Kaiserslautern Kaiserslautern: Trump beschert Atlantischer Akademie mehr Aufmerksamkeit
Ziemlich genau seit sieben Monaten ist Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Fast täglich überrascht er die Welt mit neuen Nachrichten im Onlinedienst Twitter, seinem bevorzugten Kommunikationskanal. Zu seinen fleißigsten Lesern gehört Sarah Wagner von der Atlantischen Akademie. Sie sagt: „Wir leben in wilden Zeiten.“
Wagner ist Bildungsreferentin der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, die ihren Sitz im Rathaus Nord in der Lautertalstraße hat. Schon beim Zähneputzen wirft Wagner einen Blick in Twitter, um die neuesten Nachrichten des US-Präsidenten zu lesen: „Unsere Arbeit hat sich unglaublich beschleunigt und intensiviert.“ Manchmal komme man kaum nach, alles zu erfassen, was Trump lostrete – „in der vergangenen Woche hatten wir beispielsweise erst Korea, dann das Personalkarussell und dann Charlottesville“. Das mache die Arbeit anstrengend, aber auch zu einer interessanten, intellektuellen Herausforderung, sagt Wagner. Alleine sei es kaum zu schaffen, den Überblick zu behalten. Wagner: „Deswegen laden wir uns gerne Experten für verschiedene Fachbereiche ein.“ Seit der heißen Wahlkampfphase im vergangenen Jahr hätten sich die Medienanfragen an die Atlantische Akademie vervierfacht: „Und das Interesse ist ungebrochen.“ Die Veranstaltungen, die Wagner und Akademie-Direktor David Sirakov organisieren, seien sehr nachgefragt. „Unsere Summer School in der Pfalzakademie in Lambrecht war beispielsweise komplett ausgebucht“, schildert Wagner. Politische Bildung habe heute einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einem Jahr. Das sei auch Trumps Verdienst: „Selbst mein Augenarzt fragt mich nach einer Einschätzung der Lage in Amerika“, sagt Wagner lachend. Viele Menschen wollten von der Atlantischen Akademie wissen: „Darf Trump das überhaupt?“ Es sei ein Trugschluss gewesen, dass Trump sich im Amt weiterentwickelt. Wagner: „Das ist nicht zu erkennen. Der Mann wird sich nicht ändern.“ Mit seinen impulsiven Twitter-Äußerungen bestimmte Trump die Agenda und Themen des Tages. „Das hatten wir so vorher nicht“, sagt Wagner, „das ein US-Präsident seine Unwissenheit und Lügen so offen zur Schau stellt.“ Statt ein Präsident für alle Amerikaner zu sein, konzentriere sich Trump auf seine Anhänger und befeuere die gesellschaftliche Spaltung des Landes weiter. Es sei eben ein Unterschied, ob man ein Unternehmen leite oder einen Staat: „Das ist ein komplexes politisches System. Für Trump muss es frustrierend sein, dass es so viele Veto-Spieler gibt: die Medien, die Gerichte, der Kongress.“ Innenpolitisch habe Trump seit seinem Amtsantritt noch keine Akzente setzen können, außenpolitisch dagegen schon. Wagner: „Da hat er als Präsident weitreichende Befugnisse.“ Als Oberster Befehlshaber des Militärs könne er einen Krieg beginnen: „Aber dass es soweit kommt, zu dieser ultimativen Eskalation, das glaube ich nicht.“ Die Bildungsreferentin der Atlantischen Akademie warnt allerdings davor, sich nur auf Trump zu konzentrieren: Die amerikanische Zivilgesellschaft sei unter Trump politisch deutlich aktiver geworden, Staaten und Städte würden beispielsweise in der Klimapolitik eigene Ziele verfolgen. Wagner: „Die Wahl Trumps hat in den USA Wunden offengelegt. Langfristig könnte das für das Land hilfreich sein.“ In den kommenden Monaten dürfte es Wagner nicht langweilig werden: „Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, über Amerika zu berichten, sondern wir wollen erklären, in den Kontext einbetten und kritisch diskutieren.“