Donnersbergkreis „Spielbetrieb momentan völlig egal“

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Vier Tage nach dem Blitzeinschlag bei einem E-Jugend-Spiel zwischen den Mannschaften aus Meisenheim und Perlbachtal in Hoppstädten mit 33 Verletzten ist noch lange keine Normalität eingekehrt. Wie geht es den Betroffenen, wie geht es weiter und wie verarbeitet man das Geschehene? Die RHEINPFALZ hat nachgefragt.

Hans-Peter Köhler, Jugendkoordinator bei den D- und E-Junioren der SG Meisenheim, war selbst vor Ort und musste auch im Krankenhaus behandelt werden. Ihm geht es wieder relativ gut, das Erlebte sitzt aber noch tief, wie er zugibt. Er hofft vor allem, dass bei keinem bleibende Schäden entstanden sind. Priorität hat für ihn die Gesundheit des Schwerverletzten, der ins künstliche Koma versetzt worden war, und dem Köhler eine erfolgreiche Genesung wünscht. Auch die betroffenen Kinder müssten nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wieder „auf die Beine“ kommen. Die Vertreter des Vereins und er stehen mit den Perlbachtaler Verantwortlichen in regem Kontakt. „Gemeinsam planen wir ein Treffen der Kinder in den nächsten Tagen, um das Ganze gemeinsam verarbeiten zu können“, sagt Köhler. Zusätzliche psychologische Hilfe soll dafür organisiert werden. Köhler betont: „Der Spielbetrieb ist momentan völlig egal, viel wichtiger ist die Gesundheit der Betroffenen.“ Ausdrücklich will er sich noch bedanken bei einem Zuschauer, der Rettungssanitäter ist und zum Glück vor Ort gewesen sei. „Eine Riesen-Leistung hat er vollbracht und mit der Erstrettung Schlimmeres verhindert.“ Traurig und wütend macht ihn jedoch, dass Anschuldigungen aufgekommen sind, man hätte das Spiel abbrechen müssen, und die Schuld für das Unglück liege bei den Verantwortlichen. „Das ist eine absolute Frechheit“, gibt er aufgebracht von sich: „Vor Ort war es nicht erkenn- oder absehbar, dass ein Blitz einschlägt.“ „Im Prinzip kann man fast durchatmen. Das Ganze hätte viel schlimmer ausgehen können, und viel hat sicherlich nicht gefehlt“, zeigt sich Volker Emrich, Vorsitzender der Spielgemeinschaft Perlbachtal, erleichtert. Einzig bei dem Schwerverletzten sei nach jetzigem Stand noch keine Aussage über das tatsächliche Befinden zu treffen. Emrich hofft und wünscht ihm, „dass er wieder vollständig gesund wird und man ihn zum Saisonabschluss wieder im Kreise der Mannschaft begrüßen kann“. Auch für die Kinder wäre es dann schön und wichtig zu sehen, dass es ihm wieder gut geht, sodass sie die Ereignisse hoffentlich ohne Nachwirkungen verarbeiten, sagt Emrich mit Blick auf die Juniorfußballer. Alle Kinder sind aus dem Krankenhaus entlassen (wir berichteten) und sollen wieder in der Schule sein. Emrich vermutet, dass die Spieler dann dort gefragte Gesprächspartner sind. „Manche werden mehr, andere weniger erzählen wollen, aber das hilft ihnen hoffentlich weiter, wenn man darüber sprechen kann und wieder in den Alltag kommt.“ Am wichtigsten findet der Vereinsvorsitzende, dass im Elternhaus mit den Kindern gesprochen wird und sie von dieser Seite Unterstützung erfahren. Auch der Verein will seinen Teil dazu beitragen. Heute Abend will man sich mit den Eltern zusammensetzen und beraten, wie man weiter vorgeht. Mittel- beziehungsweise langfristig eine Lösung zu finden, sei aufgrund der noch undurchsichtigen Situation momentan schwer, sagt Emrich. In Rücksprache mit den Eltern, dem Jugendtrainer und natürlich den Kindern will die Spielgemeinschaft entscheiden, wie es kurzfristig weitergehen soll. Am Samstag steht noch das letzte Saisonspiel an. Abgesagt hat man es noch nicht. „Wenn die Kinder spielen wollen, wär’ es ja Quatsch, das Spiel abzusagen“, unterstreicht Emrich: „Wieder zu spielen, kann ein Schritt nach vorne hin zur Normalität sein.“ Emrich vergleicht die Situation ein wenig mit der eines Skispringers, der nach einem Sturz am besten gleich wieder springen soll, um die Angst nicht zu groß werden zu lassen. Auch ein gemeinsamer Saisonabschluss mit allen Beteiligten ist geplant. (mala)

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