Frankenthal Experiment über drei Etagen

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Eine Ausstellung im Haus der Vereine bildet den Abschluss der Tätigkeit von Carmen Graber als Lambsheimer Turmmalerin. Um die drei Etagen des alten Schulgebäudes zu füllen, hat Graber mit Isolde Hesse, Friedlinde Hüter, Uschi Freymeyer, Günter Hornung und Marcus Graber Künstlerfreunde eingeladen, die sich gemeinsam dem Thema „Raum“ gewidmet haben. Die Schau ist bis 18. Dezember zu sehen.

„In so einer Form hatten wir das noch nie“, sagte Ortsbürgermeister Herbert Knoll (CDU) bei der Eröffnung der Schau am Freitag. Er sprach von einem Experiment über drei Etagen. Hausherrin Carmen Graber hat sich mit dem inneren Raum auseinandergesetzt. Es gehe ihr um Erinnerungen, zum Beispiel an die eigene Kindheit, erklärte die Turmmalerin. Geschaffen hat sie Bilder, die Kinder in ihrer eigenen Welt zeigen, beim Malen oder auf der Schaukel. Wobei Graber die Perspektive etwas verändert hat, „weil Kinder ja auch oft anders wahrgenommen werden“. Die Gesichter der Kinder sind nicht glatt, sondern schon ein wenig vom Leben gezeichnet. Isolde Hesse, die 2009 selbst Turmmalerin war, zeigt neben abstrakten Stadtansichten fotorealistische Landschaftsbilder. Detailliert gemalte Tiere präsentieren sich darauf im Spiel von Licht und Schatten. Hesse fragt nach dem Lebensraum: „Wie viel haben wir noch davon, und wie viel benötigen wir?“ Uschi Freymeyer besuchte als Kind die ehemalige Neutorschule. Deshalb hat sie viele Erinnerungen an das Gebäude. Farbintensive großformatige Bilder zeigen einen Querschnitt ihres 20-jährigen künstlerischen Schaffens. Trotz der Abstraktion bergen diese immer wieder kleine Figuren, Piktogramme oder Schriftzüge. Freymeyer will sich damit nach eigener Aussage selbst Raum geben, also Zeit einräumen für Dinge, die sie gerne macht. Friedlinde Hüther ist in der Schau für den dreidimensionalen Raum zuständig. Sie arbeitet mit Ton in verschiedenen Färbungen und erschafft daraus Köpfe. Zu sehen sind Porträts real existierender Personen, aber auch Büsten, die einer Fantasiewelt entstammen. Günter Hornungs großformatige fotorealistische Bilder zeigen den öffentlichen Raum, sei es eine Szene auf der Reichstagsplattform, eine belebte Straße oder eine Haltestelle, an der eine Frau sitzt. Es sind Momentaufnahmen. Letzter im Bund ist Marcus Graber, der sich einen geheimen Raum im wahrsten Sinne des Wortes geschaffen hat. Eine Kammer neben dem Turmmaleratelier hat er zum Schwarzlichtraum umgebaut, indem sich der Löwenanteil seiner fantasievoll bemalten Scheiben befindet. Dass es sich dabei um bearbeitete Schallplatten handelt, ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Noch bis zum Neujahrsempfang der Gemeinde bleibt Graber Turmmalerin. Mit ihrer ersten Ausstellung „Lebensspuren“ machte sie auf das Flüchtlingselend aufmerksam. Dazu wählte sie Blau als neutrale übergeordnete Hautfarbe. In einer Performance trug sie selbst geschriebene Lyrik vor. Für Kinder gab die seit 2015 in Lambsheim lebende Künstlerin Malkurse, was ihr besondere Freude gemacht habe, wie Graber erklärt. Die Zeit in dem großen Atelier im Dachgeschoss des Hauses der Vereine habe sie sehr genossen. Termine Ausstellung zum Thema „Raum“ im Lambsheimer Haus der Vereine, Weisenheimer Straße 1, bis 18. Dezember. Geöffnet jeden Samstag und Sonntag von 15 bis 17 Uhr. Am Freitag, 9. Dezember, 18.30 Uhr, gibt es eine Lesung zum Advent.

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