Donnersbergkreis „Jedes Alter ist schön“

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KIRCHHEIMBOLANDEN. Nur gut 100 Personen zog es am Samstag zum Kabarettabend mit Bill Mockridge in der Stadthalle an der Orangerie. Unter dem Thema „Alles frisch?“ ging es charmant und amüsant ums Älterwerden und die Fitness im Alter. Was als Multimedia-Show angekündigt war, entpuppte sich als unterhaltsame, aber monomediale Einmann-Show.

„Als ich heute nach Kirchheimbolanden hereinfuhr, war ich begeistert von der blühenden Allee und dann von der tollen Anlage mit der Orangerie. Und dann diese wunderbare Halle. Und dieses tolle Publikum. All das wäre jeder Kurstadt würdig“, begrüßte Bill Mockridge die Anwesenden. Mit Anekdoten wie „Ich war letzthin beim Einkaufen. Wussten Sie, dass es zig verschiedene Sorten Salz gibt? Salz ist in! Es gibt weißes, rosanes und schwarzes, vom Toten Meer oder Himalaya. Da war auch ein Salz aus den Anden. Da stand drauf: Über 2000 Jahre alt und auf der Rückseite das Haltbarkeitsdatum 2017. Das ist doch verrückt!“, brachte er das Publikum in Stimmung und führte es ins Thema ein. „Alles muss heute frisch sein. Das Salz genauso wie der Mensch.“ Dann analysierte er die unterschiedliche Selbstwahrnehmung beim Älterwerden von Männern und Frauen. „Während Frauen täglich vorm Spiegel stehen und jede Haarverfärbung und jedes Fältchen zum Anlass nehmen, die Anti-Aging-Abteilung der Drogeriemärkte zu besuchen, brennt sich bei Männern das Selbstbild des 18-Jährigen in die geistige Festplatte ein. Irgendwann kommt aber der große Schreck. Dann wird der alternde Mann Mitglied in einem Fitnessstudio.“ Mockridge berichtete von Eigenbeobachtungen wie den zunehmenden Selbstgesprächen oder von Altersstöhngeräuschen, die er beim Aufstehen oder Hinsetzen macht. Er erzählte vom gescheiterten Versuch, mit der Fernbedienung zu telefonieren, der Neigung, am liebsten alles im Wohnzimmersessel sitzend zu tun und zunehmenden Gewichtsproblemen. Er vermittelte alltägliche Situationen, in denen er vergisst zu tun, was er gerade noch im Sinn hatte. Des Weiteren berichtete er von ausgefallenen Sex-Erfahrungen im Alter. „Am Montag - ausgefallen, Dienstag - ausgefallen ...“ Für das überwiegend ältere Publikum waren seine Geschichten gut nachvollziehbar. In vielen Facetten spiegelten sie wider, was wohl jeder Einzelne schon einmal in seinem eigenen Alterungsprozess erlebt hatte. Für die Jüngeren dagegen waren es erheiternde Zukunftsszenarien. „Ich kannte Bill Mockridge aus der TV-Serie Lindenstraße. Ihn einmal live zu erleben, war für mich Auslöser, heute Abend hierher zu kommen. Ich muss sagen, es gefällt mir sehr gut, auch wenn ich noch etwas Abstand zum Thema Alter habe“, meinte Eliza Schafar. Erich Morschhäuser, der mit einer Gruppe syrischer Flüchtlinge zur Veranstaltung gekommen war, meinte: „Ich finde es toll, dass der Veranstalter der Flüchtlingshilfe Freikarten zur Verfügung stellt. Das ist für die jungen Syrer die beste Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Und Anreiz. So unter Menschen zu kommen, macht Integration möglich.“ Zu Beginn der zweiten Hälfte seines Programms begrüßte Mockridge die Gruppe Flüchtlinge ausdrücklich und zollte ihr Respekt. Dann zeigte er auf, wie er sein Leben nach der Pensionierung umgekrempelt hat. Er kritisierte den Trend, sich seine Jugend mit Schönheitsoperationen zu erhalten. Stattdessen hielt er ein Plädoyer für die Falten, die das Leben schreibt, indem er meinte: „Ein Gesicht ohne Falten ist wie ein Stadtplan ohne Straßen“. Er berichtete von seinen erfolglosen Diäten, von Sauerkrautsaft und Kohlsuppe von Weight Watchers und Valiumdiät. Erst mit einem konsequenten FDH (Friss die Hälfte) und fünf „L“ nahm er schließlich 17 Kilo ab. Die fünf „L“ stehen bei ihm für Laufen, Laben, Lernen, Lieben und Lachen und sind wesentlich dafür verantwortlich, dass er seine körperliche, geistige und seelische Frische wiedererlangen konnte und aufrechterhält. Laufen heißt Bewegung. Schwitzen gehört unbedingt dazu, aber kein Übertreiben. Laben heißt Genießen anstatt Fressen und Saufen. Da ist eine langsam gegessene halbe Portion vollauf genug. Aktive Beschäftigung mit Neuem, ob es eine andere Sprache, ein Hobby oder Reisen ist - Neues mit Interesse aufnehmen, geht in jedem Alter. Beim Lieben geht es für ihn um den Kontakt mit dem Anderen. Das meint Kuscheln, Berühren, sich Wertschätzen ebenso wie Sex, der im Alter im Übrigen viel entspannter sei, als in jungen Jahren. Das Lachen schließlich steht für optimistische Lebensfreude, die das Leben lebenswert macht. Dabei verwies er darauf, dass Kindergartenkinder etwa 20 Mal häufiger lachen als Erwachsene. Fazit „Man muss sein Alter annehmen, wie es ist. Jedes Alter ist schön, wenn man den Augenblick genießt,“ entließ er das Publikum gut gelaunt nach zwei heiter-besinnlichen Stunden.

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