Kaiserslautern Zeit für Spiele

Große Auswahl: In der Stadtbücherei Ramstein-Miesenbach können Besucher bei Karin Leiner und ihren Kolleginnen nicht nur Bücher,
Große Auswahl: In der Stadtbücherei Ramstein-Miesenbach können Besucher bei Karin Leiner und ihren Kolleginnen nicht nur Bücher, sondern auch Spiele ausleihen.

Spielekartons stapeln sich auf und unter einem großen Tisch im vorderen Bereich der Stadtbücherei Ramstein, da wo auch die Kinderbücher stehen. Ebenso sind DVDs, Hörbücher-CDs und aussortierte Bücher vom Flohmarktregal gegenüber des Ausleihtresens zu haben. „Da müssen wir uns jetzt bald etwas überlegen“, sagt die Einrichtungsleiterin Karin Leiner. Seit die Bücherei im vergangenen Oktober dem Verband der Deutschen Spielotheken/Ludotheken beigetreten ist, hat sich das ursprünglich sehr überschaubare Spieleangebot stark vergrößert. Verlage stellen Karten- und Brettspiele teils sogar kostenlos zur Verfügung. „Und hier stehen noch drei Kisten, die wir für den Spieletag bekommen haben“, sagt Leiner und zeigt in ihr Büro. Der Aufbau einer Ludothek fällt in eine Zeit, in der die Stadtbücherei in einem Zeitraum von zwei Jahren einer Modernisierung unterworfen wird. Der Boden ist schon gemacht, in grauer Holzoptik. Im hinteren Bereich der Bibliothek steht eine Sitzecke. Daneben führt eine Treppe ins Dachgeschoss, wo unter der Dachschräge die Jugendbibliothek eingerichtet wird. „Da fehlen noch Regale. Die Regale hier haben wir mit Rollen ausgestattet“, erklärt Leiner. Praktisch, denn so können die Bücherregale zur Seite geschoben werden, wenn am Samstag in diesem passenden Ambiente gespielt wird („Zur Sache“). Aus allen Spielen aus der Ludothek können die Spieler dann wählen. Am Sonntag wird eine Auswahl daraus mitgenommen ins Mehrgenerationenhaus. Mit dem Aufbau der Ludothek liegt die Stadtbücherei Ramstein im Trend. Auch Lesen werde wieder sehr geschätzt, meint Leiner. „Viele haben erkannt, dass man dadurch Schüsselqualifikationen erlangt, nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenz.“ Da seien Bücher und Spiele ziemlich ähnlich, sagt sie und zitiert den Ludothekenverband darin, was Menschen durch Spielen erreichen können: die geistige, seelische und motorische Entwicklung stärken, Gemeinschaft erleben, Spielkultur entwickeln und unterschiedliche Lebenslagen ausgleichen. „Kinder lernen Geduld und Verlieren, aber nicht nur, sie können durch Spielen aus dem Alltag raus, weg vom Leistungsdruck“, sagt die Bibliothekarin. Sie selbst hat vor vielen Jahren regelmäßig am Spielkreis eines Spieleentwicklers teilgenommen, hat in der Familie gespielt. „Siedler von Catan“ gehöre immer noch zum Familienerlebnis Weihnachten dazu, berichtet die 53-Jährige. Auch ihre Mitarbeiterinnen seien interessiert und bereit, sich in das Thema Spiele einzuarbeiten. Das sei erstens nötig bei der Beratung von Ausleihern, aber auch bei der Auswahl dessen, was gekauft und angeboten wird. „Das Spiel des Jahres und die Nominierungen sind natürlich eine gute Orientierung, aber es gibt noch so viele andere Spiele, die gut sind und die es sich lohnt zu entdecken.“ Tipps gebe es vom Ludothekenverband. Ein wichtiger Berater bei der Auswahl von Spielen für Kinder und Erwachsene, Karten- und Brettspielen, Strategie- und Glücksspielen sei auch der Spieleliebhaber Stefan Kehrer aus Hauptstuhl, der im vergangenen Jahr auf sie zugekommen sei. Was ankomme, sei ganz unterschiedlich. „Manchen sind bei größeren Brettspielen die Anleitungen zu lang, andere sind ganz begeistert“, weiß Leiner. „Manche bringen auch das Spiel zurück und hatten gar keine Zeit, es zu spielen.“ Bevor ein Spiel verliehen werden kann, muss es, wie jedes Buch, jede CD und DVD, von den vier Bibliotheksmitarbeiterinnen vorbereitet werden: Zuerst werden die Kisten in selbstklebende, durchsichtige Folie eingebunden. „Das kann ganz schön aufwendig sein, je nach Schachtel. Manchmal müssen wir auch ein neues Kästchen bauen“, erklärt Leiner. Denn im Aufbau sind die Spiele nicht unbedingt für den Verleih vorgesehen. Hunderte von Teilen gehören zu manchen Gesellschaftsspielen. Eine Inhaltsliste klebt im Deckel, alle Beilagenzettel sind gestempelt und mit der Zugangsnummer des Spiels versehen, Spielsteinchen in beschriftete Zip-Tütchen verpackt, Karten und Pappteile mit Gummis gebündelt. Bei der Rückgabe werden die Spiele erst mal – ebenso wie alle anderen Medien – auf einen Stapel gelegt. „Bevor wir sie wieder einsortieren, schauen wir uns die Bücher im Daumenkino an, CDs und DVDs werden mit speziellen Mitteln gesäubert, die Spiele durchgezählt“, erklärt Leiner das Vorgehen. Papierbanderolen um die Spiele zu kleben, ist eine Idee für die Zukunft. Denn schließlich stehen sie offen in der Bibliothek. „Natürlich würden wir die auch entfernen zum Reinschauen, aber wir hätten mehr Kontrolle“, sagt die Bibliothekarin. Fehlt einmal ein Teil, werde der Entleiher zur Kasse gebeten, allerdings kümmern sich die Büchereimitarbeiter um Ersatz, auch gebrauchten aus dem Internet, damit es möglichst günstig bleibt. In vielen Fällen würden allerdings Spielverlage auch verlorene Teile kostenlos zuschicken. Bisher haben Spiele eine Ausleihfrist von zwei Wochen, vier sind es bei Büchern. Das soll auch für Spiele kommen, mit der Option auf einmalige Verlängerung, damit genügend Zeit bleibt, sich richtig einzuspielen. Eine Möglichkeit, Spiele kennenzulernen, könnten Spielenachmittage sein, einen Literaturkreis gebe es seit zwei Jahren ja auch, meint Leiner. Zuerst wird sie sich aber damit auseinandersetzen, die größere Anzahl der Spiele zu präsentieren, bald in einem Regal – aber nach welcher Ordnung? Auf jeden Fall sollen die Spiele des Jahres eine eigene Kategorie bekommen, dann wird es vermutlich nach Alter weitergehen, „denn nach Genre ist ja schwierig, Elemente wie Geschicklichkeit und Strategie sind ja meistens gemischt“. Vielleicht könnten Steckbriefe bei der Auswahl weiterhelfen. Es gibt noch viele Ideen, bleibt noch einiges zu tun. Doch Leiner ist überzeugt, mit den Spielen neben 22.000 Büchern, 1000 DVDs, 1300 Hörbüchern, dazu 500 Kinderhörspielen und der Onleihe, die sogar Leser aus Kaiserslautern nach Ramstein zieht, eine richtig gute Erweiterung des Angebots zu schaffen. Öffnungszeiten Die Stadtbücherei Ramstein ist montags, donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, dienstags und mittwochs von 8.30 bis 12.30 Uhr. Die Anmeldung in der Bibliothek ist kostenlos.

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