Donnersbergkreis Spiel mit fast tödlichen Folgen

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Mit Stöckchen zu spielen, sie zu tragen, zu zerkauen oder zu apportieren, kann für Hunde gefährlich werden. Das scheinbar harmlose Spiel birgt hohe Verletzungsgefahr. Diese leidvolle Erfahrung haben Daniela Müller-Wendel und Tobias Müller aus Alsenborn Anfang Januar mit ihrem zweieinhalbjährigen Boxerrüden Weiko gemacht. Der Schreck sitzt heute noch tief.

„Weiko wollte noch nicht sterben“, beschreibt Tobias Müller die Zähigkeit und den Überlebenswillen seines Hundes. Er und seine Frau sind auch Wochen nach Weikos Unfall noch geschockt. Eigentlich begann alles ganz harmlos. Natürlich wissen Müllers, selbst Mitglieder im Boxer-Club Kaiserslautern, dass für Hunde der Umgang mit Stöcken äußerst gefährlich sein kann. Beim Spielen kann es durchaus vorkommen, dass sich die Vierbeiner das hölzerne Holz tief in den Schlund rammen und unter unerträglichen Schmerzen elendig zugrunde gehen. Beim Zerkauen von Stöcken können sich Splitter in Gaumen oder Magen festsetzen, was zu schmerzhaften Entzündungen und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. „Deshalb kriegt Weiko den Stock auch nur zum Tragen als Belohnung ins Maul“, dachte sich sein Frauchen, als sie sich Anfang Januar auf den Weg zur täglichen Spazierrunde machte. An diesem frostigen Morgen war der Boden hart gefroren. Weiko lief frei am Feldrand, als ihm der Stock aus dem Maul fiel und aufrecht stehen blieb. Schnell wollte er ihn fassen und stürzte sich auf sein Spielgerät. „Ich habe Weiko noch nie so schreien hören“: Daniela Müller-Wendel war sofort klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Ihr Hund lief ganz langsam auf sie zu. „Überall war Blut“, beschreibt sie die Szene. „Auf den Pfoten, den Lefzen, auf dem Brustkorb, am Boden“. „Ich dachte nur: Hoffentlich kriegst du ihn irgendwie nach Hause.“ Der 40 Kilogramm schwere Boxer ist für die zierliche Frau kein Leichtgewicht. „Ich hätte ihn auch getragen“, ist sie sich im Nachhinein sicher. Doch der Vierbeiner ist zäh. Es geht ihm während des zehnminütigen Heimwegs aber zusehends schlechter. Schwallartig stößt er Blut aus dem Rachen aus. Mit gesenktem Blick, aber auf eigenen Beinen erreicht er sein Zuhause. Der eilends herbeigerufene Tobias musste an diesem Morgen zum Glück nicht zur Arbeit. Er packte den Hund sofort ins Auto und fuhr zum nächstgelegenen Tierarzt. Es kam auf jede Minute an. Olaf Burkert in Enkenbach hatte für die Sprechstunde geöffnet. Müller war bei seinem Hund, als dieser auf den OP-Tisch gelegt wurde. Blut rann in Strömen auf den Boden. „Es sah aus wie im Schlachthof“, erzählt er und ist bemüht, sich die Erregung nicht anmerken zu lassen. Burkert schloss sofort die Praxis für den normalen Sprechstundenbetrieb und leitete sogleich eine Notoperation ein. Jetzt wurde auch die Schwere der Verletzung sichtbar. Im hinteren Drittel der Zunge hatte Weiko ein Loch. Etwa in er Größe einer Zwei-Euro-Münze hatte er sich die Zunge glatt durchstoßen. Es gelang, die Blutung zu stillen. Dennoch, Dr. Burkert blieb skeptisch, ob der Patient überleben würde. Als der Rüde in der Praxis aus der Narkose erwachte, erbrach er einen „Blutsee“, erzählt Müller rückblickend. „Er hatte sich die frisch genähte Wunde erneut aufgerissen“. Eine zweite Notoperation folgte. Das Bangen nahm kein Ende. Am späten Abend rief der Tierarzt an und meinte, Weiko sei so weit wie möglich stabil und könne mit nach Hause genommen werden. Zwei Nächte verbrachte Herrchen neben seinem treuen Freund, wachte über jeden Mucks, den der Boxer von sich gab. Am dritten Tag schien der Hund das Schlimmste überstanden zu haben. Die unglaublich hohe Schmerztoleranz dieser Rasse und der unbändige Lebenswille Meikos hatten ihn letztlich vor dem Tode bewahrt. Die rund 1500 Euro Tierarztkosten übernehme zum Glück die Versicherung: „So etwas passiert uns nie wieder“, sind sich Müllers einig. |gby

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