Donnersbergkreis VG Rockenhausen: 2018 bringt Fusion und Energie-Projekte

„Alle unsere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien liegen über Plan“, betont Verbandsbürgermeister Michael Cullmann. Die
»Alle unsere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien liegen über Plan«, betont Verbandsbürgermeister Michael Cullmann. Die kommunale Gesellschaft Eniro betreibt unter anderem 30 Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden und die Freichflächen-Anlage »In der Steinkaut«.

Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Die angestrebte Fusion mit der VG Alsenz-Obermoschel“, erwidert Bürgermeister Michael Cullmann auf die Frage, welches Thema die Verbandsgemeinde Rockenhausen in diesem Jahr wohl am meisten beschäftigen werde. Doch ebenso prompt ergänzt er: „Meines Erachtens ist es auch die Angelegenheit, die für die Bürger auf Sicht die geringsten Auswirkungen haben wird“. DSL- und Energieversorgung, Klimaschutz, Wasser/Abwasser, Gesundheit, Feuerwehr: Das seien Punkte, „die uns nachhaltig über die nächsten Jahre begleiten werden“ – auch 2018.

VG-Fusion

Doch zunächst zu dem vom Land geforderten Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Rockenhausen und Alsenz-Obermoschel. Die Gespräche innerhalb der Lenkungsgruppe liefen „sehr sachlich“, betont Cullmann. Mit der neuen VG-Beauftragten in Alsenz-Obermoschel, Tanja Gaß (wir berichteten), erwarte er ebenfalls eine gute Zusammenarbeit. „Die Zielrichtung ist für alle klar, das Land hat keine Zweifel daran gelassen, dass es diese Fusion will.“ Aufgabe der beiden Verbandsgemeinden sei es nun zunächst, die ausgelobte „Hochzeitsprämie“ von zwei Millionen Euro plus weitere in Aussicht gestellte Projektförderungen unter Dach und Fach zu bringen. „Alles weitere – etwa gemeinsam eine gute Verwaltung zu schaffen, die beiden Verbandsgemeinden gerecht wird – wird sich anschließen, sobald wir uns grundsätzlich einig sind.“ Windenergie Auf eine sachliche Ebene hieven möchte Cullmann das im VG-Rat vielfach diskutierte und teils kritisierte Engagement in Sachen Windkraft über die kommunale Energie- und Infrastrukturgesellschaft Eniro. Diese betreibt bislang ein Windrad beim Schmalfelderhof. „Es gibt für mich zwei hauptsächliche Argumente, warum wir uns in diesem Bereich engagieren sollten. Zum einen betreiben wir lokale Wertschöpfung, zum anderen tragen wir etwas zum Klimaschutz bei“, sagt Cullmann. Wäge er diese Punkte gegenüber den „lokalen Belastungen“ ab, dann stehe für ihn unter dem Strich trotz aller Bedenken ein Ja zur Windkraft – „wenn es wirtschaftlich vertretbar ist“. Daraus folgt für die kommenden Monate: Sollten sich für Eniro weitere Anlagen in der VG laut Berechnungen derzeit nicht zur angestrebten Rendite von acht Prozent realisieren lassen, „dann ist es auch durchaus möglich, Projektrechte an ein Privatunternehmen zu verkaufen, das dieses Risiko zu tragen bereit ist“. Solarenergie „Alle unsere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien liegen über Plan“, betont Cullmann mit Blick auf die über 30 von Eniro betriebenen Solaranlagen auf Dächern öffentlicher Gebäude sowie der Freiflächen-anlage „In der Steinkaut“ bei Rockenhausen. Kurz bevor stehe die Einstellung eines Klimaschutz-Managers, der als eines seiner ersten Vorhaben ein „500-Dächer-Programm“ umsetzen soll. Dabei können Bürger ihre Dachflächen für Solaranlagen zur Verfügung stellen, sprich vermieten. Hierzu will Eniro mit einem privaten Unternehmen zusammenarbeiten und, falls von den Gebäudebesitzern gewünscht, als Projektträger fungieren, um den Eigentümern das finanzielle Risiko zu nehmen. Breitbandversorgung Die Versorgung des Rockenhausener Industriegebietes „Kreuzwiese“ mit einer DSL-Glasfaserleitung hält Cullmann zur Sicherung der hiesigen Arbeitsplätze für wichtig: „Als erstes Unternehmen hat Adient zugesagt, von Eniro eine Bandbreite von 1000 Mbit/s synchron im Upload und Download abzunehmen“. Ferner gestatte der Autozulieferer der Gesellschaft, das Kabel über das Werksgelände und damit weiter Richtung Wiesen-/Kreuznacher Straße zu führen. „Diesen Bereich, in dem unter anderem die Zoar-Werkstätten angesiedelt sind, wollen wir als nächstes erschließen und den Bürgern dort ebenfalls die Gelegenheit für einen schnelleren Internetanschluss geben“, so der Bürgermeister. Mit angebunden wird ferner das Evangelische Diakoniewerk Zoar auf dem Inkelthalerhof – dort führt die von einer bestehenden Haupttrasse bei Dörrmoschel abzweigende Eniro-Leitung auf dem von Schönborn über Katzenbach zur Kreuzwiese vorbei. Der Bau soll im ersten Halbjahr beginnen. Cullmanns – wie er einräumt noch fernes – Wunschziel: „In der gesamten VG Glasfaser bis ins Haus.“ Hochwasserschutz Auch mehr als drei Jahre nach den Flutkatastrophen im Moschel- und Appeltal steht das Thema Hochwasserschutz (nicht nur) in den betroffenen Gemeinden weit oben auf der Agenda. „Wir haben – im Zusammenhang mit dem vom Land angestoßenen Modellprojekt – inzwischen alle Ortsgemeinden in unserer VG genau betrachtet.“ Zwar seien natürlich „solche Sturzflut-Ereignisse nicht zu verhindern“. Wohl könne man aber „die Menschen für dieses Thema sensibilisieren, die Behörden können bei Neu- und Umbauten den Eigentümern Tipps geben, wir selbst können Vorkehrungen treffen wie das Anlegen von Randstreifen oder Mulden.“ Ideal sei auch, künftig beim Ausbau einer Straße zu prüfen, ob zugleich etwas für den Hochwasserschutz getan werden kann – wie nun bei der anstehenden Sanierung der Dörnbacher Waldstraße. Cullmann verweist ferner darauf, dass die VG den Etat für Gewässerunterhaltung von 10.000 Euro (vor der Flut) auf 100.000 Euro pro Jahr erhöht hat. Höfe-Kanalisation In der finalen Phase befindet sich das Mammut-Projekt der Abwasserbeseitigung in den rund 40 auf VG-Gebiet gelegenen Höfen (plus weitere zirka 60 Einzelanwesen). Der Bau der Kanalisation auf dem Schmalfelderhof – und dem benachbarten, in der VG Alsenz-Obermoschel gelegenen Leiningerhof – ist abgeschlossen, hier steht noch die Errichtung einer Pflanzenkläranlage an. Cullmann erwartet zudem in Kürze die Fertigstellung der im Bau befindlichen Anlagen Spreiterhof, Hoferhof und Hengstbacherhof. Kita-Konzeption „Diese neue Konzeption ist schon etwas Besonderes“, sagt Cullmann mit Blick auf die im vorigen Jahr installierte Gesamtleitung für alle fünf Kindertagesstätten in Trägerschaft der Verbandsgemeinde (wir berichteten). Zwei Jahre lang habe man daran gearbeitet, in Kooperation mit vielen internen und externen Kräften. „Ich bin sehr froh, dass wir das hinbekommen haben, die ersten Früchte sieht man mittlerweile.“ So sei es beispielsweise möglich, „dass eine oder andere Projekt Kita-übergreifend durchzuführen“. Er könne sich gut vorstellen, dass dieses Modell als Muster-Beispiel für andere Träger diene, „da habe ich auch absolut nichts dagegen“, so der Verwaltungschef. Das Personal in den Kindergärten stehe in einem zunehmenden Spannungsfeld zwischen Bildungsauftrag, pädagogischen Anforderungen, Verwaltungsaufgaben und Elternarbeit – gerade in diesen Bereichen erhofft sich Cullmann künftig Entlastung durch die Gesamtleitung, „die manches abfangen und die Kita-Mitarbeiter auch mal aus der Schusslinie nehmen kann“. Feuerwehr Cullmann wiederholt es gebetsmühlenartig bei öffentlichen Anlässen: „Die Feuerwehr hilft jedem – unabhängig davon, ob derjenige bei ihr aktiv ist. Jetzt seid doch so gut und helft ihr auch mal der Feuerwehr, indem ihr euch dort einbringt.“ Er betont aber auch, dass es bei einigen Ortswehren schon jetzt sehr gut funktioniere. „Meistens dann, wenn Leute vorneweg marschieren und andere mitnehmen.“ Und Cullmann verweist darauf, dass die Ausbildung attraktiver geworden sei. „Das Ganze wurde entzerrt, man muss nicht mehr sechs Wochenenden hintereinander Lehrgänge besuchen.“ Gerade für Frauen gebe es heute gute Mitwirkungs-Möglichkeiten bei der Feuerwehr, auch sei die VG in Sachen Ausstattung auf einem modernen Stand. „Der persönliche Schutz der Wehrleute steht bei uns ganz oben.“ Tourismus Ein „Zukunftsthema“ ist für Cullmann der Tourismus-Bereich. Hier habe man im vergangenen Jahr „deutliche Schritte nach vorne gemacht, um unsere Nordpfälzer Region besser zu vermarkten“. Der VG-Chef verweist beispielsweise auf ein Ehepaar, das durch Radiowerbung zu einem Wanderurlaub an den Donnersberg gelockt worden ist. Für die Zukunft gelte es, bestimmte Zielgruppen noch genauer herauszuarbeiten. „Unsere Aufgabe ist es, woanders lebenden Menschen klar zu machen, wie schön es bei uns ist.“ Dazu zähle auch, Angebote – etwa gastronomischer Art – von besonderer Qualität offensiver nach außen zu tragen. Cullmann: „Das alles muss man sich aber selbst erst einmal bewusst machen, um es dann an andere weitergeben zu können.“

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