Kaiserslautern Alternativen zum Auto im Fokus

Alternative Formen der Mobilität zu nutzen: Dazu hat die Reihe „Bürger schafft Wissen“ gestern Abend in der Fruchthalle interessante Anregungen geliefert. „Lautern macht mobil – Mobilität im Wandel“ war die fünfte Veranstaltung der Themenreihe überschrieben, zu der die Stadt Kaiserslautern eingeladen hatte. Auch wenn die Stuhlreihen längst nicht alle frequentiert waren, stieß das Thema, bei dem Verkehrskonzepte für die Zukunft vorgestellt wurden, bei zahlreichen Bürgern auf Interesse.

Wer wird als Erster die Strecke von der Technischen Universität zur Fruchthalle zurückgelegt haben: Der Autofahrer, der Radfahrer oder der Busfahrer? Ein Experiment führte zu folgendem Ergebnis: Der Radfahrer schaffte es in zehn Minuten, der Autofahrer in 17 Minuten, der Busfahrer in 23 Minuten. Auch wenn das Auto auf der Beliebtheitsskala obenan steht, ist es unabhängig vom Treibstoffverbrauch, das ineffizienteste Fortbewegungsmittel. Insbesondere dann, wenn beim Auto nur 1,2 Personen im Schnitt mitfahren, so Sascha Baron vom Institut für Mobilität und Verkehr. Der Individualverkehr habe zu großen Kapazitätsengpässen geführt. „Shoppst du schon oder parkst du noch?“, weil die Straßen mit Blechlawinen überfüllt sind, brachte Baron das Verkehrsdilemma auf den Punkt. Einer Verkehrsstudie in Kaiserslautern aus dem Jahr 2008 zufolge benutzen 54 Prozent der Verkehrsteilnehmer das Auto, nur drei Prozent das Fahrrad. Eine neuere Studie erwartet Baron in den nächsten Wochen. Dass es Alternativen zum Auto gibt, zeigte der Verkehrsexperte am Hauptbahnhof als Dreh- und Angelpunkt auf. Er verwies auf günstige Angebote des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), auf das Car-Sharing mit dem Stadtmobil, den Fernbus, das Taxi und Call a Bike (Mieten eines Fahrrads). Der Klimaschutzmanager der Stadt Kaiserslautern, Rolf Jäger, gab einen Überblick über umweltfreundliche Verkehrsmittel für Bedienstete der Verwaltung. Ein Elektromobil, zwei E-Bikes, SWK-Jahreskarten und Car-Sharing mit dem Stadtmobil stünden Mitarbeitern zur Verfügung. Die Aktion Stadtradeln, mit der Kaiserslautern wirbt, öfter Rad zu fahren, werde seit 2009 jährlich stärker nachgefragt, vermeldete Jäger. Gut angenommen werde auch ein E-Bike-Tag, zu dem Radhändler eingeladen werden, E-Bikes auszustellen und Probefahrten anzubieten. Letztlich sei die Stadt bemüht, im Zuge des Neubaus von Straßen auch Radwege anzulegen. Einbahnstraßen seien für Radfahrer für den Gegenverkehr erlaubt, neue Abstellplätze für Räder an der Südseite des Bahnhofs, an der Pfalzgalerie und am Rathaus eingerichtet worden. In der Tourist-Information soll eine Mobilitätszentrale eingerichtet, an Haltestellen sollen Echtzeiten im ÖPNV angezeigt werden. „Wir sind bemüht, E-Mobilität auszubauen und das Thema den Bürgern näher zu bringen“, betonte Jäger. Im Gespräch mit RPR1-Moderator Ralf Schwoll verwies Wilfried de Buhr, der das Thema „Mobilität im Wandel“ zusammen mit Olaf Zink eingereicht hat, auf Städte wie Münster und Freiburg, wo das Fahrrad als Verkehrsmittel hoch im Kurs steht. „Das würde auch unserer Stadt guttun“, so de Buhr. Martin Memmel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) informierte über eine Web-Plattform „Stationsradar“, die es Bürgern erlaubt, eigene Vorschläge für Car-Sharing-Stationen, Fahrradstellplätze und E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu machen (www.mobil-in-kl.de). Ergebnisse einer Studie über die Stressbelastung von Radfahrern im Stadtinnern und auf Straßen rund um die TU stellten Johann Wilhelm und Dennis Groß vom Fachgebiet Raum- und Umweltplanung der TU vor. Dass das Rad auch für Kunst und Akrobatik gut ist, demonstrierte Tim Weber (13), Kunstradfahrer vom RCV Böhl-Iggelheim. Für seine glanzvolle Darbietung konnte der diesjährige deutsche Schülermeister großen Beifall entgegennehmen. (jsw)

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