Kaiserslautern Kaum Munition für „dicke Berta“

Andernorts haben die Narren in diesen Tagen das Rathaus ihrer Stadt gestürmt, in Lautern überlassen die Ratsherren an Fastnachtsdienstag dem Karnevalverein lieber freiwillig ihr Revier. Nicht das Gemäuer – das auf gar keinen Fall. Aber der Rathausvorplatz war gestern Nachmittag fest in Narrenhand.

Die „dicke Berta“ war vorsorglich aufgebaut; zum Glück musste sie nicht wirklich in Aktion treten. Hätte der KVK nicht vorgesorgt – aus Erfahrung einer gewissen Ahnung folgend –, die Konfettikanone hätte sich blamiert. So spärlich war nämlich der Vorrat an Konfetti aus Locherschnipseln, welche die Ratsherren in den Ämtern hatten einsammeln und mitbringen müssen. Wenn die „Berta“ trotzdem eine gelegentliche Konfettisalve über die Narrenschar schicken konnte, dann dank KVK-Präsidiumsmitglied Klaus Gehm, der das Kanonenrohr unermüdlich mit gekauften Schnipseln stopfte. Verstärkt durch Mitglieder aus dem Ortsbeirat Morlautern und nicht zuletzt durch das Publikum vor der Bühne, das ordentlich mitsang, gelang es „Bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider“ so vorzutragen, dass das Lied wenigstens noch in Reihe sechs zu hören war. Vivian I. aus Morlautern hatte diesen Auftritt in ihrer Proklamation verlangt und nicht nur die Ortsbeiräte waren dem gefolgt. „Wir sind Prinzessin“ war auf Plakaten zu lesen, mit denen ihre Anhänger stolz über den Platz promenierten. CDU-Stadtrat Nico Welsch agierte nicht zum ersten Mal in Vertretung des Stadtoberhaupts und Volkes Stimme rettete überhaupt den ganzen Gesang. „Mer hänns rausgeriss“, kommentierte eine Stimme aus dem Publikum. KVK-Präsident Timo Menge wollte die wenigen Stadt- und Ortsbeiräte, die dem Ruf zur Innenstadtfastnacht gefolgt waren, trotzdem nicht so ohne weiteres davonkommen lassen. Er verlangte einen zweiten Versuch. Der Versuch wurde gewagt, gelang und ward mit einem Orden belohnt. Die alten Gassenhauer – von „So ein Tag so wunderschön wie heute“ bis „Heile, heile Gänsje“ − brachten den Rathausplatz von Anfang an in Schwung; beim Schunkeln blieben auch die Füße einigermaßen warm für ein mehr als dreistündiges Programm mit Gardetanz und Büttenreden von Eigen- und Fremdgewächsen. Statt das Foyer des Pfalztheaters wie sonst üblich zum Umkleiden zu nutzen (es stand dort eine frühe Abendveranstaltung an), hatte der KVK für seine Aktiven ein beheiztes Zelt aufgestellt. Dort bereitete sich auch die Jugendgarde auf ihren Schautanz um die „Zahnfee“ vor. In rosaroten Schlafanzügen hüpfte sich die Truppe „atemlos durch die Nacht“ in Fahrt, während die „Lautrer Nachtkappe“ des Vollmar’schen Männerchors (VCM) auf der Bühne den Ohrwurm zum Besten gaben. Der VCM hatte auch seinen Büttenstar Conny Niklas mitgebracht, eine „ziemlich wichtige Person, mal zur Miss Bluns, mal zur Miss Busenwunder“ gekürt und wenn, dann höchstens durch die stotternde Technik aus dem Konzept gebracht. Als „pensionierter Beamter“ mit braunem Nadelstreifenanzug, dicker Brille und Aktentasche trat Andreas Kölbel vom Tennisclub Rot-Weiß zum ersten Mal beim Karnevalverein vors Mikrofon und sprach: „Ich hab’ getan was ich kann, die Hauptsach war nur, es strengt mich nicht an.“ Tusch von den XXL-Steirern und Applaus vom Publikum. Wolle mer ne roilosse? Na klar. Bevor sich der Karnevalverein für diese Kampagne von seinem Publikum verabschiedete, schickte er Tanzmariechen Nadine Arend, die „Hupsmäd“ vom MGV Eintracht Erlenbach und nach der Juniorengarde seine Casimirgarde auf die Bühne. Die Speisbuwe und das Männerballett brachten die Stimmung noch einmal auf den Siedepunkt und Tanja Garcia lüftete – dem Winterwetter geschuldet – auf der „Suche nach einem Mann“ wenigstens den Mantel über dem rosaroten Negligé. Erst danach galt: Ausmarsch „mit Tschingum und Trara“. (krh)

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