Stadtgespräch Katz’-und-Maus-Spiel im Freien

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In unserer Wochenend-Kolumne geht es um die so genannten Spaziergänge, die seit einigen Wochen auch in Kaiserslautern viele Menschen auf die Straßen treiben.

Spielen Sie gerne, liebe Leserinnen und Leser? Mit richtig vielen Leuten? Ist ja im Moment nicht so angezeigt, größere Spielerunden. Corona, Omikron, Kontaktbeschränkungen. Sie wissen schon. Wenn überhaupt, sind Zusammenkünfte im Freien erlaubt. Mit Abstand natürlich und, wenn es geht, auch noch mit Maske. Dann wäre der Montagabend in der Innenstadt genau der richtige Ort gewesen. Da fand eine Freiluft-Variante von Katz’-und-Maus statt. Oder wahlweise Hase und Igel.

Spaziergang? Doch eher Demonstration ...

Aus Sicht der Behörden war es eine (verbotene) Demonstration, obendrein nicht angemeldet. Die Teilnehmer sprechen von einem – eher rein zufälligen – Treffen zum Spaziergang. Sie merken, es ist komplex. Auf jeden Fall waren Hunderte von Menschen in der Stadt rund um den Stiftsplatz und in der Fußgängerzone unterwegs. Zur besseren Unterscheidung trugen Mitglieder der einen Spielpartei Uniformen mit der Aufschrift „Polizei“. Überall da, wo sich die kleinen Grüppchen der Spaziergänger (eigentlich: Demonstranten) hinbewegten, da zogen dann die vielen Polizisten auch gleich hin. Teilte sich die Gruppe an einer Kreuzung, tat das die Polizei auch. Besonders interessant wurde es, wenn die Polizei Hilfsmittel wie Polizeiautos und -transporter einsetzte. Damit konnten die Beamten zwar schneller größere Strecken zurücklegen, gelangten aber dennoch nicht immer eher ans Ziel als die Demonstranten. Bei allem Respekt für die Beharrlichkeit der Polizei: Das Schauspiel war an Skurrilität schwer zu überbieten.

Die Sache ist ernst

Scherz beiseite, dafür ist die Sache zu ernst. Die Stadt Kaiserslautern hatte Versammlungen verboten, bereits kurz vor Weihnachten. Trotzdem kamen am 27. Dezember geschätzt 1500 Demonstranten in die Stadt, um gegen, ja was eigentlich zu demonstrieren? Das Coronavirus? Die Landesverordnung zur Bekämpfung desselben? Die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte? Das Impfen an sich? Vereinzelt waren Pullis und Jacken auszumachen, deren Aufschriften genau das, eine Gegnerschaft gegen das Impfen, nahe legten. Die Katze in den Schwanz beißt sich aber dann, wenn man sich die Situation mal vor Augen führt. Da kommen Hunderte Menschen zusammen, laufen Seite an Seite durch die Stadt. Masken? Fehlanzeige. Abstand? Nun ja, eigentlich keiner. Und das in einer Pandemie, in der sich gerade eine höchstansteckende Virusvariante durchsetzt. Da könnte man, verzeihen Sie den Vergleich, ja auch mit einem Freudenfeuer im Forst gegen Waldbrände demonstrieren. Absurd.

Strafen und Platzverweise

Am vergangenen Montag waren nun weitaus weniger Demonstranten unterwegs, die Polizei sprach von 700 bis 800 Menschen. Lag vielleicht auch am ungemütlichen Wetter, dass weniger Menschen in die Stadt kamen. Die Beamten waren, wie oben beschrieben, im Dauereinsatz, führten Gespräche, stellten sich dem Dialog mit den Demonstranten. Und: Sie verhängten Strafen und erteilten Platzverweise. Was bleibt auch anderes übrig? Demonstrationen sind weiterhin untersagt.

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