Leichtathletik Silvesterlauf in Kottweiler-Schwanden: Max Rahm siegt nach hartem „Dreikampf“ an der Spitze

Erster Startschuss seit drei Jahren: Am Samstag machten sich 477 Läuferinnen und Läufer auf die Zehn-Kilometer-Strecke um Kottwe
Erster Startschuss seit drei Jahren: Am Samstag machten sich 477 Läuferinnen und Läufer auf die Zehn-Kilometer-Strecke um Kottweiler-Schwanden. 473 kamen bei der 48. Auflage des Silvesterlaufs auch ins Ziel.

Eins, zwei, drei im Sauseschritt ...: Wenn die Zeit Richtung Jahreswechsel eilt, eilen Hunderte Athleten einer Ziellinie in der Westpfalz entgegen. Beim Silvesterlauf in Kottweiler-Schwanden ist der Neustart nach der Zwangspause geglückt. Bei Auflage Nummer 48 hat ein Baalborner 472 Konkurrenten hinter sich gelassen. Der Sieger hat auf den zehn Kilometern allerdings heißen Atem hinter sich gespürt. Bis zum Umfallen ...

Da lagen sie nun, alle beide. Sackten in sich zusammen und sanken sanft zu Boden. Max Rahm fiel knapp acht Sekunden früher – und hatte sich von daher auch etwas früher wieder aufgerappelt. Dem Baalborner hatte zuvor noch sein ärgster Widersacher gebührende Anerkennung gezollt. Ehe Tim Könnel zehn Meter hinter Rahm niedersank, hatte er dem Sieger noch rasch gratuliert. Auch Könnel war allerdings schnell wieder auf den Beinen und auch wieder bei Atem, als sich mit inzwischen um die 20 Sekunden Verzug auch Tom Holzmann auf den Asphalt legte – um sich Augenblicke später ebenfalls an der Gratulationscour zu beteiligen.

Dieses Trio hatte sich ein wahrlich heißes Rennen geleistet an dem verkappten Frühlings-Nachmittag. Um die 14 Grad zeigt das Thermometer allzu selten nie, wenn in Kottweiler-Schwanden der Silvesterlauf-Startschuss knallt. Bei Frühlingstemperaturen hat Max Rahm sozusagen heißen Atem im Genick gespürt. „Ich hab’ mir immer wieder gesagt: Nur nicht nach hinten gucken und so den Gegner stark machen“, beschrieb der 25-Jährige, dass er die letzten beiden Kilometer nurmehr stur in Laufrichtung geblickt habe – ständig von dem Gedanken umschwirrt, „Tim kommt noch mal heran und zieht vorbei.“

Doch der Läufer vom LC Donnersberg sollte am Schluss doch die Nase vorn behalten. Auf der sanften Zielkurve am Rathaus hatte er sich bereits einen komfortablen Vorsprung erkämpft – auch dank des „Seitenwinds“, den ein kleines Fan-Klübchen entfacht hatte: 500 Meter vorm Ziel hatten unter anderem Felix Rahm und Xenia Wolf einen Motivationsschub gezündet. Der Vorsitzende des LC Donnersberg und ältere Bruder sowie die Freundin des Gewinners müssen danach ebenfalls flugs Richtung Ziel gespurtet sein. Jedenfalls waren sie ziemlich schnell da, um den Gewinner zu beglückwünschen.

Zum siebten Mal Rang zwei

Exakt 32:05,86 Minuten nach dem Start war Rahm zurück. Bei Könnel zeigte das Display 32:13,52 an. „Das ist doch nicht enttäuschend, das ist völlig okay“, gab sich der Mediziner im Sportdress des TuS 06 Heltersberg am Ende „sehr zufrieden. Die Leistung passt genau zu meinem Trainingszustand“, resümierte der zweite Sieger.

Könnel ist damit auf bestem Wege zum ewigen Silvester-Vize: „Jetzt bin ich hier schon zum siebten Mal Zweiter geworden“, amüsierte sich der 28-Jährige über seinen „Lauf“ in puncto Position zwei auf dem Podest. Trost aber braucht der Südwestpfälzer mit Sicherheit nicht: „Ich wollte in diesem Jahr meinen 100. Volkslauf-Sieg – hat geklappt. Jetzt sind’s schon 107. “ Und: Könnel hat, wie erhofft, auch den Pfälzer-Berglauf-Pokal gewonnen. Ziele also erreicht – „ein echt gutes Jahr ...“

Eine „Battle“ zu dritt

„Hat Spaß gemacht, sich zu dritt zu ,battlen’“, resümierte indes Rahm. Denn über weite Strecken war das kein Zweikampf, der da auf der Zehn-Kilometer-Schleife über Steinwenden, Ramstein und Miesenbach zu beobachten war. Tom Holzmann (LLG Wonnegau) hatte im Frontrennen lange munter mitgemischt. Mit 32:43,62 Minuten sicherte er sich den letzten verbliebenen Platz auf dem Siegerpodest mit bemerkenswerten 52 Sekunden Vorsprung auf Max Kirschbaum. Die Spitze präsentierte sich diesmal doch leicht zerfleddert.

Schon als Achte der Gesamtwertung an der Ziellinie angelangt, lief indes die schnellste Frau in ihrer Konkurrenz ein recht einsames Rennen. Jessica Keller brauchte gerade mal 36:08,79 Minuten für die Route, die es in sich hat. „Vor allem das Stück bergab am Schluss – da hab’ ich noch Seitenstechen gekriegt“, spielte die 21-Jährige auf den am Türmchen in der Kottweilerer Ortslage beginnenden Abhang an. Die Zeit der Athletin von der TG Worms ist umso mehr herausragend, als die Mittelstrecklerin ja eigentlich auf die Bahn spezialisiert ist und nur angelegentlich, eher aus Spaß, auf Straße läuft. „Ich gehe Rennen ja lieber verhalten an. Hier musst du aber ja von Anfang an Gas geben“, hat auch Jessica Keller den Silvesterlauf als eine Herausforderung der arg harten Art kennengelernt.

Neustart nach drei Jahren Pause klappt

Drei Jahre nach dem bis dato letzten Zieleinlauf hat der SV Kottweiler-Schwanden den Neustart geschafft. Die Organisatoren und Helfer haben zwischenzeitlich nicht vergessen, wie sich ein Wettbewerb solcher Dimension gut über die Bühne bringen lässt. SVK-Vorsitzender Christopher Völker war entsprechend angetan: „Hat alles geklappt, wunderbar. Und die Teilnehmerzahl finden wir auch okay“, sagte Völker.

Gut: Die Veranstalter hatten sich ein paar mehr erhofft. „Aber diesmal ist der Silvesterlauf in Saarbrücken, der immer am letzten Samstag des Jahres gestartet wird, am selben Tag wie unserer. Das nimmt uns ein paar Teilnehmer“, gibt Völker zu bedenken. Der Vorsitzende und Kopf des gut fünf Mitstreiter zählenden Kernteams verweist zudem darauf, dass auch bei allen anderen Läufen der Restart nach der Pandemie-Zwangspause von merklich geringerer Beteiligung geprägt gewesen sei. Übrigens: In der Saar-Landeshauptstadt war diesmal auch nur gut die Hälfte der üblichen bis zu 1000 Läufer am Start.

Also gibt es für den größten Breitensport-Verein in der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach keinerlei Grund, das Laufereignis in Frage zu stellen. „Wir werden den Lauf auch im kommenden Jahr wieder ausrichten“, versichert Völker. Und dann steht wiederum ein Jahr darauf die Jubiläumsausgabe an: Am letzten Tag des Jahres 2024 soll auf alle Fälle der Startschuss zum 50. Silvesterlauf erfolgen.

Keinerlei Blitzeis-Gefahr

Vielleicht findet das Feld bis dahin zu annähernd großer Stärke zurück wie einst. Im Laufe der Zeit hat sich der Lauf als sehr beliebt erwiesen: die Rekordmarke liegt bei 980 Startern. 1972 war Premiere, am Samstag lief die 48. Auflage. An den beiden vergangenen Silvestertagen hatte die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht.

In den viereinhalb Jahrzehnten zuvor aber ist der Lauf nur ein einziges Mal ausgefallen: Da hatte Blitzeis den Wettbewerb verhagelt. Solcherlei Gefahr bestand diesmal nicht. „Es ist überall gestreut, es kann nichts passieren, es wird keiner ausrutschen“, hatte vorm Startschuss Ramstein-Miesenbachs Verbands- und Stadtbürgermeister Ralf Hechler gewitzelt und einen frühzeitigen (schlechten) Rutsch vor Mitternacht damit kategorisch ausgeschlossen.

Ein „schwarzer“ Bürgermeister läuft mit

Hechler verfolgte den Wettbewerb wie gewohnt im Zielbereich, während sich ein Bürgermeister-Kollege mit der Zuschauerrolle keinesfalls begnügen wollte: Der Rodenbacher Athlet Ralf Schwarm – in der Laufszene kein Unbekannter – startete erstmals, seit er im Chefsessel der Verbandsgemeinde Weilerbach Platz genommen hat. Schwarm verzichtete deshalb allerdings nicht auf seine angestammte Silvesterlauf-Kleidung: Er absolvierte die zehn Kilometer wie gewohnt in tiefschwarzer Kluft.

Von Beruf Schornsteinfeger-Meister, ist Schwarm schon oft in Berufskleidung gestartet und hat nebenbei Glücksbringer verteilt. „Das hat mein Vater schon so gemacht“, verwies Schwarm auf eine Familientradition. Seine früheren Kollegen ließen sich auch diesmal nicht lumpen: Sechs Schornsteinfeger waren im Feld zu sehen – und eine Schornsteinfegerin.

Das Septett kam auch im Ziel an – die Zeit spielte da keinerlei Rolle. An so was wie persönliche Bestmarken ist in schwarzer Kluft ohnehin nicht zu denken. Schwarm und Co. schwitzten an diesem denkwürdigen Silvesterlauf-Samstag jedenfalls noch ein bisschen mehr als all die anderen.

Beim Start war das Feld eng zusammen. Das aber sollte sich auf der anspruchsvollen Route bald ändern.
Beim Start war das Feld eng zusammen. Das aber sollte sich auf der anspruchsvollen Route bald ändern.
Lief die zehn Kilometer als Glücksbringer mit: Ralf Schwarm, Schornsteinfegermeister und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weil
Lief die zehn Kilometer als Glücksbringer mit: Ralf Schwarm, Schornsteinfegermeister und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weilerbach.
Distanzierte den Zweiten um fast acht Sekunden: Silvesterlauf-Sieger Max Rahm.
Distanzierte den Zweiten um fast acht Sekunden: Silvesterlauf-Sieger Max Rahm.
Der Sieger und seine Motivatorin: Max Rahm mit Lebensgefährtin Xenia Wolf.
Der Sieger und seine Motivatorin: Max Rahm mit Lebensgefährtin Xenia Wolf.
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