Donnersbergkreis Orchester ist stilistisch breit aufgestellt

Beim Frühjahrskonzert vor über 250 Besuchern im Haus Gylnheim durfte sich der Göllheimer Musikverein nicht nur im Glanz seines Jubiläums sonnen: 30-jähriges Bestehen ist einer schnelllebigen Zeit schon ein Erfolg, doch der Verein scheint mit einem großen Jugendorchester sowie einem stattlichen Hauptorchester mit über 35 Aktiven personell und auch leistungsmäßig gut für die Zukunft gerüstet und war stilistisch zudem breit aufgestellt für vielfältige konzertante Aufgaben.

Lediglich hinsichtlich programmdramaturgischer Planung war man nicht bestens beraten; die Vortragsfolge des eigentlichen Jubilars wurde einmal durch die Ehrungen, zweitens durch eine überlange Pause und drittens durch die ebenfalls zu lange Vortragsfolge des Gastchors „Spirit in Motion“ unterbrochen. Wenn dann die eigentliche zusammenhängende Vortragsfolge erst um 22.30 Uhr beginnt, ist für viele – Hörer wie Musiker – die Luft raus und mancher trat den Heimweg an. Schade! Der Reihe nach: Das Jugendorchester nahm grundsätzlich die Chance zur positiven Selbstdarstellung wahr: Filmmelodien aus Disney-Erfolgen sowie zum Kinderfilm-Klassiker „Pippi Langstrumpf“ oder der „Groovemeister“ waren von Dirigent Matthias Wohl sorgfältig auf die spielerischen Möglichkeiten eines aufstrebenden Jugendorchesters abgestimmt worden. Das galt dagegen nicht für klassische Klangbeispiele wie die bearbeitete Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini oder die Farandole von Bizet. Beide Stücke leben von einer gewissen spielerischen Brillanz und vor allem Rasanz; sie in halbem Tempo mit angezogener Handbremse in schreitenden Viertel zu interpretieren, ist keine glückliche Lösung. Mit den Ehrungen verdienter Musiker, gemeinsamen Programmpunkten (Jugend- und Hauptorchester) sowie einem zusätzlichem Flötentrio wurde der zeitliche Ablauf dann bei weitem gesprengt, die Geduld der Besucher auf eine harte Probe gestellt. Mit dem Pop- und Gospelchor „Spirit in Motion“ konnte sich ein Klangkörper nachdrücklich für weitere Konzerte dieser Art empfehlen, der zwar erst seit 2000 besteht, aber mit seiner lebendig-beschwingten und manchmal tänzerisch-choreographischen Präsentation für eine neue Note sorgt. Der von Christine Franz vom Keyboard aus sicher geleitete gemischte Chor glich das Manko fehlender Männerstimmen klanglich gut aus. Im ständigen Wechselspiel aus verschiedenen Soli und Tutti entwickelte sich bei Evergreens und Gospels ein kurzweiliger Vortragsblock, der allerdings ohne Moderationsansage von Solisten und Komponisten ermüdend wirkte. Dennoch blieb der Gesamteindruck einer chorischen Gemeinschaft von klanglicher Homogenität und Expressivität mit großem Entwicklungspotenzial. Mit lautmalerischen Begleitungen, Vokalisen und Episoden im Scat- und auch Sprechgesang geht der Chor eigene Wege. Im Überschwang der musikantischen Begeisterung wurden manchmal auch die grundsätzlich erarbeitete stimmliche und intonatorische Reinkultur aufgegeben. Zu vorgerückter Stunde setzte dann das Hauptorchester des Musikvereins Göllheim verspätet seine Vortragsfolge aus verschiedenen Stilbereichen fort. Es festigte sich der Eindruck, dass der Klangkörper unter dem jetzigen Dirigenten Jens Göngrich an Leistungsstärke gewonnen hat. Das Blasorchester klingt sehr ausgewogen, da wurde die „Celebration Ouvertüre“ von Kees Vlak subtil und detailliert ausgefeilt. Mit Akribie und Esprit war auch ein Medley mit Melodien aus dem Kultmusical „Lion King“ nach Elton John ein Hochgenuss, gefolgt von einem weiteren Reigen seiner größten Erfolge im vielfältigen Genre zwischen Pop, Rock oder Blues bis hin zu lyrischen Balladen. Stets fiel bei der Vortragsfolge der gepflegte Wohlklang auf, dynamisch und agogisch von Jens Göngrich inspiriert und zuvor in der Konzertgemeinschaft mit dem Jugendorchester schon bei der Widmung „Laurena“ von Johan Nijs vielfach bewährt.

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