Kaiserslautern Kultur für alle und alle für die Kultur

Knapp 91 Millionen Euro umfasst der laufende Jahresetat des Bezirksverbandes der Pfalz – wobei das Pfalzklinikum in diesem Haushalt nicht enthalten ist. Fast ein Drittel davon, 30,1 Millionen Euro, verwendet der Kommunalverband für kulturelle Einrichtungen in der Region, vom Pfalztheater in Kaiserslautern bis zum Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Wer also in den Bezirkstag gewählt werden will, der sollte sich schon auch mit der Kultur in der Pfalz identifizieren. Das bestätigt auch die Umfrage unter den Spitzenkandidaten.

Es ist ja in der Kultur nicht selten von den Leuchttürmen die Rede, die weit über die Region hinaus ausstrahlen. In der Pfalz sind es vor allem drei Kultureinrichtungen, die in unterschiedlichem Ausmaße größere Aufmerksamkeit erregen und zum Teil auch national wahrgenommen werden. Es sind dies zugleich auch jene Institutionen, für die der Bezirksverband Pfalz am meisten Geld ausgibt: das Pfalztheater in Kaiserslautern, das Historische Museum der Pfalz in Speyer und das Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern. Zu diesen drei Einrichtungen haben wir uns ein Meinungsbild bei den Spitzenkandidaten von CDU, SPD, FDP, Grüne, FWG und Linke eingeholt. Ergänzt um die Frage, ob man denn mit dem bisherigen Prozedere der Verleihung der Pfalzpreise in einer Gala im Pfalztheater so wirklich glücklich sei. Wie nicht anders zu erwarten, kommt von allen Parteien ein ganz klares Bekenntnis zu den Institutionen. Wobei die Spitzenkandidaten der sechs Parteien vor allem dem Historischen Museum der Pfalz eine herausragende Bedeutung zugestehen: Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder (CDU) spricht von einem „Leuchtturm“, Günther Ramsauer von der SPD von einem „Flaggschiff“. Mit seinem Ausstellungsprogramm zähle es zur „Spitzengruppe der deutschen Museen“, so Ramsauer. Für Günter Eymael (FDP) spielt es in der „Bundesliga“. Bei der Finanzierung und Zukunftssicherung setzt Eymael verstärkt auf „Sponsoren aus der Wirtschaft“. Auch Theo Wieder sieht in der „Drittmittelakquise“ eine „große Herausforderung“ für den neuen Museumsdirektor Alexander Schubert. Zugleich betont Wieder jedoch auch, dass sich das Speyerer Museum auch künftig auf die „Unterstützung des Bezirksverbands“ verlassen könne. Dies verspricht auch Ruth Ratter von den Grünen: „Das Museum hatte bislang immer die notwendige Unterstützung und wird sie auch weiterhin haben.“ Während Brigitte Freihold von der Linken einen Erfolg des Museums nicht nur unter „betriebswirtschaftlichen Sachzwängen“ betrachten möchte, sorgt sich Manfred Petry (FWG) um die Haltbarkeit des neuen Museumschefs: „Für die Zukunft stellt sich die Frage, wie man die bisherige Sprungbrettposition für eine Karriere im Leitungsbereich verhindern und eine Leitungspersönlichkeit längerfristig in Speyer binden kann.“ Bei der Einschätzung der Pfalzgalerie in Kaiserslautern ergibt sich quer durch alle Fraktionen ein ähnliches Bild. Wenn Manfred Petry von der FWG betont, dass die Qualität des Hauses „durch eine breite inhaltliche und finanzielle Unterstützung auch in Zukunft zu sichern sei“, so findet sich diese Aussage ähnlich auch bei allen anderen Spitzenkandidaten. Wenn es um das künstlerische Profil der Pfalzgalerie geht, dann wünschen sich die Kandidaten zum Teil ein stärker betontes pfälzisches Profil: „Kaiserslautern hat eine besondere Rolle als zentraler Standort des Bezirksverbandes, und es ist sicher darüber nachzudenken, inwieweit die Region ihre Künstlerinnen noch mehr in Szene setzen kann“, unterstreicht Ruth Ratter von den Grünen. Und Günther Ramsauer von der SPD formuliert diesen Wunsch folgendermaßen: „Für das Museum Pfalzgalerie gilt es, die hohe künstlerische Qualität der international bestückten Ausstellungen mit der Förderung Pfälzischer Bildender Kunst bester Qualität zu verbinden.“ Während der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder dem Museum Unterstützung bei anstehenden Sanierungsaufgaben verspricht und sogar eine „Aufenthaltsstätte in Form eines Museumscafés“ in Aussicht stellt, legt Günter Eymael den Fokus auf mögliche Mehreinnahmen: „Zur weiteren finanziellen Absicherung des Museums gilt es, die Einnahmensituation weiter zu verbessern (durch höhere Besucherzahlen und verstärktes Sponsoring durch die Wirtschaft).“ Auch das Pfalztheater darf sich an einer Unterstützung quer durch alle Fraktionen erfreuen. Theo Wieder betont die „Planungssicherheit“, die durch den bis 2015 gedeckelten, im Vergleich zum vorangegangenen deutlich angehobenen aktuellen Etat erreicht wurde. Zugleich macht er klar: „Die Festlegung eines solchen mehrjährigen Budgets bedeutet allerdings umgekehrt zwangsläufig, dass Kostensteigerungen bei Personal- und Sachkosten im Budgetrahmen aufgefangen werden müssen.“ Während dies Günter Eymael von der FDP genauso sieht, kommt Widerspruch von der Linken: Tariferhöhungen seien nicht aus dem gedeckelten Etat zu bestreiten, weshalb an einer „Erhöhung der Zuschüsse des Bezirksverbandes“ kein Weg vorbeiführe, so Brigitte Freihold. So viel Harmonie jedenfalls war selten. Alles eitel Sonnenschein unter den konkurrierenden Parteien? Nicht ganz. Zumindest bei der Frage, wie künftig Vergabe und Verleihung der Pfalzpreise zu gestalten sei, gibt es Dissens. Während Theo Wieder das bisherige Prozedere verteidigt („Daran sollte mit Respekt vor Menschen und ihren Leistungen festgehalten werden“), kritisiert Ruth Ratter von den Grünen: „Die Preisvergabe sollte weniger auf den Vorsitzenden und stärker auf die Ausgezeichneten den Fokus legen.“

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