Eisenberg „Frau Anneliese“ vom Land für ihr Engagement geehrt

Auch im Erzählcafé hat sich Ecker-Henn (Zweite von links) engagiert.
Auch im Erzählcafé hat sich Ecker-Henn (Zweite von links) engagiert.

In Eisenberg ist sie vor allem „Frau Anneliese“ und bekannt wie ein bunter Hund, wie es der Landrat formuliert: Anneliese Ecker-Henn. Jetzt hat sie die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz erhalten – für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe.

Man kennt sie als „Frau Anneliese“ oder „Mutter von Eisenberg“: Anneliese Ecker-Henn. Vielseitig engagiert, da anpackend, wo Hilfe benötigt wird. Wenn man Ecker-Henn fragt, woher das bei ihr kommt, diese Lust, andere zu unterstützen, dann kommt die Rede schnell auf ihren Vater. Auch er sei aus ähnlichem Holz geschnitzt gewesen, hat sich vielfach ehrenamtlich betätigt – und war seiner Tochter, die 1951 in Oberweiler-Tiefenbach im Lautertal geboren wurde, stets ein großes Vorbild.

Ecker-Henn hat gerne mit Menschen zu tun. Sie hat auf Lehramt studiert, war 40 Jahre lang im Schuldienst tätig (davon 38 Jahre an der Georg-von-Neumayer-Schule in Kirchheimbolanden), ehe sie 2015 pensioniert wurde. Ihren Beruf habe sie stets mit viel Engagement ausgeübt und immer Freude daran gehabt. Und klar, auch da war sie eine Kümmerin. Mehr als 20 Jahre habe sie als Personalratsvorsitzende ihrer Schule die Interessen ihres Kollegiums vertreten, etwa auch bei der Abschaffung von angeordneter Mehrarbeit ohne Zeitausgleich. „Mein Einsatz brachte mir nicht immer die Beliebtheit bei meinen Vorgesetzten ein, obwohl es stets ein fairer, wenn auch manchmal harter Austausch war“, betont sie.

Gerne erinnere sie sich an die von ihr organisierten Studienreisen mit 30 Kollegen in die Türkei und nach Griechenland sowie an diverse Klassenfahrten, an das Überlebenscamp im Stumpfwald und an ihre Fahrten mit Zehntklässlern nach London. Selbst nach ihrer Pensionierung habe sie noch eine zehnten Klasse nach Berlin begleitet, weil sie sich auskannte und den Schülern ein optimales Programm bieten wollte.

Klar, dass so eine Pensionierung dann auch immer erst einmal eine Umstellung ist. Und das dann da plötzlich viel Zeit ist, die genutzt werden will. „Nach meiner Pflichtpensionierung – ich bin der Meinung, arbeitswillige, gesunde Menschen sollten so lange als möglich arbeiten dürfen – arbeitete ich noch drei Jahre als pädagogische Hilfskraft in der nachmittäglichen Hausaufgabenbetreuung an meiner Schule“, erzählt sie. Bis 2021 war sie Vorsitzende des Fördervereins. Außerdem engagierte sich die Eisenbergerin schon früh im Kneippverein, später im Seniorenbeirat und auch im Presbyterium der protestantischen Kirchengemeinde, ist Wahlhelferin im Rathaus, war bis 2021 Mitglied im Kulturverein und ist seit Jahren Helferin beim Lesesommer.

So wurde sie zu „Frau Anneliese“

„Zur Frau Anneliese wurde ich im Dezember 2015 als ich den Internationalen Kirchenkochclub leitete, bei dem sich ausländische und deutsche Bürger aus Eisenberg zum gemeinsamen Kochen trafen. Pfarrerin Burmeister hat mich da dazu geholt“, erinnert sich Ecker-Henn. Die Aktion sollte einmalig sein, am Ende seien fast drei Jahre daraus geworden. Gerichte aus Syrien, Afghanistan, dem Iran und Europa seien gekocht worden. „Durch Sissi Lattauer kam ich dann zur eigentlichen Flüchtlingsarbeit. Sie bat mich, vier Menschen zu unterrichten, die unbedingt Deutsch lernen wollten“, erinnert sie sich.

Innerhalb kurzer Zeit seien immer mehr Lernwillige dazugekommen und so sei sie bald von 18 bis 20 Uhr, oft auch länger, im Treff in der Pestalozzi-Straße gewesen, um Deutsch zu lehren und die Flüchtlinge auf ihre Prüfungen vorzubereiten. „Sobald mein Auto vor dem Treff gesichtet wurde, kamen und kommen bis heute jede Menge geflüchtete Menschen, die ich in diversen Angelegenheiten unterstütze“, sagt Ecker-Henn. Ihre Hilfen seien vielseitig: einmal fungiere sie als Beraterin und Betreuerin auch bei schweren Krankheiten, fahre Menschen je nach Notlage überall hin, im Ernstfall auch nachts, suche Ärzte, die nach Möglichkeit die gleiche Sprache sprechen, betreue Kinder nach der Schule und halte Rücksprache mit Lehrern.

Früher habe sie auch Menschen zur Botschaft in Bonn begleitet, bis Deutsche nicht mehr hineindurften. „Außerdem habe ich mich in den Dschungel der deutschen Bürokratie eingearbeitet, kann alle Anträge von Jobcenter oder Kreisverwaltung ausfüllen, habe inzwischen einen guten Kontakt zur AOK, helfe bei Wohnungsproblemen, Umzügen oder Sperrmüll“, so Ecker-Henn. Dankenswerterweise könne sie dabei auf den Kirchenbus zurückgreifen, betont sie. Sie spreche außerdem, wenn nötig, mit der Polizei, lese die Post und erkläre sie so lange, bis die Inhalte verstanden werden.

„Vor Corona habe ich dreimal jährlich einen Ausflug organisiert, bei dem sich die Anzahl der Teilnehmenden von 40 auf 100 steigerte“, sagt sie stolz. Neben ihren herkömmlichen Deutschkursen an der Kreisvolkshochschule habe sie auch Alphabetisierungskurse für Frauen mit kleinen Kindern installiert, für die sie 2018 von der damaligen rheinland-pfälzischen Familienministerin Anne Spiegel den Integrationspreis erhalten hat. „Mein Ziel war, Frauen mit Kleinkindern aus dem Haus zu holen und ihnen eine Perspektive zu bieten – beim neuen Kurs, der leider ohne Kinder stattfindet und sich auch an türkische Frauen richtet, wurde ich vom Moscheeverein unterstützt“, betont sie.

Ehrenamt als Full-Time-Job

Die Liste der Hilfestellungen von Ecker-Henn könnte noch unendlich weitergehen: Deutschkurse während der Sommerferien, Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder, Unterstützung bei Bewerbungsschreiben nach der Ausbildung zum Job-Coach des Donnersbergkreises, Begleitung zu Vorstellungsgesprächen, Unterstützung beim dualen Studium und bei der Ausbildung von Geflüchteten, Vermittlerin von Ausbildungsplätzen und häufig auch Vermittlerin zwischen den Kulturen.

„Mein Ehrenamt ist mittlerweile ein Full-Time-Job, der mich manches Mal an die Grenzen meiner Belastbarkeit bringt, mir aber trotzdem Freude macht, besonders wenn ich die Ergebnisse und die Dankbarkeit der Menschen sehe“, sagt sie und ergänzt: „Meine Vision wäre eine international geprägte Stadt Eisenberg, in der sich Menschen ohne Vorbehalte begegnen. Aus diesem Grund bin ich auch dem neuen Verein „Bürger für Bürger“ beigetreten und dort nun zweite Vorsitzende.

Lob von der Verwaltung

Bei der Überreichung der Ehrennadel gab es für Ecker-Henn Lob von Landrat Rainer Guth (parteilos). Ecker-Henn sei in Eisenberg bekannt wie ein bunter Hund, sagte er. Gut erinnere er sich an ein gemeinsames Kochen mit ihr und Flüchtlingen. „Sie hat immer ein offenes Ohr für ihre Schützlinge und ist ein viel gesehener Gast im Kreishaus. Wir sollten mal eine Ecker-Henn-Bank für den Wartebereich anschaffen oder ihr einen Schlüssel geben“, meint er scherzend.

Als „Frau Anneliese“ oder „Mutter von Eisenberg“ sei sie Anlaufstelle für alle möglichen Probleme, die sie durch ihre hohe Energie, ihre Resilienz und ihren reichen Erfahrungsschatz immer entschlossen angehe. „Die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, die eine hochgeschätzte Anerkennung ist, überreiche ich deshalb mit meinem ausdrücklichen persönlichen Dank“, sagt Guth. Außerdem gratulieren Eisenbergs Bürgermeister Bernd Frey (SPD) und Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG).

Guth und Frey (rechts) gratulieren Ecker-Henn.
Guth und Frey (rechts) gratulieren Ecker-Henn.
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