Donnersbergkreis Jetzt sollen die Bürger mitreden können

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Mit der Übergabe der Förderbescheide durch den rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz in der Mühlenstube der Bäckerei Schmidt in Dreisen fiel gestern offiziell der Startschuss für die zweite Runde des Projekts „Digitale Dörfer“, an dem die Verbandsgemeinden Göllheim und Eisenberg als Pilotgemeinden beteiligt sind.

Die „Digitalen Dörfer“ sind ein Gemeinschaftsprojekt des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern, der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz und der Verbandsgemeinden Göllheim, Eisenberg und Betzdorf-Gebhardshain im Westerwald. Bei dem Projekt geht es, kurz gesagt, darum, im ländlichen Raum mit Hilfe digitaler Vernetzung Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich das Leben zu erleichtern, etwa per Mitbringservice Einkäufe zu koordinieren oder Nachbarschaftshilfe zu organisieren. Die digitalen Hilfsmittel dafür, derzeit vor allem eine App, denkbar wäre aber auch etwa ein Internet-Portal, wurden im Fraunhofer-Institut entwickelt und den Verbandsgemeinden zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Bürger können sich die App auf ihr Smartphone oder Tablet laden und Angebote und Nachfragen einstellen. Die erste Runde der „Digitalen Dörfer“ bestand aus zwei jeweils vierwöchigen Testphasen. In der zweiten Runde sollen jetzt die Bürger selbst noch stärker eingebunden werden. Bäckermeister Wolfgang Schmidt, einer der Teilnehmer von Unternehmerseite, ist mit den Erfahrungen, die er gemacht hat, recht zufrieden. „Wir hatten fast jeden Tag eine Bestellung. Die ist auf der digitalen Plattform eingelaufen, ich habe online gestellt, wenn sie fertig war, dann kam ein Fahrer und hat das abgeholt“, erläutert er die Vorgehensweise. Allerdings, räumt man von Verwaltungsseite ein, war es nicht immer ganz einfach, freiwillige Fahrer zu finden. „Oft hat das dann jemand von uns gemacht“, sagt der Göllheimer Koordinator Thomas Peter. Das liege, so vermutet er, wahrscheinlich auch daran, dass das Projekt noch nicht bekannt genug und mit je zweimal vier Wochen auch nicht lange genug gelaufen sei. „Bis die Bürger verstanden hatten, worum es ging und wie sie sich beteiligen konnten, waren die vier Wochen schon wieder vorbei“, so Peter. Deshalb waren es wohl auch nur knapp 100 Personen, die in der VG Göllheim Interesse gezeigt haben, was aber noch nicht bedeutet, dass sie auch alle aktiv teilnahmen. Hier soll in der zweiten Phase angesetzt und nachgebessert werden. Dabei sollen, erläutert IESE-Projektleiter Steffen Hess, in Workshops oder Foren gemeinsam mit den Bürgern neue Vernetzungs- und Nutzungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Es sollen auch gezielt bestimmte Gruppen, etwa Vereine, jüngere Menschen oder Senioren, angesprochen werden. Auf diese Weise soll es nicht nur einfacher sein, die Bedürfnisse in der Kommune zu erkennen, sondern auch maßgeschneiderte Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die zweite Phase, die derzeit vorbereitet wird und im Sommer dann beginnen soll, dauert bis 2019 und ist auch nicht mehr auf zweimal vier Wochen begrenzt. Das Fraunhofer-Institut bekommt dafür vom Land 1,35 Millionen Euro, dazu kommen 180.000 Euro für jede beteiligte VG. „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, dass das Gefühl, abgehängt zu sein, im ländlichen Raum nicht um sich greift“, sagte Innenminister Lewentz, der darauf hinwies, dass immerhin 90 Prozent aller Gemeinden in Rheinland-Pfalz weniger als 2000 Einwohner hätten. Info: Wer mehr wissen möchte, findet Informationen auf www.digitale-doerfer.de.

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