Kaiserslautern „Die zehn beliebtesten Berufe hat es vor zehn Jahren nicht gegeben“

Die Hochschullandschaft ist im Umbruch begriffen. Der zunehmend schnellere Wandel in der Berufswelt erfordert immer höhere Flexibilität – auch in der Hochschullehre. Diesem Thema widmet sich die Fachtagung „Selbstgesteuert, Kompetenzorientiert, Offen“, die gestern und heute an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern stattfindet. Diskutiert werden Strategien, wie den zukünftigen Entwicklungen entgegen getreten werden kann.

170 Teilnehmer aus ganz Deutschland diskutieren mit Experten die Themen selbstgesteuertes Lernen, Weiterbildung, berufsbegleitende Studiengänge und Fernstudium. Mit rund 4000 Studenten hat die TU die größte Fernuniversität in Deutschland, die in eine Präsenzuniversität eingebettet ist. Auch die Hochschule Kaiserslautern bietet mehrere berufsbegleitende Studiengänge an. In dem Projekt Offene Kompetenzregion Westpfalz, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, sind beide Kaiserslauterer Hochschulen seit drei Jahren verbunden. Schon seit vielen Jahren wird in beiden Einrichtungen die Berufsfeldorientierung von Studiengängen von Anfang an als entscheidend erachtet, sagt Rolf Arnold, Wissenschaftlicher Leiter des Distance and Independent Studies Center (DISC) an der TU. Darüber hinaus ist die Berufsfeld- und Kompetenzorientierung selbst Thema eines eigenen Forschungsprojekts im DISC, erläutert Markus Lermen, Geschäftsführer des DISC. Die Notwendigkeit des effektiven selbstgesteuerten Lernens werde, so Arnold, in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen, da nach Ergebnissen der Hirnforschung der Mensch das am wirksamsten erlerne, was er sich selbst aneigne. Innovation in der Hochschullehre sei weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen geschuldet, erläuterte Norbert Wehn, Vizepräsident Studium und Lehre an der TU. Seit dem Hochschulpakt 2005 sei die Zahl der Studierenden an der TU um 45 Prozent gestiegen. 50 Prozent eines Jahrganges schrieben sich mittlerweile für ein Studium ein. Zu den großen Leistungsunterschieden bei den Erstsemestern kämen pro Jahrgang zehn bis 15 Prozent Fernstudenten aus Indien, China, aber auch den Benelux-Ländern hinzu, so Wehn. Bis zum Jahr 2020 erwarte der Bund hier eine Steigerung von 20 Prozent. Auf der anderen Seite stünden die Abwanderungstendenzen in die großen Ballungsräume in Deutschland und die rasanten Veränderungen auf dem Gebiet der beruflichen Anforderungen. Arnold verdeutlicht dies am Beispiel der USA. „Die zehn aktuell beliebtesten Berufe dort hat es vor zehn Jahren noch nicht gegeben“, so der Professor. Die Hochschulausbildung sollte auf drei Säulen stehen, sagt Konrad Wolf, Präsident der Hochschule Kaiserslautern. Neben dem traditionellen konsekutiven Präsenzstudium sehe er als zweite Säule die Masterstudiengänge, die die Stärken der Hochschule widerspiegelten und die Studierende überregional anzögen. Die dritte Säule werde zukünftig von berufsbegleitenden und Weiterbildungs-Masterstudiengängen gebildet, um der Notwendigkeit des lebenslangen Lernens gerecht zu werden. Hier fühlten sich die TU und die Hochschule auch der Region verpflichtet. Die ansässige Industrie könne schon jetzt ihren Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern nicht mehr decken. Im eigenen Selbstlernzentrum bietet das DISC schon Studieneinsteigern Lerncoaching und E-Learning an. Hier kann jeder selbst an seiner Lern-, Wissens- Kommunikations- und emotionalen Kompetenz arbeiten. Zusammen mit den Diemersteiner Selbstlerntagen solle damit effektives selbstgesteuertes Lernen von Anfang an unterstützt werden, betont Wehn.Auch die Stadt Kaiserslautern profitiere von den Fernstudenten an TU und Hochschule, heißt es bei der Tagung. Bis zu 13.000 Hotelübernachtungen werden hier pro Jahr in der Stadt benötigt. (cbg)

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