Donnersbergkreis Der Mörder kommt immer aus Göllheim

Monika Deutsch und Dietmar Weigel (v. li.) belegten Platz 3 und 2, die Erstplatzierte Andrea Gärtner ließ sich von Annelie Blüme
Monika Deutsch und Dietmar Weigel (v. li.) belegten Platz 3 und 2, die Erstplatzierte Andrea Gärtner ließ sich von Annelie Blümel vertreten.

«GÖLLHEIM.» Zum zweiten Mal wurde am Freitag in der Kunstscheune der Göllheimer Kurzgeschichtenpreis vergeben. Immerhin 37 Manuskripte waren bis April 2018 eingegangen, von der fünfköpfigen Jury gelesen und schließlich bewertet worden. Die drei bestplatzierten und ihre Autoren konnten gut 30 Besucher an diesem Abend kennenlernen.

Das Genre des Krimis war gefragt, also eine „Geschichte, die im Donnersbergkreis verortet sein sollte beziehungsweise einen erkennbaren inhaltlichen Bezug zu Göllheim und Umgebung aufweist. Es soll um die Verübung und Aufklärung von Straftaten gehen. Erwünscht sind Geschichten, die den Leser in Spannung versetzen sollen – Entführung, Erpressung, Raub, Mord …“, so der Ausschreibungstext des Iatros Verlages und der Gemeinde Göllheim. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dieter Hartmüller und Bibliothekarin Silvia Entenmann, die den Wettbewerb mit ihrer Kollegin Birgit Kremer organisierte, begannen auch schon die Lesungen. Monika Deutsch, die aus der Gegend von Speyer angereist war, eröffnete mit ihrer drittplatzierten Geschichte „Die Göllheimer Eine-Millionen-Nacht“ den Reigen. Drei Skatbrüder bringen sich in einer eisigen Winternacht aus Gier und im Kampf um einen Lottoschein, der einen Millionengewinn bestätigt, gegenseitig auf der Plattform eines Windrades im Göllheimer Wald um. Die Grundidee trägt, die Figuren wirken plastisch, lebendig und authentisch. Es braucht schon einen ordentlichen erzählerischen Aufwand, um aus drei Skatkumpeln glaubhaft Mörder werden zu lassen. An einigen Stellen wäre allerdings weniger mehr gewesen. Es bleibt trotzdem eine einnehmende, spannende Geschichte. Das gilt auch für die auf dem zweiten Platz, von Dietmar Weigel aus Bad Sobernheim geschrieben – allerdings genauso wie die erste nicht gerade kurz. Hier findet sich alles, was einen Krimi ausmacht: Gut und Böse, Erpressung, Körperverletzung, Geldgier, Mord, ein Kommissar, der gern Cappuccino trinkt, genau beobachtet und am Ende dem Guten zum Happy End verhilft. Verortet wurde das Ganze vor allem auf dem Dyckerhoff-Gelände und im Ortskern von Göllheim, unter anderem im Restaurant „Goldenes Ross“. Obwohl im Konstrukt ein wenig durchsichtig, baut sich Spannung auf, die erwartungsvolles Interesse an der Auflösung weckt. Der einzige Text, der den klassischen Kriterien einer Kurzgeschichte entspricht, ist der von Andrea Gärtner, der Erstplatzierten, die als Diakonin in der Nähe von Hildesheim lebt und arbeitet. Gut vier Seiten braucht sie, um in der Ich-Form zu schildern, wie eine Frau das Ableben ihres Mannes beobachtet, den sie mit der portionsweisen Verabreichung von Nieswurz vergiftet hat. Sie macht ihn verantwortlich für den Tod ihrer Tochter, die gestürzt war, weil er alkoholisiert schlafend nicht auf die Kleine geachtet hatte. Die Geschichte erregt ambivalente Gefühle: Widerwillen, Ablehnung und gleichzeitig Verständnis, macht sie dadurch intensiv und lässt sie durch die Perspektive und das offene Ende nachhaltig wirken. Leider ließ sich die Autorin durch eine Freundin vertreten, obwohl persönliche Anwesenheit bei der Prämierung, deren Termin seit Monaten feststeht, zu den Bedingungen gehört. Die Überreichung der Preise übernahmen die Sponsoren des Wettbewerbs. Stefan Stabel, zweiter Vorsitzender des Gewerbevereins Göllheim, übergab 500 Euro für den ersten Platz. Fikriye Cetinel vom „Goldenen Ross“, deren Familie sich ebenfalls bei der Ausschreibung engagiert, lud den Zweitplatzierten Dietmar Weigel für zwei Tage in ihr Hotel ein und Dieter Hartmüller überreichte schließlich einen Buchgutschein an Monika Deutsch. Die Arbeiten werden sich in einer Anthologie des Iatros-Verlages „Göllheimer Geschichten II“ wiederfinden – 17 sind es insgesamt. Zu überlegen wäre, ob bei den Vorgaben nicht eine Verkürzung der maximalen Länge von 20 auf zehn Seiten – wie bei den meisten Kurzgeschichtenwettbewerben – sinnvoll und die Anbindung an Göllheim und die Pfalz aufschlussreicher zu definieren ist.

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