Was tun im Notfall? Bei ohnmächtigen Personen als Erstes die Atmung überprüfen

Den Rettungsdienst verständigen gehört bei der Hilfe für ohnmächtige Personen dazu. Aber auch Erste Hilfe ist enorm wichtig.
Den Rettungsdienst verständigen gehört bei der Hilfe für ohnmächtige Personen dazu. Aber auch Erste Hilfe ist enorm wichtig.

Was tun im Notfall? Sowohl im privaten Umfeld, als auch in der Öffentlichkeit kann es passieren, dass man auf eine Person trifft, die ohnmächtig wird oder keinerlei Regung mehr zeigt. Dieser Person gilt es, schnell und richtig zu helfen. Doch wie geht das? Was ist dabei wichtig?

„Als Erstes ist es wichtig zu überprüfen, ob die Person noch atmet. Daran orientiert sich die weitere Vorgehensweise“, erklärt Rettungsdienstleiter Tobias Lenz vom DRK-Rettungsdienst Westpfalz. „Falls keine Atmung mehr festzustellen ist, ist unverzüglich mit der Reanimation zu beginnen, jede Sekunde zählt.“

Falls keine weitere Person anwesend sei, die den Notruf über 112 absetzen kann, könne man selbst die Notruf-Nummer wählen. „Per Telefon, eventuell mit der Freisprechfunktion des Handys, kann die Rettungsleitstelle dem Ersthelfer Anleitungen geben, wie die Reanimation durchgeführt wird.“ Niemand solle sich scheuen, den Rettungsdienst im Notfall anzurufen. Wichtig sei, dass die Rettungskette durch den Notruf schnellstens gestartet wird. Der Befürchtung, dass man bei der Ersten Hilfe vielleicht etwas falsch machen könne, entgegnet Lenz: „Wenn ich nichts mache, mache ich auf jeden Fall etwas falsch!“

Ansprechen, anfassen, leicht rütteln, Puls checken

Um festzustellen, ob eine Person noch reagiere, könne man sie zunächst ansprechen, vorsichtig anfassen und leicht rütteln. Sollte keine Reaktion erfolgen, sei der nächste Schritt die Überprüfung der Atmung. Bei liegenden Personen sei der Hals leicht zu überstrecken und den Mund der Person leicht zu öffnen. Man könne mit Blickrichtung zum Brustkorb der ohnmächtigen Person mit der eigenen Wange prüfen, ob ein Luftstrom aus Mund oder Nase des Hilfsbedürftigen zu spüren sei und dabei beobachten, ob sich der Brustkorb hebt und senkt.

„Wenn die Person noch atmet ist der nächste Schritt, sie in die stabile Seitenlage zu bringen. Bei einer Ohnmacht fallen die Schutzreflexe des Körpers - zum Beispiel Husten - aus. Dadurch kann Erbrochenes in die Lunge gelangen und es besteht Erstickungsgefahr“, beschreibt Lenz die Wichtigkeit der stabilen Seitenlage.

Zuvor solle überprüft werden, ob sich Fremdkörper oder Erbrochenes im Mundraum befinden, was die Eigenatmung behindern könne. Fremdkörper und Erbrochenes müssen aus dem Mundraum entfernt werden. „Zwar besteht eine theoretische Gefahr, dass man sich mit Erregern der hilfsbedürftigen Person ansteckt, aber die ist sehr, sehr gering.“ Ideal wäre, wenn man Einmalhandschuhe benutze, die im Erste-Hilfe-Kasten sind. Solange man selbst aber keine Hautverletzungen habe, könne man auch ohne Handschuhe den Mundraum des Patienten säubern.

Spätestens jetzt, nachdem man die Person in die stabile Seitenlage gebracht hat, sei der Notruf 112 zu wählen. Im Telefonat werden wichtige Fragen durch die Rettungsleitstelle gestellt, wie zum Beispiel der Ort, an dem die ohnmächtige Person liegt, ob weitere Verletzungen oder Blutungen zu erkennen seien. Die Rettungsleitstelle könne dann weitere Anweisungen geben, die bis zum Eintreffen der professionellen Hilfe getan werden können, um den Patienten optimal zu betreuen. „Bei den aktuell niedrigen Temperaturen ist es wichtig, den Hilfsbedürftigen vor Wärmeverlust zu schützen“, rät Lenz, auch die aktuelle Gesamtsituation zu beurteilen. Wichtig sei, den Patienten weiter zu beobachten und bei Veränderung der Situation – wenn zum Beispiel die Atmung langsam abflacht – erneut die 112 anzurufen. Die Rettungsleitstelle kann dann sowohl den Ersthelfer anleiten, als auch die anfahrenden professionellen Helfer auf den neuesten Stand bringen.

Rettungsdienst Westpfalz: 400 Einsätze pro Tag

„Beim Rettungsdienst Westpfalz werden durchschnittlich etwa 400 Einsätze innerhalb von 24 Stunden bewältigt. Bei besonderen Anlässen und an Wochenenden können es durchaus auch mehr sein. Die Anzahl der eingehenden Notrufe ist noch um ein Vielfaches höher. Sie werden durch die Leitstelle priorisiert und eingeordnet. So kann der Notrufdialog auch ergeben, dass zunächst ein Besuch beim Hausarzt ausreicht und der Anrufer/Patient nicht direkt notfallmäßig Hilfe durch Rettungsdienst und Krankenhaus benötigt.“ erläutert Lenz die interne Bearbeitung eingehender Notrufe.

Info

Der Notruf ist unter der Telefonnummer 112 zu erreichen. Infos, wie man sich bei einer bewusstlosen Person verhalten muss, bietet das DRK auch im Internet an. Empfohlen wird die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs

DIE SERIE

Jeden kann es jederzeit treffen. Sei es eine Notsituation, in die man selbst gerät oder, dass man etwas beobachtet, was schnelles Handeln erfordert. Die RHEINPFALZ hat sich mit Experten unterhalten, die Hinweise und Tipps zur richtigen Verhaltensweise geben. Zusätzlich gibt“s in der Reihe „Was tun im Notfall?“ Tipps, die helfen, damit man möglichst nicht in eine Notsituation kommt. Die Serie eignet sich zum Sammeln und ablegen, zum Beispiel im Versicherungsordner.

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