Donnersbergkreis Treppen in der Luft

In der Luft: Der Hubschrauber fliegt die 200 Kilo schwere Treppe auf das Hallendach.
In der Luft: Der Hubschrauber fliegt die 200 Kilo schwere Treppe auf das Hallendach.

Premiere in der 70-jährigen Firmengeschichte der Imsbacher Dachdeckerei Timo Schultz: Erstmals hatte das Unternehmen für Arbeiten gestern Nachmittag einen Hubschrauber im Einsatz. Auf dem Gelände der Schramm Werkstätten in Alsenbrück-Langmeil war vor allen Dingen eines gefragt: Präzision.

Seine Mitarbeiter hielten es zunächst für einen Spaß. Doch das, was Firmenchef Timo Schultz im Kopf herumschwirrte, war alles andere als ein Scherz. Vielmehr war es die Suche nach einer Lösung. Denn das Imsbacher Unternehmen hat den Auftrag, bei den Schramm Werkstätten 200 Kilo schwere Alu-Treppen auf dem Dach der Werkshallen zu montieren. Diese sind nötig, um über und an die Lichtkuppeln zu kommen. „Die Lichtbänder selbst sollen in den Ferien erneuert werden“, berichtet Schultz. Die eine Hälfte ließ sich auch gut mit Hilfe eines Krans erledigen. Problem: An die andere Seite der Halle kommt ein Kran nicht. Genauer gesagt: Schultz fand keinen, der so etwas bewältigen konnte. Also kam ihm die Idee, mit einem Hubschrauber die zehn Treppen auf das Dach zu fliegen. Der Firmenchef hatte da dank Kontakten auch ein Unternehmen im Sinn. Und der Hubschrauber genau dieser Firma steht nun auf der Wiese hinter den Werkstätten. Eine Ecureuil AS 350 B3, so die Bezeichnung des 900 PS starken Helikopters des Unternehmens Helix aus Neuenstein bei Heilbronn. Ob das für ihn ein besonderer Einsatz ist? Eigentlich nicht, sagt Pilot Jörn Muth. Versorgungs-, Kontroll-, Montage- oder Frachtflüge bis hin zu Bauarbeiten an schwer zugänglichen Stellen gehören zum Portfolio der Fluggesellschaft. Für die Mitarbeiter der Imsbacher Dachdeckerei ist es aber sehr wohl ein besonderer Arbeitstag. Mit einem Hubschrauber haben sie noch nicht zusammengearbeitet. Deswegen brieft der Pilot auch zuvor die siebenköpfige Mannschaft. „Das Schlimmste ist der Krach“, sagt Muth. Wichtig ist ihm aber auch, dass sich in den Hallen niemand befindet. Sicher ist sicher. Aber auch das ist kein Problem. „Wir haben das vorab so vereinbart“, sagt Geschäftsführer Axel Schramm. Während der Pilot in der Luft über Funk mit seinen Flughelfern Timo Schardon und Robert Schneider verbunden ist, die am Boden und auf dem Dach die Kommandos geben, hängt Andreas Zick am Boden den Spanngurt an ein 20 Meter langes Seil, das an dem Hubschrauber befestigt ist. Eigentlich ist Zick Kranfahrer bei Schultz. Noch am Morgen hat er selbst Treppen nach oben gezogen. Auf dem Dach sind die Meister Daniel Rumpf und Daniel Bernhardt federführend für die Dachdeckerei. Um 16 Uhr hebt der Hubschrauber ab in die Lüfte. Um 16.04 Uhr hat er schon die erste Treppe ganz vorsichtig auf dem Hallendach abgesetzt. „Es kommt auf die Präzision an“, sagt Pilot Muth, der aus Duchroth im Landkreis Bad Kreuznach stammt – also so etwas wie ein kleines Heimspiel hat. Ansonsten ist er bundesweit unterwegs mit seinem Helikopter. Nach 27 Minuten sind die zehn Treppen auf den zwei Dächern. Nur bei der zweiten Treppe gab es Probleme: Der Gurt hatte sich verheddert und die Treppe kippte auf dem Boden um. „Die Treppen waren am Seil ruhiger als mit einem Kran“, ist Jochen Closset, der stellvertretende Geschäftsführer, fasziniert. Ob bei der Dachdeckerei nun öfter ein Hubschrauber zum Einsatz kommt? „Zuvor hatten wir nie darüber nachgedacht. In Österreich ist so etwas nichts Besonderes. Da werden Hütten mit Hubschraubern bestückt. Wenn sich so etwas kalkulieren lässt, kann ich mir das schon wieder vorstellen“, sagt Schultz. Für heute ist nun aber Feierabend. Zuvor gibt es von Axel Schramm aber noch ein Lob für das Team der Dachdeckerei und der Fluggesellschaft: „Das habt ihr gut gemacht!“

Am Boden: Andreas Zick (links) und Timo Schardon sind für die Befestigung der Treppen am Seil des Helikopters zuständig.
Am Boden: Andreas Zick (links) und Timo Schardon sind für die Befestigung der Treppen am Seil des Helikopters zuständig.
Hoch geht’s: Treppe für Treppe wird aufs Dach befördert.
Hoch geht’s: Treppe für Treppe wird aufs Dach befördert.
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