Kaiserslautern Kaiserslautern: Aufkündigung von Städtepartnerschaft sorgt für Verwunderung

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Die Aufkündigung der Städtepartnerschaft mit Silkeborg durch die dänische Stadt stößt in Kaiserslautern auf Verwunderung.

Silkeborg hat die am 22. September 2000 offiziell geschlossene Städtepartnerschaft aufgekündigt, wie Oberbürgermeister Klaus Weichel bei der Stadtratssitzung am Montag verkündete. Nach seinen Worten hat der zuständige Ausschuss in Silkeborg beschlossen, die Partnerschaft zu beenden, weil sich die Intensionen von damals überholt hätten. Das bestätigte auf Anfrage der RHEINPFALZ Hans Mogensen von der Pressestelle der Stadt Silkeborg. Die ursprünglichen Absichten der Partnerschaft seien überholt, gleichwohl könne bei konkreten Projekten beider Städte weiter kooperiert werden. Im übrigen werde Silkeborg in Sachen internationale Kontakte verstärkt auf das Central Denmark EU-Office zurückgreifen. Welche Absichten der Städtepartnerschaft genau überholt sind, geht aus der Meldung aus Silkeborg nicht hervor. Um diese Frage zu beantworten, muss man ins Jahr 2000 zurückgehen. Da erklärte der damalige Silkeborger Oberbürgermeister Jørn Würtz am Vorabend der Vertragsunterzeichnung gegenüber seinem Kaiserslauterer Amtskollegen Bernhard Deubig, Silkeborg habe vier Partnerschaften mit skandinavischen Ländern und eine mit einer Stadt in Polen. Kaiserslautern werde die sechste Partnerstadt. Ziel der Partnerschaft sei es, beim Zusammenwachsen von Europa Erfahrungen zu sammeln. Silkeborg habe deshalb Kontakt zu einer Stadt in der Mitte Europas gesucht. Es sei immens wichtig, dass internationale Kontakte nicht nur auf Regierungsebene, sondern auch zwischen Kommunen geknüpft werden. Deubig wiederum hatte ausgeführt, dem Besuch der offiziellen Delegation müsse bald eine Bürgerfahrt folgen, aus der Partnerschaft könne auch praktischer Nutzen gezogen werden, so seien Kooperationen bei Fernwärme, Wasserversorgung und auf dem Hightech-Sektor vorstellbar. Die Partnerschaft nahm dann auch Fahrt auf, 2003 wurde eine Reise für Kaiserslauterer Bürger nach Silkeborg geplant, bei den Plänen für ein gemeinsames Tourismus-Büro von Stadt und Landkreis Kaiserslautern holte sich Deubig Anregungen in der dänischen Partnerstadt. Künstler aus Silkeborg waren auf dem Weihnachtsmarkt, 2004 wurde an der Theodor-Heuss-Straße eine Straße nach Silkeborg benannt. Im Jahr 2009 gab es noch eine Konferenz der Partnerstädte im Kaiserslauterer Rathaus, an der die Dänen teilnahmen. In den Folgejahren bestanden weitere Kontakte, die sich vor allem auf den Bereich Schulen beschränkten. So haben nach den Worten von Peter Krietemeyer, Leiter des Referats Jugend und Sport, der von der Aufkündigung der Partnerschaft überrascht wurde, Schulen beider Städte von 2009 bis 2015 bei einem EU-Projekt zusammengearbeitet. Zweimal seien Schüler aus Silkeborg privat nach Kaiserslautern eingeladen worden. Derzeit bestünden hauptsächlich Kontakte im pädagogischen Bereich zwischen Lehrern und Schulverwaltungen. Intensive Kontakte in Sachen Lehrerfortbildung pflegt auch Rainer Blasius nach Silkeborg. Er ist Lehrer an der Grundschule Mehlingen und Botschafter für Silkeborg im Verein Kaiserslautern International. Er hat von einem dänischen Kollegen bereits vor Weihnachten zu seiner Überraschung erfahren, dass die Städtepartnerschaft mit Kaiserslautern offiziell beendet wurde. Wie Blasius ausführt, war die Verbindung mit Kaiserslautern die einzige Städtepartnerschaft Silkeborgs – was zu dem Schluss führt, dass die dänische Kleinstadt seit dem Jahr 2000 auch die fünf anderen Städtepartnerschaften beendet hat. Vizepräsident von Kaiserslautern International ist Jan Deubig, Sohn des früheren Oberbürgermeisters Bernhard Deubig, der viele Städtepartnerschaften ins Leben gerufen hat. Auch Jan Deubig kann sich keinen rechten Reim darauf machen, warum Silkeborg die Partnerschaft beendete, findet das angesichts eines wachsenden Populismus und Nationalismus sehr schade. Gerade in diesen Zeiten sei es wichtig, internationale Freundschaften zu pflegen und voneinander zu lernen, da sei die Beendigung einer Städtepartnerschaft kontraproduktiv. Einwurf

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