Donnersbergkreis Rema will Jugendliche aus Ruanda ausbilden

Die Idee, Schulabgänger aus dem rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda zu Zerspanern auszubilden, wurde erstmals beim Besuch einer Delegation aus dem Donnersberger Partnerdistrikt Gicumbi im Frühjahr konkret. Da war Reiner Rudolphi, Geschäftsführer der Rockenhausener Firma Rema, nach einer Trommel-Vorführung mit dem in Kaiserslautern studierenden Charles in Gespräch gekommen.

Und der hat Rudolphi die richtigen Ansprechpartner vor Ort genannt, so dass er bereits vor der zehntägigen Reise einer deutschen Delegation die Weichen für das Ausbildungsprojekt stellen konnte. In Ruanda wurden weitere Nägel mit Köpfen – unter anderem im Bildungsministerium in Kigali gemacht. Das Projekt „Spa(n)nende Perspektiven in Ruanda“ ist auf einem guten Weg. Geplant ist, dass zunächst drei ruandische Schulabgänger im Jahr 2016 einen einjährigen Sprachkurs in der Nordpfalz absolvieren und danach eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker in der Rockenhausener Firma Rema absolvieren. Danach ist die Rückkehr nach Ruanda geplant, wo die Zerspanungsmechaniker selbst in der Berufsbildung vor Ort tätig werden können. Außerdem ist auch der Aufbau einer Fertigung in Kigali angedacht, in die die Absolventen direkt einsteigen können. „Unsere Pläne sind mit dem Ministerium abgestimmt und müssen nur noch vom Minister ratifiziert werden“, so Rudolphi. Bei der Umsetzung vor Ort, wie Wohnungssuche für die Ostafrikaner, setzt Rudolphi auf Eigeninitiative: „Das muss ich schon selbst irgendwie stemmen.“Und er ist auch da optimistisch, schließlich ist er von dem Ausbildungsprojekt absolut überzeugt. „Durch den Völkermord vor 20 Jahren haben viele Menschen in Ruanda unbeschreibliches Leid erfahren“, so Rudolphi. „Mit unserem Engagement in Ruanda möchten wir die Entwicklung in Ruanda unterstützen und jungen Menschen vor Ort eine berufliche Perspektive geben.“ Von den Ruandern könnten auch die deutschen Auszubildenden viel lernen. Denn auf seiner Bildungsreise durch Ruanda hatte Rudolphi vor Ort erfahren, wie viele Menschen mit großer positiver Lebenseinstellung ihr oftmals nicht einfaches Schicksal meistern. Ein Motivationsproblem werden die Jugendlichen aus Ruanda – im Gegensatz vielleicht zu manch deutschem Kollegen – auf gar keinen Fall haben. Auch die Chancen für den erfolgreichen Aufbau einer Fertigung in Ruanda selbst sieht Rudolphi positiv. „Ich habe hier sehr viele motivierte junge Menschen getroffen.“ Außerdem präsentiert Ruanda seit mehreren Jahren eine sehr gute wirtschaftliche Entwicklung und bemüht sich um den Aufbau eines Industriesektors. Durch die Entwicklung der ostafrikanischen Gemeinschaft mit den Nachbarstaaten Kenia, Uganda, Tansania, Burundi könne hier in den nächsten Jahren ein vielversprechender Absatzmarkt entstehen. Optimistisch stimmt den Geschäftsführer der 40 Mitarbeiter zählenden Firma auch, dass bei den Gesprächen mit ruandischen Behörden eine klare, ganz unbürokratische Linie gefahren worden ist. Etwa bei der Frage der Visa-Erteilungen. Beim Besuch in Ruanda hatte sich auch Jean-Babtiste Bizimana von dem Ausbildungsprojekt in Rockenhausen sehr angetan gezeigt. „Für die Politik in Ruanda ist es wichtig, dass die jungen Menschen ihre Heimat lieben und zurückkehren, um hier etwas aufzubauen“, sagte zum Beispiel der frühere Senator und heutige Beauftragte von Gicumbi, dem Partnerdistrikt des Donnersbergkreises. „Spa(n)nende Perspektiven“ ist derzeit noch ein Ausbildungsprojekt der Rema Fertigungstechnik GmbH. Ab dem Jahr 2015 ist die Umwandlung in ein gemeinnütziges Unternehmen geplant. Langfristig plant der 52-jährige Rudolphi, die „Spa(n)nenden Perspektiven“ zu einer internationalen Ausbildungsakademie weiter zu entwickeln. Bei Rema selbst haben bereits einige Mitarbeiter einen kleinen „Vorgeschmack“ auf das Projekt mit Ruandern erhalten. Drei ostafrikanische Studenten der Automatisierungstechnik an der Technischen Universität Kaiserslautern haben in Rockenhausen einen Praktikumstag gemacht. Dabei hat jeder unter Anleitung eines Meisters drei Werkstücke gefertigt. Auch das hatte Rudolphi damals nach der Trommelvorführung mit Charles so besprochen. Und eben das Ausbildungsprojekt für Schulabgänger aus Ruanda. (lor)

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