Donnersbergkreis Prunksitzung feiert 70 Jahre Kibo-Karnevalgesellschaft und 40 Jahre Jungelferrat

Kreuzfahrer Karlheinz Bieck.
Kreuzfahrer Karlheinz Bieck.

Gleich zwei Jubiläen wurden am Samstag in der fünfstündigen Prunksitzung der Kirchheimbolander Narren in der Stadthalle gefeiert.

40 Jahre waren für den Jungelferrat Grund genug, die Zeit Revue passieren zu lassen. Wer im Publikum zu diesem Zeitpunkt dachte, die Narren gäben eigene Anekdoten preis, lag falsch: Gemimt wurde ein älteres Ehepaar, das 40 Jahre verheiratet ist und im Familienalbum blätterte. Der Clou: Die Erinnerungen ihrer Ehe wurden auf der anderen Bühnenseite gespielt. So zum Beispiel der Kauf einer Puppe für den „kleinen“ Sohn, der im Erwachsenenalter immer noch verhätschelt wird und mit monotonen Antworten die Lachmuskeln des Publikums strapazierte. Der Puppenkauf wurde als TV-Dauerwerbesendung imitiert. Kathrin Würtz als überfreundliche Verkäuferin ließ ihre Echthaar-Puppe (brillant: Felix Willig) sprechen: „Lewwerworscht“ tönte es in tiefer Stimme aus ihr heraus, was einen klasse Überraschungseffekt hatte. Beim Rückblick auf das Geschenk zum 50. Geburtstag für den Ehemann kamen mehrere Tänzer auf die Bühne. Das Skurrile: Die Köpfe und Arme der Tänzer waren in einen riesigen schwarzen Zylinder gehüllt, das Gesicht der Tänzer war auf die Bäuche gemalt, der restliche Körper war an den Beinen der Tänzer befestigt. Einfache Tanzschritte und dennoch purer Spaß! Bei all dem Jubiläumsklamauk gerieten die alltäglichen Probleme jedoch nicht in Vergessenheit. Professor Doktor Ronny Schwaller (Patrik Sommer) gab dem Publikum Tipps rund um die Pubertät. Für Eltern, die ihre Kinder nicht aus dem Bett bekommen und beim Abendessen nur quengelnden Nachwuchs vorfinden, gebe es nur eine Lösung: Das Elternschutzprogramm von Interpol. Und während die Eltern geschützt und mit neuer Identität ihre Ruhe haben, übernimmt die Bundeswehr die Erziehung der Pubertierenden. „Ist die Pubertät erstickt im Keim, schickt Interpol die Eltern heim“, resümierte er. Die Rede lebte von sauberen Reimen, einer abwechslungsreichen Sprache und der stimmlichen Imitation der verschiedenen Parteien. Köstlich das „Ey Alder, chill meine Eltern runter“, das er aus der Perspektive einer Jugendlichen zum Besten gab. Das Publikum lachte Tränen, auch weil Thorsten Schneider alias verzweifelter Narren-Ehemann seine Probleme dem Professor Schwaller anvertraute – ganz anonym natürlich, nur vor der gefüllten Stadthalle… Tim Willig klagte als Jungspund, der gerne mal einen über den Durst trinkt, über seinen Vater, der ihn samstags zum Arbeiten an der heimischen Baustelle verdonnert – total verkatert. Lieder mit selbstgedichteten Texten zu bekannten Melodien sorgten hier für einen besonderen Humor. Carolin Broschinski und Sitzungspräsident Rainer Conrad brillierten als Ehepaar Denz in einem Elterngespräch, gespickt mit Witzen, die die Klassenlehrerin (Kathrin Würtz) ihres Sohnes Karl Ingo Benjamin Oskar – kurz „Kibo“ – an ihre Geduldsgrenze brachten. Besonderes Sahne-häubchen am Ende der Rede: Die beiden erwarten ein weiteres Kind – namens Resi Denz. „Riwwer Niwwer“ glänzten eben-falls mit Wortwitzen. Als Märchenfiguren, die durchzechte Nächte hatten und sich gerne gegenseitig mal einen sprachlichen Seitenhieb geben, brachten sie sowohl mit den Wortbeträgen als auch mit den Gesangseinlagen die Stimmung zum Kochen. Kaum einer konnte sich da noch auf seinem Stuhl halten. Gleiches Bild beim Vortrag von „MFT“, dem Nachwuchs der Willig-Familie, der das Geschehen in einer Nervenklinik auf die Bühne brachte. Die gute Abwechslung zwischen witzigem Wortvortrag und klasse Liedbeiträgen von Moritz, Felix und Tim mit ihrem Vater Kai waren einer der vielen Höhepunkte des Abends. Vor einem vor Begeisterung tobendem Publikum feierten die Kibo-Hexen eine Premiere mit ihrem Rollator-Tanz. Super umgesetzt: Egal, ob alle synchron ihren Rolli schoben, wild damit über die Bühne sausten oder dann zu AC/DC ihre wilde Seite zeigten – diese Damen machten einfach Spaß! Weniger Spaß hatte Büttenredner Karlheinz Bieck, der auf einer Kreuzfahrt leider altbekannte Gesichter aus Kibo traf. Mit ordentlich Witz und Tempo nahm er auch das Stadtgeschehen auf’s Korn. Auch Protokoller Ernst-Ludwig Huy nahm das vergangene Jahr unter die Lupe: Über Größenwahn bezüglich der Reaktivierung der Zellertalbahn oder den geplanten, glatten Fahrstreifen für Rollatoren im Stadtkern – mit seinen Reimen brachte er das Publikum zum Lachen. Für Stimmung sorgten ebenfalls die Chaosnarren mit einem Mario-Kart Sketch, die Popkörner (Leitung: Matthias Malinowski, Gregor Weyers, Michael Broschinski) und die Kibo-Nachtschwärmer mit treffsicheren Gesangseinlagen. Tänzerisch spielte der „Kibo“-Karneval wieder einmal in einer eigenen Liga: Die perfekt synchronisierte Garde und Funkenmariechen Mina Schneider sorgten, wie es längst Tradition ist , für Stimmung. Regelrechte Geschichten erzählten auch die Showtänze der Ballettschule „Flex & Point“. Batman flog über die Stadt, und bei „Mamma Mia“ kam man ins Träumen: Klasse Kostüme, Bewegungen, die mit der Musik verschmolzen – ein unglaublich hohes Niveau, das das Publikum zum Staunen brachte. Die Leitung hatten Kristine Uhl und Nora und Lisa Fröhlich.

Die Kibo-Hexen rockten mit Rollator die Bühne.
Die Kibo-Hexen rockten mit Rollator die Bühne.
Die großartige Fasnachtsfamilie Willig in ihrem Element.
Die großartige Fasnachtsfamilie Willig in ihrem Element.
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