „Es fühlt sich an wie Heimkommen“, sagt Frank Forell. Beachtlich, denn der 41-jährige Schreiner und Architekt, der am liebsten an dem Tisch gleich neben der Theke arbeitet, stammt aus Nordrhein-Westfalen. Sein Gefühl mag wohl daher rühren, dass er und seine Frau in der Vergangenheit, als sie in Stuttgart, Österreich oder Berlin wohnten, jeden Pfalz-Besuch nutzten, um beim Schockelgaul Cordon bleu zu essen. Übrigens der unangefochtene „Klassiker“ des Restaurants. Bei einem ihrer Besuche erzählt Schockelgaul-Gründerin Carmen Emrich, dass sie bald in Ruhestand gehen wird. Dass es den Schockelgaul nicht mehr geben könnte, ist für die langjährigen Gäste Forell unvorstellbar. Ein halbes Jahr später steht fest: Sie wollen den Schockelgaul übernehmen. „Wir haben Carmen Emrich einen Brief geschrieben und ihr dargelegt, warum wir das wollen“, erinnert sich Frank Forell. Emrich, dankbar für die Nachfolge, stimmt zu. Die Familie zieht also in die Pfalz. Um den Gastbetrieb so richtig kennen zu lernen, geht Nana Forell sechs Monate lang in die Schule von Emrich, die die Zubereitung von Speisen wie Cordon bleu, Rumpsteak und knusprige Bratkartoffeln einst von ihrer Mutter abgeschaut hat. Nana Forell steht nun in der Küche und kocht, Frank Forell betreibt sein Gestaltungsbüro von Deidesheim aus. Vorbei sind nun die 60-Stunden-Wochen, passé auch internationale Großprojekte. „Am Ende war es eine Bauchentscheidung“, sagt Nana Forell. Einige hätten die Befürchtung gehabt, das Gestalter-Paar würde alles erneuern. Aber weit gefehlt. „Am wichtigsten ist uns Authentizität. Unsere Arbeit hat uns gelehrt, dass wir alten Gegenständen mit Respekt und Sensibilität begegnen“, betont Nana Forell. „Wir wollten etwas machen, das Bestand hat, wo Liebe und Leidenschaft spürbar sind“, fügt ihr Mann hinzu. Wer in die zwei Gasträume des Schockelgauls kommt, versteht, worauf es den beiden ankommt. Die Inneneinrichtung bleibt genau so, wie sie immer war – sofern sie nicht geändert werden muss. Dazu gehören die sieben rustikalen Tische wie die Schaukelpferde, die von den Decken hängen. Die Wände zieren Bilder, darunter ein Foto von der Mutter Emrichs. „Carmen Emrich soll auch noch als Foto an die Wand“, sagt Nana Forell. Ein ganz besonderes Bild fällt ihr beim Aufräumen des Schranks hinter der Theke in die Hände: eine von ihr als achtjähriges Mädchen angefertigte Zeichnung. Darauf zu sehen sind ein Schaukelpferd, ein Vogel und der Mädchenname von Forell. Das kann kein Zufall sein. Ganz ohne Gastronomieerfahrung kommt Forell übrigens nicht zurück in die Pfalz. Mit 15 arbeitete sie im Wachenheimer Badehaisel, später in verschiedenen Restaurants sowohl in Küche als auch im Service. Auch das Servicepersonal im Schockelgaul ist gleich geblieben. Das Herzstück, so Nana Forell, sei Juliane Rieder, die sich bereits seit 30 Jahren um die Schockelgaul-Gäste kümmert. Die Speisekarte soll um das eine oder andere vegetarische Gericht ergänzt werden. Weine und Zutaten bezieht das Paar, mal abgesehen vom argentinischen Rumpsteak, von regionalen Erzeugern. Nach den ersten Wochen Betrieb sind die Forells, hoch motiviert, aber auch gelassen. Was mitunter an der Resonanz der Gäste liegt. Und nicht nur das, sagt Nana Forell stolz: „Sie sagen, dass unser Cordon bleu nicht besser schmeckt als zuvor, aber mindestens genauso gut.“

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