Grünstadt Warum der Klimastammtisch einen Brief nach Mainz schreibt

Auch am Grünstadter Berg könnten mehr Anlagen stehen, meint der Klimaschutzbeirat.
Auch am Grünstadter Berg könnten mehr Anlagen stehen, meint der Klimaschutzbeirat.

Viele Bürger sind frustriert, weil die Energiewende nicht schneller vorankommt. Der Klimastammtisch in Grünstadt hat jetzt den Grünstadter Berg in den Fokus genommen. Warum drehen sich dort nicht mehr Windräder?

Es muss endlich vorwärtsgehen mit den Bemühungen, den Klimawandel aufzuhalten. Das ist eines der maßgeblichen Motive, weshalb sich Bürger aus der Stadt und dem Umland beim Klimastammtisch in Grünstadt zusammensetzen. Am Freitag fand das von Claudia Adler-Blask, Guido Dahm und Felix Eichner organisierte Monatstreffen zum zweiten Mal statt. Während zur Premiere im Februar rund zehn Leute kamen, waren es diesmal fast doppelt so viele. Auch stand – im Gegensatz zur ersten Zusammenkunft – ein konkretes Thema im Fokus: der Bau von Windkraftanlagen auf dem Grünstadter Berg.

Er kämpfe schon immer für mehr Stromgewinnung aus Windenergie, erklärte Bruno Beckenbach aus Carlsberg, weshalb er ins Nebenzimmer des Restaurants Irodion gekommen war. Ronald Radmacher aus Altleiningen sagte: „Ich bin frustriert, dass in Deutschland nichts vorwärtsgeht.“ Man müsse endlich dem Ziel näherrücken, ausschließlich erneuerbare Energien zu nutzen, meinte der Sausenheimer Eugen Hoppe-Schultze. Der Grünstadter Dieter Theobald begründete sein Erscheinen so: „Ich verspreche mir von dem Treffen, zu hören, ob die Möglichkeit für Windräder an dem genannten Standort besteht oder nicht.“

Klar pro Windenergie

Seines Wissens nach schlössen die Flächennutzungspläne der Stadt und auch der Verbandsgemeinde Leiningerland die Option aus. Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im VG-Rat, Alexandra Maurer aus Tiefenthal, sprach sich klar pro Windenergie aus. Und auch Karl-Heinz Buch, Grünstadt, ist dafür, „endlich ein oder zwei Windräder dorthin zu stellen“.

Das Interesse der Modellflieger Paul Süntzenich aus Battenberg und Artur Hübner aus Eisenberg lag dagegen vornehmlich darin, zu erfahren, ob durch mögliche Windräder ihr Hobby eingeschränkt werden könnte. Der Grünstadter Berg umfasst neben einer ehemaligen Raketenstation, landwirtschaftlichen Flächen und einem Kalksteinbruch auch das Modellfluggelände des Luftfahrtvereins Grünstadt.

Zu exakt definierten potenziellen Standorten konnte Dahm noch nichts sagen. Der Ebertsheimer, Kopf des Vereins Energieregion Rhein-Haardt, hatte einen offenen Brief an die Landesregierung vorbereitet. Im Juli 2022 habe die Bundesregierung im sogenannten Osterpaket zum Ausbau erneuerbarer Energien festgelegt: „Die Errichtung und der Betrieb von Anlagen liegen im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Bis die Stromerzeugung im Bundesgebiet nahezu treibhausgasneutral ist, sollen die erneuerbaren Energien als vorrangiger Belang in die jeweils durchzuführenden Schutzgüterabwägungen eingebracht werden.“

Gebiet für Windräder geeignet

Laut der aktuellen Landesverordnung über das Biosphärenreservat Pfälzerwald und dem noch gültigen Landesentwicklungsprogramm LEP IV sei die Errichtung von Windkraftanlagen allerdings ausgeschlossen, so Dahm. Aber: „Nach dem Koalitionsvertrag der Landesregierung soll in bestimmten Bereichen des Pfälzerwaldes der Bau von Windkraftanlagen ermöglicht werden“, erläuterte er und verwies darauf, dass der Grünstadter Berg weitestgehend unbewaldet sei. Er liege zwischen der vielbefahrenen Autobahn 6 und der Bahnlinie Grünstadt-Eisenberg. Dass das Gebiet dort oben geeignet sei für Windräder, zeigten auch die beiden Anlagen auf der Gemarkung Tiefenthal, die zu den ersten in Rheinland-Pfalz gehörten. „Leider dürfen die wegen der Landesverordnung nicht repowert werden“, sagte Dahm.

Damit die vorhandenen Windkraftanlagen aufgerüstet und weitere errichtet werden könnten, „sollten wir das Klimaschutz- und das Innenministerium bitten, die Verordnung zu ändern“, meinte er. Das müsse schnell geschehen, da der Teilregionalplan Wind im Raumordnungsverband Rhein-Neckar noch in diesem Jahr verabschiedet werden solle. Darin dürften nur Vorrangflächen für Windenergieanlagen ausgewiesen werden, wenn das nach den Landesvorschriften zulässig ist. Mainz könnte umgehend eine Ausnahmeregelung formulieren, wie es das Nationalkomitee für das Unesco-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) bereits 2021 getan habe. Demnach sollten Windkraftanlagen außerhalb bewaldeter Flächen im Biosphärenreservat zugelassen werden können.

„Bleibt der Grünstadter Berg im Teilregionalplan Wind außen vor, wird es wieder viele Jahre dauern, bis eine Möglichkeit für Windräder geschaffen werden kann“, so Dahm, der weiß, dass Grünstadt und auch Ebertsheim an dem Standort gern Anlagen errichten würden. Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) und der Landtagsabgeordnete Markus Wolf (CDU) würden das begrüßen, berichtete Dahm. Von den 19 Anwesenden am Klimastammtisch haben 15 den offenen Brief unterzeichnet.

TERMIN

Nächster Klimastammtisch: Freitag, 21. April, 18 Uhr, Restaurant Irodion , Grünstadt.

Der Klimastammtisch traf sich jetzt zum zweiten Mal.
Der Klimastammtisch traf sich jetzt zum zweiten Mal.
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