Karlsruhe Man muss sich erst mal finden

Speed-Dating: Zehn Minuten mit Arbeitgebern sprechen.
Speed-Dating: Zehn Minuten mit Arbeitgebern sprechen.

Zehn-Minuten-Gespräche zum Kennenlernen an zahlreichen Tischen: Die IHK Karlsruhe hat wieder zu einem Speed-Dating geladen. Zu vorschnellen Fehlschlüssen sollte das nicht verleiten: Es geht natürlich nicht um geschlechterübergreifende Beziehungsanbahnung. Themen sind vielmehr Berufsbildung und Ausbildungsplätze. Der zu Grunde liegende Gedanke: Wer potenzielle Azubis und solche suchenden Arbeitgeber zusammenbringen will, muss auch neue Wege gehen.

Zuletzt gab es allein im Bereich der IHK gut 600 unbesetzte Ausbildungsplätze, vor allem im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie sowie der Lagerlogistik. Aber selbst in der IT-Branche konnte bisher nicht jeder Platz besetzt werden. Im Handwerk sieht es in weiten Bereichen nicht besser aus. Und das nicht nur im Lebensmittelbereich mit dem offenbar nur noch gering geschätzten Berufen Bäcker oder Metzger, auch das Baugewerbe und andere technische Berufe bis hin zum Elektroniker haben freie Stellen. Zum fünften Mal veranstaltete die IHK in Kooperation mit der Handwerkskammer und der Agentur für Arbeit nun ein solches Speed-Dating. Vertreter von 62 Betrieben sitzen da diesmal mit 65 Ausbildungsberufen und dualen Studiengängen im Gepäck an Tischen und müssen meist nicht lange warten. Dienstleistungen aller Art, Industriemechaniker, IT-Systemkaufmann, Fachinformatiker, Stuckateur, Berufskraftfahrer, Eisenbahner im Betriebsdienst – die Angebote sind breit gestreut. Schwach vertreten, nämlich nur durch die Elektrobranche, ist diesmal das Handwerk. Die zehn Minuten-Runde ist natürlich keine strikte Vorgabe, vor allem wenn sich was Ernsthaftes anbahnt. Alles weitere – Praktikum oder ausführliches Einstellungsgespräch - machen die Interessenten beiderseits des Tisches dann später miteinander aus. Aus Sicht von Peter Minrath, Referent für Fachkräftesicherung bei der IHK, hat sich diese Methode bisher durchaus bewährt. Es sei übrigens zu spüren, dass sich Abiturienten im Zuge des G8 oft erst nach dem Abitur in Richtung Wirtschaft orientierten. Auch seien viele Unternehmen sehr offen für Studienabbrecher. Da sich die zahlreichen jungen Leute anmelden und ihre Bewerbungsmappen mitbringen mussten, zudem über die anzutreffen Branchen und Unternehmen vorinformiert waren, darf ein ernsthaftes Interesse vorausgesetzt werden. „Uns geht es um die Frage, was können die“, betont Hanna Kiemle vom Karlsruher Beo-Netzwerk, an dessen Stand die Bewerbungsmappen begutachtet werden können. Ein großer Mangel sei, „dass die Jugendlichen so wenig über sich selbst schreiben.“ Form und Qualität seien natürlich unterschiedlich, aber es gelte auch, die Stärken des Bewerbers herauszuarbeiten. Derweil berichten Stephan Schmiederer von der Elektroinnung Karlsruhe und sein Kollege, der Baden-Badener Betriebsinhaber Volker Hildenbrand, dass ein Ausbildungsvertrag oft an schlechten Mathe- und Physiknoten scheitere. Und die Sozialkompetenz, klagt Hildenbrand, sei oft „schlecht bis miserabel“. Das hört man leider öfter. Mitunter sind auch Missverständnisse auszuräumen. Bei Maschinen- und Anlagenführern habe man große Probleme, heißt es am Stand des Ettlinger Textilunternehmens Ettlin. Mit Mode nämlich habe man nichts am Hut, aber mit technischen Textilien und das sei spannend. Was zeigt: Information tut not bei der Ausbildungsplatzsuche. Und Praktika werden allseits wärmstens empfohlen. So ein Speed-Dating scheint keine schlechte Anbahnungsschiene für künftige Azubis zu sein.

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