Frankenthal „Bitte folgen“

Mit einer Großaktion rückten am Donnerstag und Freitag Polizei, Zoll und Gewerbeaufsicht schwarzen Schafen im gewerblichen Güterverkehr auf die Pelle. Vor allem die Ladungssicherung hatten die Beamten, die im Bereich der Bundesautobahnen in der Vorderpfalz kontrollierten, ins Visier genommen.

Der Autobahnrastplatz „Auf dem Hahnen“ an der A 61 ist am Donnerstagmorgen gesperrt. Wem ein Polizeimotorrad mit blinkender Schrift „Bitte folgen“ anzeigt, muss allerdings auf den Hahnen fahren und sich den kritischen Augen der Kontrolleure stellen. Auch einen schwer beladenen Holzlaster mit Anhänger haben sie auf den nordwestlich von Flomersheim gelegenen Rastplatz geleitet. Nun steht er am Wagen des Schwerlastkontrolltrupps aus Mainz. Eine digitale Achslastwaage in Form eines dünnen, gut 30 Zentimeter breiten und einige Meter langen Metallbandes muss mit jeder Achse einmal vorwärts, einmal rückwärts überfahren werden. Aus all den gemessenen Werten lässt sich das Gesamtgewicht ablesen. Polizeikommissarin Helga Schönberg kann eine Überladung von einer Tonne feststellen. „Der dürfte maximal 40 Tonnen wiegen, hat aber 41.“ Trotzdem darf der Transporter weiterfahren, da keine 100-prozentige Gefährdung oder ein Totalausfall zu erwarten sei. Es liegt im Ermessen der Beamten, wann ein Fahrzeug nicht mehr zurück auf die Straße darf. „In der Regel haben wir eine Beanstandungsquote von 70 Prozent“, erklärt Rolf Spiegelhalter. Der Erste Polizeikommissar und Leiter der Zentrale Verkehrsdienste bei der Polizeidirektion Neustadt ist mit rund 80 Leuten vor Ort. Nicht gesicherte Ladung sei eine häufige Unfallursache, erläutert Spiegelhalter. Auf der Ladefläche eines Lkw steht ein mit Gurten gesicherter Traktor. Der Fahrer wartet auf das Ergebnis der Kontrolle. Zeit sei Geld, meint er, eine Stunde schlage mit 50 bis 70 Euro zu Buche. „Der Fall ist nicht so schwerwiegend“, befindet der Kontrollbeamte. Trotzdem gibt es eine mündliche Verwarnung, denn im Nachweis der Lenkzeiten fehlen zwei Sonntage. „Die Verstöße sind um 30 Prozent zurückgegangen“, sagt Spiegelhalter. Die regelmäßigen Kontrollen zahlten sich aus. Oberkommissar Harald Mertesdorfer von der Landespolizeischule Wittlich ist mit der Kamera unterwegs und hält viele Details im Bild fest. An einem Bauholztransport, der aus dem Schwarzwald nach Kaiserslautern unterwegs ist, interessieren ihn vor allem die Spanngurte und ihre Spannvorrichtung. „Ich trage Material für die Fortbildung zusammen“, erklärt er. Für den Fahrer Uwe Grädtke bedeutet der Aufenthalt auf dem Hahnen, dass er in Kaiserslautern übernachten muss. „Heute komm’ ich bei dem Baumarkt nicht mehr an“, vermutet er, seine Ladung könne er dann erst am folgenden Tag abladen. Neben ihm hält Cliff Riemer, der auf dem Weg von Turin nach Birmingham ist. „Es wird noch immer viel zu wenig kontrolliert“, bemängelt der Berufskraftfahrer. Die schwarzen Schafe stünden zurzeit auf den Parkplätzen. „Die fahren nachts. Da gibt es solche Kontrollen nicht“, sagt er. Bei ihm wird die Höhe der Ladung gemessen. 4,25 Meter dürfte er haben, es sind aber 4,37. Ihm droht nun ein Aufenthalt, bis seine Firma die erforderliche Ausnahmegenehmigung für die Weiterfahrt nachweisen kann. Ein polnischer Lkw mit offenem Sattelauflieger hat unter einer lose auf die Ladung geworfenen Plane ein undurchdringliches Gewirr von Maschinen- und Motorenschrott geladen. Ein abenteuerlicher Anblick, der die Fachleute wohl einige Zeit beschäftigen wird. Dagegen darf der voll besetzte rumänische Reisebus, der schon gut zwei Stunden auf dem Parkplatz steht, weiterfahren. Das Auslesen der Lenkzeiten und eine Zollkontrolle der Fahrgäste gaben keinen Anlass zur Beanstandung.

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