Karlsruhe Karlsruher Fächer

19-10-22-stau

Es gab Zeiten, da war Karlsruhe die Fußball-Hauptstadt Deutschlands. Keine andere Stadt der Republik hat es geschafft, innerhalb von zwei Jahren mit zwei verschiedenen Mannschaften den Deutschen Meistertitel zu holen. 1909 war es Phönix Karlsruhe, einer der Vorläufervereine des KSC, ein Jahr später der Karlsruher FV (KFV), der heute gemeinsam mit der 2. Mannschaft des KSC in der Kreisklasse B2 kickt. Beide Vereine sind eng mit dem Namen Walther Bensemann verbunden, der gestern 150 Jahre alt geworden wäre. Bensemann kam im Herbst 1889 als Schüler nach Karlsruhe, war damals 16 Jahre alt und hatte ein Ziel: Fußball, den damals in Deutschland noch weitgehend, in Süddeutschland völlig unbekannten Sport bekannter zu machen. Es gelang ihm. Bensemann war dabei als, die Vorläufervereine von Bayern München und Eintracht Frankfurt gegründet wurden, um nur die bekanntesten zu nennen. Der in Worms geborene Journalist und Sportbuchautor Richard Kirn wird ihn später als „den Mann, der Fußball nach Deutschland brachte“ bezeichnen.

In Karlsruhe hat er unter anderem im Jahr 1891 den KFV gegründet. Gekickt wurde auf dem sogenannten Engländerplatz, dem ersten Fußballplatz Süddeutschlands - auf dem heute die Mensa der Hochschule Karlsruhe steht. 1893 folgte das erste grenzüberschreitende Spiel Deutschlands, in Karlsruhe ging es gegen Villa Longchamp aus der Schweiz. Bensemann sah in Fußball ein Instrument der besseren Völkerverständigung und so organisierte er im Alleingang die sieben sogenannten Ur-Länderspiele, von denen eines auch in Karlsruhe ausgetragen wurde. 1899 gibt es vor 5.000 (!) Zuschauern auf dem Engländerplatz eine 0:7-Packung gegen England. 1920 gründete er das Fußball-Magazin „Kicker“. Doch als Sohn jüdischer Eltern ist er den Nazis ein Dorn im Auge, am 30. März 1933 wandert er in die Schweiz aus. Zehn Tage später beginnen die Süddeutschen Fußballvereine damit, ihre jüdischen Mitglieder auszuschließen, die Namen jüdischer Sportler werden aus den Annalen getilgt. Neben Bensemann sind das die beiden Karlsruher Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch und Gottfried Fuchs.

Entspannt

In dieser Woche veröffentlichte der Verkehrsdienstleister Inrix das sogenannte Stau-Ranking. Karlsruhe ist da irgendwo im Mittelfeld zu finden. Das war nicht immer so. In den Zehnerjahren des Jahrhunderts war Fächerstadt fast durchweg in der Spitzengruppe zu finden. Platz 3 gab es gleich mehrfach, immer hinter Stuttgart und Städten wie Köln oder Frankfurt. Die Aufregung war immer sehr groß und im Gemeinderat wurde die „rot-grüne“ Verkehrspolitik der Stadt immer wieder stark kritisiert. Geändert hat sich an dieser Politik eigentlich nicht viel, eher wurde alles noch schlimmer gemacht – glaubt man den autofreundlicheren Vertretern im Rat. Doch warum ist Karlsruhe dann in der Hitliste der Verkehrsstaus dermaßen abgerutscht? Manchmal hilft der nüchterne Blick auf die Fakten. Die ganz großen Baustellen in und im direkten Umfeld der Stadt sind weg, vor allem Kriegsstraße und Südtangente samt Rheinbrücke sind keine ganz großen Staufallen mehr. Dadurch entspannte sich die Verkehrssituation in der Stadt doch spürbar. So weit, dass es nichts mehr zu klagen gäbe, wollen wir an dieser Stelle aber nicht gehen. Auch im neuen Jahr werden sich sicherlich wieder genügend Aufreger finden lassen.

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