Leininger Nachlese Kolumne: Schein oder Nicht-Schein

In Obersülzen würde der Rat gern Strom sparen. Allerdings ist das nicht so einfach.
In Obersülzen würde der Rat gern Strom sparen. Allerdings ist das nicht so einfach.

Um die nächtliche Beleuchtung im Ort ging es neulich im Obersülzer Gemeinderat. Ganz konkret um die Frage, ob man die Straßenlaternen nicht zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens abstellen könnte, um Energie zu sparen. Das Thema kam nach dem Pflichtteil der Sitzung bei den „Anfragen und Mitteilungen“ zur Sprache. Unter der Überschrift wird oft Interessantes und Lehrreiches verhandelt. So auch diesmal – verriet Obersülzens Ortschef Andreas Lehmann (SPD) doch, dass es kürzlich erst eine Bürgermeisterversammlung in der Verbandsgemeinde Leiningerland gegeben habe, zu der auch Vertreter der Pfalzwerke und der Keep eingeladen waren. Diese Profis hätten erklärt, dass es gar nicht so einfach sei, Straßenlaternen nachts auszuschalten und dass das eine Umrüstung erfordern würde, die mehr kostet, als man durch das Abschalten einsparen könne.

Nach dieser Ansage herrschte erst einmal Schweigen im Saal, und es gab einige erstaunte Gesichter zu bewundern. Man konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen in den Köpfen mancher Ratsmitglieder drehten. Urgestein Gunter Schumann (CDU) fand seine Sprache zuerst wieder und hakte nach: „Was soll das heißen, nicht so einfach? Wenn tagsüber jemand in den Ort kommt, um die Laternen zu warten, kann das Licht angeschaltet werden, warum soll man es dann nachts nicht ausschalten können?“ Zustimmendes Gemurmel und dann die Frage von Katja Geyer (CDU), ob so etwas heutzutage nicht ganz einfach von Computern gesteuert werden könne: „Da sitzt ja wohl hoffentlich nicht irgendwer in der Zentrale und muss einen Knopf drücken?“

Löcher in den Bauch gefragt

Darauf hatte Lehmann keine Antwort, so im Detail wurde das Thema bei der Bürgermeisterversammlung wohl nicht diskutiert. Die Schreiberin dieser Zeilen hat zunächst auch keine Antwort gehabt, aber das Thema ließ ihr keine Ruhe. Also tat sie, was man als Journalistin so tut: Leuten Löcher in den Bauch fragen. Stets in der Hoffnung, dass etwas Hilfreiches dabei herauskommen möge. Es folgt: eine kurze Zusammenfassung der überaus geduldigen und umfassenden Erklärung von den Pfalzwerken.

Zunächst einmal teilt der Energieversorger mit, es sei bei den vorhandenen Laternen oft technisch möglich, „Leuchten so um- und auszurüsten, dass diese in gewissen Zeiträumen abschaltbar sind“. Bei älteren Semestern erfordere das in der Regel den Einbau eines zusätzlichen Geräts in der Trafostation sowie ein Umklemmen jeder einzelnen Leuchte. Bei modernen LEDs hingegen könne die Leistung – also auch eine Reduzierung der Leuchtkraft – nahezu frei gewählt werden. Das müsse allerdings auch wieder für jede Leuchte einzeln programmiert werden.

Ein Problem, das Ottonormalverbraucher vermutlich gar nicht so auf dem Schirm hat: Werden einzelne Laternen – eine oder auch mehrere – abgeschaltet, ergibt sich eine ungleichmäßige Ausleuchtung der Straßen und Wege. Auf diese Hell-Dunkel-Zonen kann sich das menschliche Auge laut Pfalzwerken nur schwer einstellen: Es entstünden sogenannte Dunkelflecken, an die sich das Auge ständig anpassen müsse. Fazit: Eine gleichmäßige Beleuchtung ist wichtiger als eine hohe Beleuchtungsstärke. Da auf Straßen auch Fußgänger unterwegs seien – sprich: Verkehrsteilnehmer ohne eigene Lichtquelle – würden Experten davon abraten, einzelne Lampen auszumachen.

Dunkel statt Hell-Dunkel

Das ist für Obersülzen aber eh nicht geplant: Da wurde eher an eine komplette Abschaltung gedacht – also nur dunkel und nicht hell-dunkel. Weil in der Ortsgemeinde überwiegend noch Natriumdampflampen leuchten und keine LEDs, die laut Pfalzwerken meist automatisch über eine „50-Prozent-Nachtabsenkung“ verfügen, wäre das tatsächlich „nicht so einfach“. Das gilt übrigens nicht nur für die praktische Umsetzung, sondern auch für eine pauschale Kostenschätzung. Da die örtlichen und technischen Gegebenheiten in jedem Dorf anders sind, ermittelt der Energieversorger die Kosten auf Wunsch der Kommunen individuell.

Ebenfalls nicht einfach: die Ermittlung des Einsparpotenzials. Da unter anderem die Leistungsstärke der bestehenden Leuchten je nach Typ und Alter verschieden sei, lasse sich das ebenfalls nur individuell ermitteln, teilen die Pfalzwerke mit. Einen kleinen Tipp geben sie auch dazu: Aktuell böten das Land Rheinland-Pfalz und der Bund jeweils Förderprogramme zur Umrüstung von Straßenleuchten an – mit einer Förderquote von bis zu 20 Prozent.

Genauer ging es nicht, lieber Gemeinderat. Sorry, ich habe mich redlich bemüht. Abschließend sei in diesem Zusammenhang noch auf die Worte von Herrn Schumann verwiesen, der den Durchblick zu haben scheint: „Es geht ja auch eigentlich nicht nur darum, Geld zu sparen.“ Recht hat er wohl. Es geht auch um das Einsparen von Energie. Und generell um ein Umdenken, dessen Wichtigkeit für die Menschheit und den Planeten kaum zu überschätzen sein dürfte.

Ein schönes Weihnachtsfest, trotz

allem mit feierlicher Beleuchtung,

wünscht Nina Schellhas

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