Karlsruhe Karlsruher Fächer:

Die Reaktionen waren so erwartbar, wie das berühmte Amen in der Kirche. Kaum veröffentlichte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) die städtischen Sparvorschläge, über die am kommenden Dienstag erstmals beraten wird, schon hob das große Wehklagen an. Ein Bürgerbüro schließen? Aber nicht bei uns! Höhere Grundsteuern? Ja wollen die denn die Leute aus der Stadt treiben? Natürlich ist es nie erfreulich, wenn eine Kommune den Service für ihre Bürger verschlechtert. Doch wenn im Millionenbereich gespart werden muss, dann geht es nicht ohne Abbau von Personal. Das sollte verkraftbar sein, zumal der Durchschnittsbürger ohnehin nur noch höchst selten „aufs Amt“ muss. Da die Bereitschaft, den gewohnten Service mit höheren Steuern und Abgaben zu erkaufen, nicht erkennbar ist, hilft nur eine Mischung aus Ausgabenkürzungen und erhöhten Steuereinnahmen. Dies scheint relativ ausgewogen gelungen zu sein, wie CDU, SPD, Grüne, KULT und FDP in einer gemeinsamen Presseerklärung bestätigten. Die Sparvorschläge aus dem Rathaus werden in vielen Fällen mehrheitlich, teilweise sogar einstimmig unterstützt. Immer mit der Gewissheit, dass Karlsruhe trotz des Sparpakets seinen Bürgern auch in Zukunft deutlich mehr bieten kann als die meisten anderen Städte. Besonders intensiv ist das Wehklagen beim Badischen Staatstheater, sogar Ministerin Theresia Bauer (Grüne) hat sich inzwischen eingeschaltet. Die Qualität des Angebots sei in Gefahr. Doch wer sich die Mühe macht, die Eintrittspreise bei verschiedenen Theatern in der Region zu vergleichen, wird seltsame Blüten entdecken. Im Kammertheater Karlsruhe muss man in der Regel mindestens 27 Euro für eine Karte bezahlen und selbst bei den Volksschauspielen Ötigheim, einem Amateurtheater, kostet die billigste Karte mit 15 Euro mehr als beim Preisbrecher Badisches Staatstheater. Dort muss beispielsweise für die billigste Karte bei Oper, Operette oder Ballett gerade mal zehn Euro bezahlt werden – wobei die Eintrittskarte auch noch als Fahrkarte gilt. Natürlich soll hier nicht einer elitären Preispolitik das Wort geredet werden, doch wenn Karten dank vieler Steuermillionen billiger angeboten werden können als in einem Amateurtheater, dann stimmt etwas nicht. Natürlich sind die Summen, die die Stadt dabei gerne einsparen würde, beachtlich. Es geht um Millionen. Doch prozentual betrachtet bewegt sich alles im niedrigen, einstelligen Bereich und ist keinesfalls so groß, als dass man es mit kreativen Ideen nicht ausgleichen könnte. Not, so heißt es, macht doch erfinderisch.

x